Mittags in der Pulheimer StadtbibliothekMina und Junis erwarten Post von der Hausmaus

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Mina und Junis, hier mit ihrem  Vater Ulf Rossegger, gehören zu den jüngsten Stammgästen der Stadtbücherei.

  • In unserer Sommerserie machen wir Momentaufnahmen in der Region.
  • Wir besuchen in den Ferien belebte und einsame Orte – und beobachten, was dort geschieht.

Pulheim – Drei Stockwerke voller Bücher, aber sind hier auch Menschen in der Mittagszeit? Tatsächlich, echte Bücherwürmer scheinen Lesefutter einer warmen Mahlzeit vorzuziehen. Der 13-jährige Paul zum Beispiel. Er läuft mir am Eingang mit seiner Mutter freudestrahlend entgegen. „Drei Bücher, darunter Band drei der Tribute von Panem“, zählt er auf. „Das reicht für eine Woche.“

Ein Ort der Entspannung und der Ruhe

Die Bücherei ist auf den ersten Blick ein würdevoller Tempel der Literatur. Alle flüstern, um die Lesenden an den kleinen Tischen hinter den Bücherregalen nicht zu stören. Die riesigen Fenster schaffen eine heitere Lese-Atmosphäre, im unteren Stockwerk höre ich Kinderlachen. „Für mich ist das hier ein Ort der Entspannung und der Ruhe“, sagt Michael, der mit einem dicken Wälzer am Fenster sitzt. „Ja, unsere Bibliothek ist das Wohnzimmer der Stadt“, erklärt Manfred Gerten.

Neuer Inhalt

Manfred Gerten leitet seit 35 Jahren die Stadtbücherei.

Seit 35 Jahren ist er der Leiter der Stadtbücherei Pulheim. Früher war die Einrichtung noch ganz klein im Alten Rathaus platziert, seit 2002 ist sie sehr modern und Teil des Kultur- und Medienzentrums Pulheim gegenüber dem Rathaus. „Rund 30.000 Bücher haben wir hier“, sagt Gerten nicht ohne Stolz. „Insgesamt sind es mehr als 40.000 Medien, darunter auch viele Neuerscheinungen und Online-Ausleihen.“ Er selbst interessiere sich hauptsächlich für Sachliteratur, für historische und auch philosophische Werke.

Geschichten zum Einschlafen aus der Stadtbücherei in Pulheim

Manfred Gerten führt mich nach oben, dort stehen sie alle. Die Biographie von Barack Obama, die Werke Friedrich Nietzsches, Nachdenkliches über das Glück und vieles mehr. Ich schnuppere. Die älteren Werke riechen ein wenig nach Bittermandel, einige nach Vanillepudding, das Buch über das Glück nach gemähtem Gras. Im unteren Stockwerk riecht es anders, nach Gummibärchen und Fröhlichkeit. Hier sitzen der sechsjährige Junis, seine dreijährige Schwester Mina und Papa Ulf auf Sitzsäcken und lesen konzentriert. Mina hat sich ein Bauernhof-Bilderbuch vorgenommen, während Junis in einem Drei-Fragezeichen-Buch über Fußball schmökert. „Bei uns zu Hause ist das ein Ritual“, sagt Ulf Rossegger. „Wir lesen den beiden vor dem Schlafen eine Geschichte vor und danach träumen sie schön.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Mina nickt. Sie zeigt mir den bunten Mäusepost-Briefkasten am Eingang. „Da gibt es jeden Monat Briefe von Hugo, der Maus und seiner Familie“, berichtet sie. „Die wohnen hier in der Stadtbücherei.“ Wirklich? Mitarbeiterin Kerstin Malli nickt. Sie hat sich die Geschichten rund um die Mäusefamilie ausgedacht. „In der Amsterdamer Bibliothek gibt es ein Mäusehaus“, erzählt sie. „Das hat mich inspiriert.“ Mina und Junis nehmen sich einen Brief von Hugo, der Stadtbücherei-Maus, mit nach Hause. Mina freut sich schon: „Den liest Papa uns heute vor dem Schlafengehen bestimmt vor.“

KStA abonnieren