Dauerlüftung in SchulenWie Kinder den eisigen Temperaturen im Klassenraum trotzen

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Charlotta findet ihren Poncho mit den roten Füchsen super. Sie hat die Hände frei im Unterricht, und warm ist er obendrein.

Charlotta findet ihren Poncho mit den roten Füchsen super. Sie hat die Hände frei im Unterricht, und warm ist er obendrein.

Pulheim – „Könnten Sie bei sieben Grad im Klassenzimmer lernen?“, fragt Julia Ellmann. Ihre zwei Töchter, die achtjährige Charlotta und die sechsjährige Mathilda, können das jedenfalls nicht. Und da sind sie nicht die Einzigen. Tagtäglich schleppen viele Grundschüler der katholischen Grundschule Kopfbuche Wolldecken in den Klassenraum, um sich zwischen Mathe und Deutsch ein wenig aufzuwärmen. Alle 20 Minuten wird gelüftet, in vielen Klassenräumen steht das Fenster sogar den ganzen Tag offen. Sicher ist sicher. Aber auch ganz schön kalt und ungemütlich.

Barbara Tuchscherer hat Schulponchos für ihre Enkel genäht.

Barbara Tuchscherer hat Schulponchos für ihre Enkel genäht.

„Wir konnten nicht länger mit ansehen, wie die Kinder frieren und den halben Tag die Decken über den Klassenboden schleifen“, erklärt Julia Ellmann. Eine Idee musste her. Mit Beatrice Englaender tüftelte sie im gemeinsamen Stoffladen „Eine Tüte Buntes“, und ein neues Kleidungsstück entstand: der Schulponcho. Aus hochwertigem farbenfrohem Baumwollmix mit kuscheligem veganen Teddyfutter.

Bestellungen aus Frankreich, Österreich und der Schweiz

Charlotta und Mathilda trugen ihn im Unterricht zur Probe und waren begeistert. „Meiner ist hellblau, und es sind rote Füchse drauf“, freut sich Charlotta. „Er ist super gemütlich, und ich habe die Hände frei zum Schreiben.“ Das fanden auch viele Mitschüler und deren Mütter, die sowieso in Corona-Zeiten die Nähmaschine wieder für sich entdeckt hatten. Sie können das Näh-Set mit Anleitung und einem bunten Stoff nach Wahl im Laden kaufen. Die Idee kam an. „Sogar aus Frankreich, Österreich und der Schweiz kamen Bestellungen. Das war schon der Wahnsinn“, freut sich Beatrice Englaender.

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Auch Barbara Tuchscherer aus Pulheim war von der Idee begeistert und hat schon drei Ponchos mit Pferdemotiven genäht. „Ist aber noch geheim“, verrät sie augenzwinkernd. „Es sind Weihnachtsgeschenke für meine Enkel. Das ging ganz fix und hat nicht mal eine Stunde pro Poncho gedauert.“ Mit den Schulponchos schenke man auch Wärme und eine zärtliche Umarmung, findet Englaender. Ein schöner Trost in dieser seltsamen Zeit.

„Wir wollen, dass es den Kindern gut geht“, sagt sie nachdrücklich. „Sie haben es gerade nicht leicht. Sie können kaum Freunde treffen und freuen sich jeden Tag, dass sie in die Schule gehen dürfen.“ Die Erfolgsgeschichte des Schulponchos geht aber noch weiter. „Was ist mit uns Lehrern?“, kam die berechtigte Frage und damit die nächste Idee. Julia Ellmann: „Jetzt freuen sich auch die Großen. Ab sofort gibt es Näh-Sets für Erwachsenen-Ponchos.“

www.eine-tuete-buntes.de

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