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„Kein Vorzeigebahnhof“Die Bahn modernisiert für 16 Millionen Euro den Bahnhof in Bad Honnef-Rhöndorf

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Mehrere Männer und eine Frau auf einem Bahnsteig, im Vordergrund ein Mann mit einer Kamera.

Großes Medieninteresse bei der Übergabe des Förderbescheids durch NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (4.v.r.) und go.Rheinland-Geschäftsführer Norbert Reinkober (3.v.l.); rechts Bürgermeister Philipp Herzog.

Mehr als 16 Millionen Euro investiert der Bund beziehungsweise die Bahn in den kompletten Umbau des Bahnhofes in Rhöndorf. Es ist nicht das einzige Projekt im Siebengebirge.

Es gebe kaum ein besseres Beispiel für einen „Lost Place“ als den Bahnhof in Rhöndorf, meinte Norbert Reinkober, der Geschäftsführer von go.Rheinland. Und als Oliver Krischer, Verkehrsminister des Landes NRW, sich am Dienstagmorgen im öden und etwas schmuddeligen Treppenaufgang zu den Bahngleisen umsah, stellte er fest: Besser könne man kaum demonstrieren, „dass was geschehen muss“.

Und das soll geschehen: Während der Sperrpause auf der rechtsrheinischen Bahntrasse von Juli bis Dezember 2026 wird der Bahnhof Rhöndorf, den werktags rund 600 Reisende nutzen, für mehr als 16 Millionen Euro um- und neugebaut. Künftig sollen der verwahrlost wirkende Haltepunkt und damit die Nahverkehrszüge über Rampen, Aufzüge und einen Tunnel komplett barrierefrei erreichbar sein.

Barrierefreier Ein- und Ausstieg am Bahnhof Rhöndorf künftig möglich

Das ist ein Ziel, für das sich schon vor Jahren Schüler des nahe gelegenen Nell-Breuning-Berufskollegs, einer Berufsschule für körperlich eingeschränkte Menschen, starkgemacht haben. Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollator könnten die Bahnsteige künftig barrierefrei erreichen, versprach Oliver Krischer, als er zusammen mit Norbert Reinkober einen Förderbescheid über 16,5 Millionen Euro an die DB InfraGO übergab.

Deren stellvertretender Bahnhofsmanager Personenbahnhöfe für die Region Köln/Bonn, Michael Hundacker, räumte ein: Der Haltepunkt in Rhöndorf sei heute „wirklich kein Vorzeigebahnhof“. Damit er das wird, modernisiert die Deutsche Bahn die Bahnsteige auf 215 Metern Länge und bringt sie auf eine Höhe von 76 Zentimetern, sodass der stufenfreie Ein- und Ausstieg möglich wird.

Ein hässlicher, gefliester und mit Graffiti versehener Aufgang zum Bahnhof.

Schön ist anders: der Aufgang zum Bahnsteig am Bahnhof Rhöndorf.

Ganz im Norden der Bahnsteige wird ein Tunnel zwischen dem Bahnsteig für Gleis 1 sowie dem für die Gleise 2 und 3 gebaut. Aus oder in den Tunnel geht es barrierefrei über Aufzüge. Die heutige Rampe zu Gleis 1, die direkt auf das alte Bahnhofsgebäude zuläuft, das abgerissen wird, wird deutlich verlängert und damit weniger steil.

Darüber hinaus werden der Wetterschutz erneuert, der Bahnhof mit Info-Vitrinen und Sitzgelegenheiten ausgestattet, die Wegeleitung mit einer neuen Beschilderung sowie taktilen Schildern versehen und die Beleuchtung erneuert.

Dem Nahverkehr auf der rechtsrheinischen Trasse den Vorrang eingeräumt

Vor etwas mehr als fünf Jahren, als schon einmal Pläne für einen „neuen“ Rhöndorfer Bahnhof vorgestellt wurden und ein Planfeststellungsverfahren bevorstand, war die Erhöhung der Bahnsteige auf nur 55 und nicht 76 Zentimeter vorgesehen gewesen. Die Begründung damals: Züge mit Überbreite („Lademaßüberschreitung“) könnten den Bahnhof sonst nicht passieren.

Laut Norbert Reinkober sei in der Zwischenzeit in Berlin die Entscheidung gefallen, auf der rechtsrheinischen Bahntrasse dem Nahverkehr den Vorrang einzuräumen. Das Problem mit der Überbreite werde technisch an den Zügen gelöst.

Der Bundesregierung sei es „ein besonderes Anliegen, die Fahrgastbelange an kleinen und mittleren Bahnhöfen in der Fläche zu stärken“, wird Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder in einer Pressemitteilung zitiert.

Während der fünfmonatigen Sperrpause 2026 auf der rechtsrheinischen Trasse, für die laut Reinkober ein Konzept für einen Bahnersatzverkehr mit Bussen und Stadtbahnen entwickelt wird, geht die Bahn in den beiden Siebengebirgsstädten weitere (Groß-) Projekte an. In Bad Honnef wird ein komplett neuer Haltepunkt in Höhe der Endhaltestelle der Linie 66 gebaut.

Bahnhöfe Niederdollendorf und Königswinter werden auch barrierefrei

In Königswinter wird die seit rund 50 Jahren geplante Fußgängerunterführung an der Drachenfelsstraße gebaut. In der Altstadt und in Niederdollendorf werden die Bahnhöfe modernisiert und durch Aufzüge und Rampen ebenfalls barrierefrei ausgebaut.

Tim Hahlen, Verkehrsdezernent des Rhein-Sieg-Kreises, erklärte dazu: „Die vier Maßnahmen an den Bahnhöfen heben den Nahverkehr an der Rheinschiene auf ein neues Niveau und stärken den Rhein-Sieg-Kreis als Wirtschafts- und Wohnstandort.“