Rhein-ErftHalil Odabasi (SPD) und Gregor Golland (CDU) kämpfen um Wahlkreis 7

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Halil Odabasi (links, SPD) und Gregor Golland (CDU) kämpfen um die Stimmen im Wahlkreis 7.

Rhein-Erft-Kreis – Am 15. Mai wählt NRW einen neuen Landtag. Im Rhein-Erft-Kreis sind etwas mehr als 345.000 Wahlberechtigte zur Wahl aufgerufen. Aus drei Wahlkreisen im ganzen Kreis wird dann jeweils ein Kandidat oder eine Kandidatin direkt in den Landtag in Düsseldorf einziehen. Wir stellen Ihnen die Spitzenkandidaten der CDU und der SPD aus allen drei Wahlkreisen im Rhein-Erft-Kreis noch mal etwas ausführlicher vor, diesmal mit denen des Wahlkreises 7. Orientiert an vorherigen Wahlen beschränken wir uns auf die, die die größten Chancen haben, den Wahlkreis direkt zu gewinnen.

Zum Wahlkreis 7 – Rhein-Erft-Kreis III gehören die Städte Brühl, Erftstadt, Wesseling und folgende Kerpener Ortsteile: Balkhausen/Brüggen/Türnich und Kerpen. Im Wahlkreis 7 gibt es 113.105 Wahlberechtigte, davon sind 6765 Erstwähler.

Alle Kandidatinnen und Kandidaten für den Rhein-Erft-Kreis finden Sie hier.

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Halil Odabasi (SPD): Seine türkischen Wurzeln bestimmen seine Politik mit

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Halil Odabasi, SPD-Landtagskandidat, will auf Menschen zugehen und Diskussionen führen.

„Wenn es um Politik geht, möchte ich nicht nur meckern, sondern etwas tun“, sagt Halil Odabasi. „Nur durch Mitmachen kann man etwas verändern“, findet der 43-Jährige. Odabasi möchte genau das – etwas verändern und deshalb für die SPD im Wahlkreis 7 – Rhein-Erft-Kreis III in den Landtag einziehen. Er tritt damit an für die Städte Brühl, Erftstadt, Wesseling und die Kerpener Stadtteile Mitte, Balkhausen, Brüggen und Türnich. Es ist seine erste Kandidatur für den Landtag.

Bisher ist Odabasi vor allem in der Kommunalpolitik seiner Heimatstadt Wesseling aktiv. Dort ist er unter anderem Mitglied des Stadtrats und Geschäftsführer der SPD-Fraktion. Auch in zahlreichen Ausschüssen ist er tätig. Seinem Ruf nach Veränderung folgt der Wesselinger auch mit seinem Landtagsprogramm. Herzensthemen sind bezahlbarer Wohnraum, Arbeit, Pflege, Nachhaltigkeit, Digitalisierung sowie Chancengleichheit und Inklusion.

Odabasi: „In meiner Familie war Politik schon in meiner Kindheit ein großes Thema“

„In meiner Familie war Politik schon in meiner Kindheit ein großes Thema“, berichtet der zweifache Vater. „Mein Vater kam 1972 als Gastarbeiter nach Deutschland und hat sich auch immer sehr für Politik interessiert. Ich habe damals nie richtig verstanden, warum mein Vater nicht wählen durfte.“ Odabasi ist zur Hälfte Türke, erklärt er. Er kenne viele Menschen, die eine ähnliche Situation erlebten, wie damals seine Familie. „Deshalb möchte ich dafür eintreten, dass EU-Bürgerinnen und -Bürger auch bei den Landtagswahlen wählen dürfen, analog zu den Kommunalwahlen.“

Nach zwölf Jahren bei der Bundeswehr trat Odabasi in die SPD ein und ist seit 2013 in der Wesselinger Politik aktiv. Seitdem arbeitet er als Beamter beim LVR und als Dozent am Berufsförderungswerk Köln und am Rheinischen Studieninstitut für kommunale Verwaltung, wo er Abgaberecht unterrichtet.

Wahlrecht ab 16 Jahren

Auch für die jüngeren Generationen will Odabasi sich einsetzen. Ein Wahlrecht ab 16 Jahren auch für die Landtagswahlen befürwortet er. „Viele Themen betreffen zu einem Großteil die nächste Generation. Darüber sollten sie also mit entscheiden können“, sagt er.

Ein weiteres Herzensthema des Sozialdemokraten ist bezahlbarer Wohnraum. „Höchstens ein Drittel des Einkommens sollte das Wohnen kosten.“ Deshalb wolle er sich für mehr Fördermittel vom Land einsetzen, sodass es für viele Wohnungssuchende leichter werden soll, die Größen und Preisklasse n zu finden, die sie benötigen.

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In seiner Heimatstadt genießt der Sozialdemokrat bereits das Vertrauen vieler Bürgerinnen und Bürger. „Ich denke, die Leute kennen mich inzwischen und wissen, wenn ich etwas sage, dann ist das überlegt.“ Er gehe auch immer parteiübergreifend auf andere zu. „Ich möchte, dass sich die Menschen in der Region wohlfühlen und sich wahrgenommen fühlen. Und ich will mit meinen Ideen auf mich aufmerksam machen.“

Gregor Golland (CDU): Über einen Plan B spricht er nicht

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In Brühl geboren, aufgewachsen und geblieben ist der heute 47 Jahre alte CDU-Politiker Gregor Golland, dem vor allem die Sicherheitspolitik ein Anliegen ist.

