Arbeiten sind 2017 gestartetSanierung der Stommelner Mühle steht kurz vor Abschluss

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Zurzeit montieren Fachleute die Flügel.

Zurzeit montieren Fachleute die Flügel.

Pulheim-Stommeln – Die Mühle, Wahrzeichen Stommelns, ist fast wieder ganz die alte. Monatelang haben Mitarbeiter der niederländischen Mühlenbau Vaags & Groot Wesseldijk GmbH die Flügel saniert. Jetzt werden sie von den Fachleute montiert.

Die Arbeiten waren wohl aufwendiger als gedacht. „Die Flügel wurden komplett erneuert. Die alte Holzkonstruktion war morsch. Sie wurde durch Aluminium ersetzt. Für die Bekleidung wurde wieder Alublech verwendet. Die Flügel sehen genauso aus wie vorher, es sind die originalgetreuen Maße“, sagt Architekt Tobias Stenger vom Kölner Büro stkn Architekten.

Der gebürtige Stommelner begleitet die Sanierung der als kulturhistorisch wertvoll eingestuften Turmwindmühle seit der ersten Stunde. „Wir haben 2015 mit der Planung begonnen, die Arbeiten sind im Sommer 2017 gestartet, in wenigen Wochen sind wir fertig.“

Stommelner Mühle: „Das Mauerwerk hatte einige Schäden“

Es war einiges zu erledigen. „Das Mauerwerk hatte einige Schäden“, sagt Stenger. Die Feuchtigkeit sei hinter die erste Schicht aus Feldbrandziegeln eingedrungen und habe durch den Frost-Tau-Wechsel die äußere von der inneren Schale gelöst. „Die Fugen waren kaputt, wir haben drei bis vier Zentimeter Mörtel ausgekappt (entfernt) und das Mauerwerk neu verfugt.“

Die Arbeiten am Mahlgang sind beendet.

Die Arbeiten am Mahlgang sind beendet.

Verschwunden ist die „Beule“ an der Fassade. Sie sei auf einer fünf Meter breiten und fünf bis sechs Meter hohen Fläche entstanden, durch Druck habe sich das Mauerwerk an der Stelle etwa vier Finger breit nach außen gewölbt, sagt Stenger. „Wir haben die Beule komplett abgetragen und zusätzlich Maueranker gesetzt, um den Verbund zwischen den beiden Schalen aus Feldbrandziegeln zu erhöhen.“

Pulheim-Stommeln: Aufwendige Arbeiten an der Mühle

Um der Fassade mehr Halt zu geben, haben Stenger und sein Team das Mauerwerk „vernadeln“ lassen. Dazu wurden je Quadratmeter Fassadenfläche etwa vier bis fünf Löcher ins Mauerwerk gebohrt, Gewindestangen eingelassen, und dann mit einem Spezialmörtel „verpresst“.

Aufwendig sei der Austausch der rund 65 Balkenköpfe im Innern der Mühle gewesen. „Da sie im feuchten Mauerwerk lagen, waren sie fast alle verrottet, sie wurden alle ausgetauscht“, sagt Stenger. Allerdings haben die Fachleute nicht den kompletten Balken ersetzt, sondern nur die Köpfe und ein bis zu 60 Zentimeter langes Stück. „Dann haben wir ein neues Balkenstück eingesetzt, beide Teile mit Stahlblechen verbunden und mit Stahldübeln fixiert.“ Instand gesetzt ist auch die Mechanik. „Die Mühlenbauer haben die Antriebselemente so hergerichtet, dass sich die Flügel und einer der Mühlensteine wieder drehen können.“

Die Antriebstechnik wurde so hergerichtet, dass sich die Flügel wieder drehen können.

Die Antriebstechnik wurde so hergerichtet, dass sich die Flügel wieder drehen können.

Das freut Christian Krämer. „Es war von Anfang an unser Ziel, dieses Kulturgut für Stommeln und das Umland wieder zugänglich zu machen“, sagt der Neffe des Miteigentümers Peter Krämer und Sohn der Miteigentümerin Ingrid Krämer. Geplant sei, am Tag des offenen Denkmals teilzunehmen und mit den Kindergärten und Grundschulen zu kooperieren. „Damit die Kinder erfahren, wie Brot entsteht.“

Die Geschichte der Stommelner Mühle

Im Jahr 1860 wurde die Turmwindmühle fertiggestellt. Bis 1978 wurde dort Getreide gemahlen, seit 1995 ist sie ein Denkmal. Die Mühle ist besonders konstruiert: Auf dem Holzgerippe der Flügel sind Aluminiumbleche aufgeschraubt (Bilau-Flügel). Je nach Windlage werden die Klappen bewegt, um die Geschwindigkeit zu regeln. Anfang der 60er-Jahre wurden die Flügel restauriert. Als Mitte der 80er-Jahre das Tief „Wiebke“ tobte, wurde einer beschädigt.

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Die Mühle gehört der Erbengemeinschaft Ingrid Krämer und ihrem Schwager Peter Krämer. Der 80-Jährige ist gelernter Müller, als junger Mann hat er an der Seite seines Vaters Jakob in der Mühle gearbeitet, sich dann aber umorientiert. Bund, Land und Deutsche Stiftung Denkmalschutz haben die Sanierung mit 690.000 Euro ermöglicht (Stand: September 2020).

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