KirchenstreikPulheimerinnen protestieren für Veränderungen in katholischer Kirche

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Mit weißen Tüchern und Plakaten demonstrierten Frauen der KFD vor der Kirchenpforte St. Cornelius in Geyen.

Mit weißen Tüchern und Plakaten demonstrierten Frauen der KFD vor der Kirchenpforte St. Cornelius in Geyen.

Pulheim-Geyen – Sie sind enttäuscht von der katholischen Kirche. Das ist spürbar, als sie mit weißen Tüchern und Plakaten vor der Pforte der Kirche St. Cornelius in Pulheim-Geyen stehen. Eine stille Demonstration engagierter Frauen, die grundlegende Veränderungen fordern. „Ohne unsere ehrenamtliche Tätigkeit wäre die katholische Kirche undenkbar“, sagt Maria Korte von der KFD (Katholische Frauengemeinschaft Deutschland) für Brauweiler, Geyen und Sinthern. „Doch eine echte Teilhabe auf Augenhöhe findet nicht statt.“ Daher schlossen sie sich der Aktion Maria 2.0 an und traten am Samstag für eine Woche in den Kirchenstreik.

Ihre Forderungen sind klar formuliert: Die verkrusteten Hierarchien müssen weg. „Umdenken, Neues wagen“ steht auf einem Plakat, auf einem anderen das durchgestrichene Wort „Zölibat“. Am Eingangsportal haben sie ihre Thesen und einen Brief an den Papst aufgehängt. Manche Gottesdienstbesucher fühlen sich gar an Luther erinnert. Und tatsächlich, die bundesweite Aktion könnte zu einer Reformbewegung in der Kirche werden.

Pastor nicht begeistert

Begonnen hat alles in Münster in der Gemeinde Heilig Kreuz bei einer Diskussion über die aktuelle Situation in der Kirche, in der sich viele Frauen immer unwohler fühlen. „In ihrer Mitte dulden sie nur eine Frau, Maria. Auf ihrem Sockel. Holen wir sie in unsere Mitte.“ Damit wurde die Aktion Maria 2.0 ins Leben gerufen mit einem offenen Brief an den Papst, der bereits am ersten Tag von mehr als 10.000 Frauen unterzeichnet wurde.

Die KFD-Frauen fordern grundlegende Veränderungen in der katholischen Kirche, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Die KFD-Frauen fordern grundlegende Veränderungen in der katholischen Kirche, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Die Frauen fordern, dass die Kirche alle Missbrauchsfälle aufklärt, Vertuschung und Verdunklung durch Amtsträger unterlässt und den Pflichtzölibat abschafft. Sie wollen an Entscheidungen beteiligt werden und fordern Zugang zu allen Ämtern der Kirche. Dass der Papst am Freitag eine Meldepflicht für Fälle sexuellen Missbrauchs erlassen hat, lässt sie unbeeindruckt. „Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit“, sagt Maria Korte. „Aber eine Meldepflicht an staatliche Stellen ist leider nicht vorgesehen.“

Das Verständnis für die Aktion sei zunächst groß gewesen. Doch dann hätten einige gefragt: „Warum macht ihr das? Wir haben hier in Pulheim doch gar keine Missbrauchsfälle. Lassen wir lieber alles, wie es ist.“ Auch der Pastor sei von der Aktion nicht begeistert gewesen. Korte: „Dabei richtet sich die Aktion überhaupt nicht gegen ihn, sondern gegen die verkrusteten Hierarchien übergeordneter Stellen der katholischen Kirche.“

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, sind die Frauen nun in einen einwöchigen Kirchenstreik getreten, von Samstag an bis zum 18. Mai werden sie keinen Fuß in eine Kirche setzen und ihre Ehrenämter ruhen lassen. „Das ging heute schon los“, erklärt Maria Korte, die sonst im Ausschuss „Feste feiern“ und als Lektorin aktiv ist, außerdem leitet sie Wortgottesdienste. „Wir hatten eine Jubelkommunion ehemaliger Kommunionskinder. Dieses Mal ohne Dekoration. Und die Bewirtung mussten die Männer übernehmen.“

„Warum bist du noch in diesem Verein?“

Die katholische Bücherei in Geyen bleibt in dieser Woche geschlossen, in der Kirche St. Martinus in Sinthern gibt es statt des üblichen Blumenschmuckes nur eine einzige Blüte. Auf ihr steht Maria 2.0. Hier und vor St. Nikolaus in Brauweiler fanden am Sonntag, 12. Mai, ebenfalls Demonstrationen statt, vor St. Martinus leitete Uscha Gewers von der KFD einen Wortgottesdienst. „Die Kirche ist in einer tiefen Krise“, sagt sie. Auch sie tue sich immer schwerer zu argumentieren, wenn sie gefragt würde: „Warum bist du noch in diesem Verein?“. Aber einfach austreten will sie auf keinen Fall, lieber für eine Veränderung streiten. „Daraus kann sich etwas Neues entwickeln“, hofft Uscha Gewers.

Die Menschen sollten der Kirche wieder vertrauen, denn Spiritualität und Glaube seien enorm wichtig, sagt Gewers. Vor allem jungen Menschen könne sie Halt im Leben und eine Orientierung geben. Eine Reform sei möglich. Margarete Walter aus Geyen stimmt ihr zu: „Wir haben schon vor 30 Jahren dafür gekämpft, als Lektorin, Kommunionshelferin oder Messdienerin eingesetzt zu werden. Letztendlich haben wir uns durchgesetzt.“ Der Brief an den Papst kann noch bis zum 18. Mai unterschrieben werden.

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