Nicht in typischer Köln-AusrichtungZwei neue Schnellbuslinien im Rhein-Erft-Kreis

Lesezeit 4 Minuten
Bergheim_Schnellbus_(4_von_5)

Flott durch den Kreis: Zwei Schnellbuslinien sollen das ab Dezember möglich machen.

  • Der Rhein-Erft-Kreis richtet zwei Schnellbuslinien ein, die nicht in typischer Köln-Ausrichtung durch den Kreis führen werden.
  • Die Linie 39 überbrückt vom Startpunkt in Dormagen bis zum Ziel in Brühl fast 46 Kilometer und wird dafür fast anderthalb Stunden benötigen, die Linie 40 soll in knapp 80 Minuten von Elsdorf bis nach Wesseling führen.
  • Darüber wie die neuen Linien bei den Fahrgästen ankommen und wie intensiv sie genutzt werden, ist sich die Politik im Kreis noch uneinig.

Rhein-Erft-Kreis – Mit Bus und Bahn nach Köln? Kein Problem im Kreis, zumindest kein großes. Schwierig wird’s, wenn man vom Norden des Kreises in den Süden und umgekehrt will oder vom Westen in Richtung Südosten. Das soll jedoch bald ein Ende haben: Der Rhein-Erft-Kreis richtet zwei Schnellbuslinien ein, die nicht in typischer Köln-Ausrichtung durch den Kreis führen werden.

Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember sollen die Schnellbuslinien 39 und 40 entfernte Punkte im Kreis zügig verbinden. Die Linie 39 überbrückt vom Startpunkt in Dormagen bis zum Ziel in Brühl fast 46 Kilometer und wird dafür fast anderthalb Stunden benötigen, die Linie 40 soll in knapp 80 Minuten von Elsdorf bis nach Wesseling führen.

Die Strecken

Die Schnellbuslinie 39 führt von Nord nach Süd, von Dormagen über Köln-Worringen, Pulheim, Köln-Weiden-West, Frechen und Hürth bis nach Brühl und zurück. Den Westen mit dem Südosten des Kreises soll die Schnellbuslinie 40 verbinden. Sie verkehrt von Elsdorf über Bergheim, Kerpen, Erftstadt und Brühl bis nach Wesseling und zurück. (dv)

Alles in allem werden die Busse im Schnitt mehr als 32,5 Kilometer in der Stunde fahren – das ist die Voraussetzung für eine Förderung als Schnellbuslinie. Denn möglich werden die beiden Linien, weil Kreis und Städte die Kosten nicht allein tragen müssen: Das Land beteiligt sich am Betrieb der Strecken. Die Linie 39 kostet rund zwei Millionen Euro pro Jahr, die Linie 40 fast 2,5 Millionen – der Nahverkehr Rheinland übernimmt etwas mehr als die Hälfte der Kosten.

Teilstrecken werden eher genutzt

Die Kreistagsfraktionen begrüßen einhellig die Linien, die Bewertung fällt aber unterschiedlich aus. „Elsdorf wird ans Weltgeschehen angebunden“, sagt etwa Elmar Gillet, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag. Dank der Förderung sei es möglich, „regional bedeutsame Verbindungen herzustellen, auch wenn keine Schiene zur Verfügung steht“. Bergheim sei nun direkt von Wesseling oder Brühl aus in einer knappen Stunde zu erreichen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch Dierk Timm (SPD) freut sich über „schnelle Verbindungen, unabhängig von S- und Straßenbahnen im Kreis“. Er geht von einer guten Nutzung auf einzelnen Teilen der Linien aus. „Es wird wohl kaum jemand von Dormagen bis nach Brühl fahren.“

FDP spricht von Testballon

Die anderen Fraktionen reden eher von einer Art Test. „Es ist ein Versuch, herauszufinden, wie es mit Querverbindungen im Kreis klappt“, sagt Willi Zylajew (CDU). „Wir haben die missliche Situation, dass im Kreis alles radial auf Köln zuläuft.“ Nun werde aber das Angebot geschaffen, dass Fahrgäste, die von Bergheim etwa nach Gemünd wollten, nicht mehr über Köln fahren müssten. „Wir bieten neue Umsteigemöglichkeiten. Das ist ein guter Weg.“

Elf Millionen Euro für Nahverkehr

Die Stadtverwaltung Bergheim berichtet, dass der Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) in seinen Haushalt elf Millionen Euro eingeplant hat für ÖPNV-Projekte in Bergheim. Das Geld soll in die Umgestaltung des Bahnhofsareals in der Innenstadt, unter anderem in den Neu- und Ausbau der Park-and-Ride-Anlage, in den Ausbau des Pendlerparkplatzes der Regionalbahn 38 in Glesch sowie in den barrierefreien Ausbau von Bushaltestellen fließen. Der NVR müsse die Förderanträge noch abschließend prüfen und positiv bescheiden, dann könne die Förderung abgerufen werden, sagt die Stadtverwaltung.

Bis zu 90 Prozent der Gesamtkosten fördert der NVR bei Projekten, die den ÖPNV stärken. Bis zum abschließenden Bescheid können die Gesamtkosten immer wieder aktualisiert erneut eingereicht werden. So können auch Änderungen noch gefördert werden.

„Dies gibt der Kreisstadt Bergheim weitere Planungssicherheit in der Projektumsetzung und honoriert die Maßnahmen [...] zur Erreichung einer Verkehrswende“, schreibt die Verwaltung. (nip)

„Es ist ein Testballon für eine neue Mobilität“, sagt Christian Pohlmann (FDP). „Ob die Bürgerschaft das so annimmt, steht auf einem anderen Blatt.“ Gerade in Zeiten von Corona werde das schwierig. Für Hans Decruppe (Linke) sind die Linien zwar wichtig, „aber eigentlich brauchen wir solche Verbindungen mit der Bahn“.

Karl-Heinz Spielmanns von der Fraktion Freie Wähler/Piraten spricht von „einem netten Versuch, stadtübergreifende Mobilität herzustellen – wir können schauen, ob das Sinn ergibt“.

Nachtmodus
KStA abonnieren