„Ich hatte ein ungutes Gefühl“Kerpenerin rettet Hund von dubiosem Händler das Leben

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Susanne Lintermann ist glücklich mit ihrer Hündin Amy. Als sie das Tier vor rund einem Jahr bekommen hat, befand sich „Amy“ allerdings in schlechter Verfassung.

Susanne Lintermann ist glücklich mit ihrer Hündin Amy. Als sie das Tier vor rund einem Jahr bekommen hat, befand sich „Amy“ allerdings in schlechter Verfassung.

Rhein-Eft/Kerpen – Der Lockdown bewirkt einen wahren Haustier-Boom. Das ruft aber nicht nur seriöse Händlerinnen und Händler auf den Plan. Wie berichtet, hat das Kreisveterinäramt in den vergangenen Wochen vermehrt Hundewelpen aus dubiosen Geschäften beschlagnahmt. Auch die Tierheime warnen vor dem illegalen Handel mit Tieren, die meist aus dem Ausland kommen. So eine Erfahrung hat auch Susanne Lintermann (57) aus Kerpen-Horrem vor rund einem Jahr gemacht.

In den vergangenen 25 Jahren hat sie zusammen mit ihrem Mann Rolf (58) bisher elf Hunden aus deutschen Tierheimen und ausländischen Organisationen ein neues Zuhause gegeben. Zurzeit haben die Lintermanns drei Tiere.

Viel im Internet unterwegs, stieß sie bei Facebook auf eine Seite, die wie eine Seite von Tierschützern aufgebaut war. Es wurden Rassehunde und Welpen angeboten, auch die kleine Hündin „Amy“, die Susanne Lintermann gleich in ihr Herz schloss. Sie nahm Kontakt mit der ungarischen Vermittlungsstelle auf und bat um weitere Informationen zu Amy und zur Abwicklung.

Kerpenerin hat ein ungutes Gefühl beim Hundekauf

Seriöse Vermittler kommen im Normalfall zur Vorkontrolle, um sicherzustellen, dass das Tier nicht nur in ein liebevolles, sondern auch in ein tiergerechtes Zuhause kommt. Bei der Übernahme muss das Tier gechipt sein, die Tollwutimpfung 21 Tage zurückliegen und der EU Impfpass ausgehändigt werden.

Doch bei dieser Vermittlungsstelle sei alles anders gewesen, sagt Susanne Lintermann. Keine Kommunikation, keine Information, kein Vorkontrollenbesuch. Ein derartiges Vorgehen war Susanne Lintermann fremd, sie hatte ein ungutes Gefühl. Und sie wollte Hündin „Amy“ helfen. Nach vier Wochen unruhiger Wartezeit kam dann der Vertrag, ein kurzes Telefonat in gebrochenem Deutsch avisierte die Ankunft des Tieres für den 9. Mai 2020. Die „Schutzgebühr“ von 360 Euro verlangte der Vermittler in bar.

Tierarzt findet schwer ansteckende Parasiten bei Hündin

Die Freude über die Ankunft ihrer neuen Hündin war groß, aber ebenso das Entsetzen über die Verfassung des Hundes. Das Tier hatte eine frische Kastrationsnarbe am Bauch. Ein Tierarzt untersuchte es und fand Fäden im Bauch und Giardien, das sind schwer ansteckende Parasiten. Die nachfolgenden Arztkosten zur Bekämpfung des Durchfalls, die medizinische Behandlung der beiden anderen Hunde, „Pit“ und „Sora“, sowie die Desinfektion des gesamten Hauses, kosteten weitere 800 Euro.

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Zwar ist aus der scheuen, kranken „Amy“ inzwischen ein fröhlicher und agiler Hund geworden. Aber diese Erfahrungen haben Susanne Lintermann keine Ruhe mehr gelassen und ihr schlaflose Nächte bereitet. Seit einem Jahr ist sie in regem Kontakt mit Institutionen, Organisationen und Tierschützern, die sich für den Tierschutz einsetzen. So hat zum Beispiel die globale Tierschutzorganisation „4 Pfoten“ eine Internetseite eingerichtet, auf der Betroffene um Hilfe bitten können.

„Mir tun die Muttertiere leid, die von ihren Vermehrern in unzumutbaren Verschlägen gehalten werden.“ Helfen könnte nach Ansicht von Susanne Lintermann ein Gesetz, das unseriösen Vermittlern die Einreise verbiete.

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