Heimatverbundenheit kann man Gregor Golland kaum absprechen. In Brühl geboren, zur Schule gegangen und immer noch zu Hause – so lautet der Dreiklang. Als Ur-Rheinländer sehe er sich dennoch nicht, sagt der 47-jährige Landtagsabgeordnete der CDU. Schließlich stammten seine Eltern aus Ostpreußen und seien erst durch Krieg und Flucht im Dunstkreis der Großstadt Köln gelandet. Und viele seiner Werte habe er eben von seinen Eltern vermittelt bekommen, denen es in bewundernswerter Weise gelungen sei, aus dem Nichts eine Existenz aufzubauen, die ihm und seinen Geschwistern viele Möglichkeiten eröffnet habe.

„Aber natürlich liebe ich meine Heimat“, sagt der Diplom-Kaufmann. Brühl sei eine schöne Stadt und der Rheinländer „ein lebensfroher Mensch, der es versteht zu feiern, der auch mal alle Fünfe gerade sein lassen kann“.

Golland sieht sich selbst als etwas ungeduldig und manchmal zu direkt

Er selbst beschreibt sich als offen und optimistisch und als jemand, der ausdauernd und engagiert für seine politische Ziele kämpfe. Schwächen, so sagt er, habe jeder, er neige wohl dazu, etwas ungeduldig und manchmal zu direkt zu sein. Wenn der 47-jährige Oberstleutnant der Reserve, der im Wahlkreis 7 (Brühl, Erftstadt, Wesseling sowie die Kerpener Stadtbezirke Balkhausen, Brüggen, Türnich und Kerpen) kandidiert, über seine persönliche Zukunft spricht, lässt er sich nicht allzu tief in die Karten schauen. „Im Moment geht es nur darum, dass die CDU wieder stärkste Kraft wird und die Regierung bilden kann. Alles Weitere wird sich zeigen.“

Alles Weitere, das sind die politischen Farbenspiele, zu denen Golland nur sagt, die Wunschkoalition sei schwarz-gelb, ausgeschlossen aber nur eine Kooperation mit AfD und Linkspartei. Alles Weitere sind auch die eigenen Aussichten, sein Engagement als stellvertretender Fraktionschef fortzusetzen oder gar die Karriereleiter weiter nach oben zu klettern. Zu all dem will Golland sich nicht äußern.

Null-Toleranz-Politik gegenüber Kriminellen und Clans

Zudem ist alles Weitere auch die Möglichkeit des Scheiterns. Denn das Rennen um das Direktmandat könnte eng werden, und Platz 39 auf der Liste ist alles andere als eine sichere Bank. Aber über einen Plan B will der Kandidat ebenfalls nicht sprechen.

Lieber erläutert er seine inhaltlichen Ambitionen. Wichtig sei ihm die sicherheitspolitische Wende, die Null-Toleranz-Politik gegenüber Kriminellen und Clans unter Innenminister Herbert Reul, die er massiv mit nach vorn getrieben habe. Er denke aber auch an die Lehren aus den Monaten der Pandemie. „Politik kann es nie jedem zu 100 Prozent recht machen, darf aber das Allgemeinwohl nie aus dem Augen verlieren. Wir müssen die Älteren schützen und gleichzeitig das Recht auf Bildung für Kinder beachten“, betont er.

Mehr Lehrer und mehr Digitalisierung an Schulen

Als Vater zweier schulpflichtiger Kinder habe er hautnah erlebt, wie diese unter Einschränkungen gelitten hätten, wie schwierig die Zeiten für viele Familien gewesen seien. „Einschränkungen darf es nur geben, wenn sie wirklich helfen und zielgerichtet sind.“

Als einen Ausweg sieht er den konsequenten Ausbau der Digitalisierung von Schulen. Es brauche aber auch mehr Lehrer. „Dafür setzen wir uns ebenso ein, wie für die gleiche Besoldung von Lehrern in Grundschulen und weiterführenden Schulen. Wir wollen Förderschulen erhalten und Talentschulen ausbauen und das dritte Kitajahr beitragsfrei machen“, fasst Golland zusammen, der in seiner Freizeit Taekwondo und Tennis schätzt.

Seit 2004 sitzt Golland im Kreistag

Der Wille zu gestalten sei bei ihm immer noch ungebrochen, auch wenn er angesichts seines Parteieintritts 1990 inzwischen ein alter Hase in der Politik sei. Seit 2004 sitzt Golland im Kreistag. Von 2009 bis 2017 war er Kreisvorsitzender der Partei im Rhein-Erft-Kreis. Zu seiner Vita gehören aber auch Aspekte, für die Golland in die Kritik geriet. Die mehrjährige, gut bezahlte Nebentätigkeit für seinen einstigen Arbeitgeber RWE etwa, die er erst 2020 beendete. Einen Fehler oder gar die Vermischung von unternehmerischen Interessen und seinen Verpflichtungen als Abgeordneter kann er darin nicht erkennen.

„Ich hatte einen Job, bevor ich in die Politik gegangen bin. Dieser ist mir also nicht zugeschanzt worden, und ich habe beides immer sauber getrennt voneinander“, sagt er, „und ich finde es richtig, dass Abgeordnete Erfahrungen aus dem Beruf mitbringen. Andernfalls könnte man ja nur noch Funktionäre aufstellen. Ein Mandat hat man immer nur auf Zeit, die Verantwortung für die Familie ist von Dauer.“

Etwas anders betrachtet er das Zustandekommen eines Fotos, das ihn und den damaligen Ministerpräsidenten Armin Laschet breit lachend beim Besuch des von der Juli-Flut betroffenen Erftstadt zeigt, während wenige Meter entfernt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über das Leid der Flutopfer spricht. „Unser Lachen hatte nichts mit der Flut zu tun, aber es war unpassend. Das habe ich sofort gesagt und dafür direkt um Entschuldigung gebeten.“ Viel wichtiger sei aber der Einsatz für die Opfer der Flut. Da habe die Landesregierung einiges auf den Weg gebracht.  

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