Die Straße vor einer Wesselinger Grundschule war am Freitag versuchsweise für den Autoverkehr tabu. Der Aktionstag soll eine langfristige Wirkung entfalten.
Aktion sichere SchulwegeDarum wurde der Friedhofsweg in Wesseling zur autofreien Zone

Am Freitag hatten die Kinder einen Teil des Friedhofswegs in Wesseling-Keldenich zur Schulstraße umgestaltet.
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Ginge es nach dem siebenjährigen Mats und seinen Freunden, dann bliebe der Friedhofsweg in Wesseling-Keldenich so, wie er sich am Freitag Kindern und Erwachsenen tagsüber präsentierte: eine Zone, in der die Kinder spielen und toben konnten und Autofahrer nichts mehr zu suchen haben. Unter dem Motto: Aktion „Schulstraße – Gemeinsam für sichere Schulwege und mehr Sicherheit im Straßenverkehr“, haben die Schulleitung, die Schulpflegschaft, die OGS und der Förderverein der Schillerschule den Aktionstag geplant, angemeldet und umgesetzt.
Ähnliche Aktionen fanden schon die ganze Woche auch an anderen Grundschulen in Wesseling, Urfeld und Berzdorf statt. Ziel soll sein, dass die Kinder ihren Schulweg alleine und sicher bewältigen können. Voraussetzung dazu sind unter anderem kindgerechte Schulwege und mehr Verkehrssicherheit im Umfeld der Schule.
Die Sicherheit im Bereich der Schillerschule war am Freitag geradezu perfekt. Fröhlich und völlig unbeschwert hüpften, sprangen, liefen, balancierten und rangelten die Kinder auf dem für die Aktion abgesperrten und bunt bemalten Bereich und schienen dabei wirklich jeden Zentimeter der autofreien Fläche für sich zu erobern. So wie Mats und seine Freunde schienen wirklich alle Kinder begeistert.
Hinter der Absperrung fanden sich Passanten und Eltern ein, um das Geschehen zu beobachten
Fasziniert waren auch einige „Schaulustige“. Hinter der Absperrung hatten sich bereits am Vormittag Eltern, aber auch Anwohner und Passanten versammelt, um sich an dem bunten Treiben zu erfreuen. Auch die Polizei war am Vormittag vor Ort. An den Vorbereitungen und der Umsetzung war sie allerdings nicht beteiligt, wohl aber fanden die Beamten die Aktion gut. „Das war längst überfällig“, merkte etwa Polizeihauptkommissar Thomas Wessels an. Seine Kollegin, Polizeihauptkommissarin Martina Kürten, meinte, dass die Aktion und ihre dauerhafte Umsetzung wichtig für die Sicherheit der Kinder sei.
Schulleiterin Sandra Breuer fand auch die Atmosphäre auf der Aktionsfläche fantastisch: „Toll wie die Kinder hier spielen“, sagte sie. Richtig gut kam der Aktionstag auch bei den Eltern an. Die 34-jährige Mutter eines Grundschulkindes lobte das Projekt und erklärte: „Sollte diese Verkehrsberuhigung tatsächlich dauerhaft umgesetzt werden, dann habe ich auch keine Angst mehr unser Kind alleine zur Schule zu schicken.“
In der Klasse ihres Sohnes haben alle Eltern die Aktion begrüßt. Geplant und umgesetzt wurde sie von der Schulleitung, der Schulpflegschaft, der OGS und dem Förderverein der Schillerschule. „Wir hoffen jetzt, dass von der Politik und der Stadt entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um die Straße hier dauerhaft – mindestens aber zu den Hol- und Bringzeiten – verkehrsberuhigt zu gestalten“, erklärte Henning Pieper von der Schulpflegschaft der Schillerschule. Ziel sei es unter anderem, die Rahmenbedienungen zu schaffen, dass Eltern ihre Kinder alleine in die Schule gehen lassen.
Die Stadt Wesseling prüft die Einrichtung zweier Schulstraßen
Tatsächlich stehen die Chancen dazu sogar ziemlich gut. Wie auf Anfrage aus dem Rathaus in Wesseling zu hören war, prüft die Stadt zurzeit die Einrichtung von zwei verkehrsberuhigten Schulstraßen: eine am Friedhofsweg und eine an der Emsstraße. Noch sei aber nichts beschlossen.
Ziel sei aber, dass die Maßnahme bereits im neuen Schuljahr beginnen soll. Anwohnerinnen und Anwohner werden nicht betroffen sein. Die Schulleitungen seien informiert. Unfallschwerpunkte sind der Polizei an den Grundschulen in Wesseling, Urfeld und Keldenich allerdings nicht bekannt. „Verkehrsüberwachungs- und Kontrollmaßnahmen werden in unregelmäßigen Abständen durch die örtlich zuständigen Polizeiwachen im Bereich der Schulen durchgeführt“, erklärte eine Polizeisprecherin. Verstöße würden dabei konsequent geahndet.
Das ist eine Schulstraße
Unter einer „Schulstraße“ ist laut NRW-Verkehrsministerium eine temporär – etwa zu den Bring- und Holzeiten – für den Kfz-Verkehr gesperrte Straße im Nahbereich einer Schule zu verstehen. Insbesondere an Grundschulen sei oft zu beobachten, dass Schulkinder mit Autos bis vor den Eingang gebracht und dort abgeholt werden. Dies könne bei Stauungen, Parkraumsuche sowie Park- und Wendemanövern auch zu kritischen Situationen für jene Kinder führen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen. Als erstes Bundesland hat deswegen NRW bereits 2023 eine landesweite Regelung (Erlass) für Schulstraßen herausgegeben. Kommunen haben damit die notwendige Rechtssicherheit für Anordnung von Schulstraßen.