Kommunalwahl EitorfSieben Parteien und Wählergemeinschaften stellen sich zur Wahl

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Marktplatzgestaltung und Rathausneubau, Sportstättensanierung und die Schaffung neuer Kitaplätze – In Eitorf warten viele Aufgaben.

Marktplatzgestaltung und Rathausneubau, Sportstättensanierung und die Schaffung neuer Kitaplätze – In Eitorf warten viele Aufgaben.

Eitorf – Der Marktplatz und das marode Rathaus, die Bahnüberführung Brückenstraße, das Schulgassenareal, das Theater am Park, das Eipstraßenquartier – eine Menge Bauprojekte stehen in naher Zukunft an. Zudem fehlen Gewerbeflächen und Baugebiete, insbesondere für sozialen und barrierefreien Wohnungsbau.

Weitere Kitaplätze werden gebraucht, und die Sportstätten befinden sich in desolatem Zustand. Sanierungsstau lautet das Stichwort, doch auch nach der Wahl wird Eitorf nicht das Geld mit vollen Händen ausgeben können: Mühsam hat sich die Sieggemeinde aus dem Haushaltssicherungskonzept freigestrampelt, um dann in der Coronakrise mit sinkenden Steuereinnahmen und steigenden Sozialausgaben konfrontiert zu werden. Sieben Parteien und Wählergemeinschaften wollen sich der Herausforderung dennoch stellen.

CDU

Für die Christdemokraten ist die Stadtentwicklung ein zentrales Thema, sie machen sich dafür stark, dass zuerst das Rathausareal und direkt im Anschluss der Marktplatz entwickelt und bebaut wird. Sie wollen eine Änderung des Flächennutzungsplans im Gewerbegebiet Im Auel erwirken, um Einzelhandel zu ermöglichen. Künftiger Sanierungsbedarf wie bei den Sportstätten soll durch eine Bauleitplanung frühzeitig in die Wege geleitet werden. Überhaupt soll mehr gebaut werden, das gilt für neue Kitas ebenso wie für die Sanierung der Mosaikschule oder den Ausbau der Schule an der Sieg. Zentrumsnah soll weiterer Wohnraum für Senioren entstehen, weitere Neubaugebiete sollen ausgewiesen, aber auch der Bestand überprüft werden.

Die Digitalisierung ist ein großes Thema: Sowohl in den Schulen als auch im Rathaus soll das Arbeiten mit neuen Medien am Puls der Zeit sein. Die Verwaltung wünschen sich die Christdemokraten als Dienstleisterin für die Bürger, bürokratische Vorgänge sollen durch ein Anfragen-Management transparent gemacht werden.

Drei Kandidaten Kämpfen um das Bürgermeisteramt

Nach drei Amtszeiten macht Bürgermeister Dr. Rüdiger Storch den Chefsessel frei. Der 61-Jährige wird aber voraussichtlich über seinen vierten Listenplatz für die FDP in den Rat einziehen. Spannend ist die Frage nach der Nachfolge. Drei Bewerber treten an, die nur zwei Dinge gemeinsam haben: Sie wollen verändern – und sie wollen gewinnen.

Der Neue

Sascha Grendel ist erst 2019 in die CDU eingetreten, hat keinen Hintergrund als Kommunalpolitiker. Er stehe für neues Denken und sei gierig darauf, zu gestalten, sagt der 44-Jährige selbstbewusst. Zwölf Jahre lang war der dreifache Vater Regionaldirektor der Volksbank Köln Bonn. Inzwischen arbeitet der passionierte Marathonläufer als selbstständiger Unternehmensberater und will mit seiner Erfahrung als Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Eitorf und Aufsichtsratsmitglied der Windecker Wirtschaftsförderung die lokale Wirtschaft voranbringen. Dem Vereinsleben ist er verbunden, seit 24 Jahren ist Grendel Schatzmeister des DRK-Ortsvereins Eitorf.

Die Erfahrene

Obwohl Sara Zorlu mit 35 Jahren die jüngste Bewerberin ist, hat sie große politische Erfahrung. Seit 2014 führt sie die SPD-Ratsfraktion, war Kreis-Juso-Vorsitzende, ist seit 2010 stellvertretende Kreisvorsitzende der SPD Rhein-Sieg und im Vorstand der SPD Mittelrhein. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten in Eitorf, wo die studierte Juristin das Familienunternehmen „Zorlu Feinkost“ führt. Sie sei es gewohnt, Dinge anzupacken und umzusetzen, sagt die zweite Vorsitzende des Heimatvereins, die einen neuen Stil in der Verwaltung einführen will und auf Transparenz sowohl intern als auch extern setzt. Die Ortskern-Entwicklung sieht sie als Paket aus Marktplatz, Rathaus, Parkhaus, Posthof und Schulgassen-Areal.

Der Herausforderer

Rainer Viehof (58) geht als unabhängiger Kandidat ins Rennen, nachdem die Wählergemeinschaft Elan, deren Vorsitzender er ist, nicht bei der Kommunalwahl antritt. Die Marktplatzgestaltung unter Beibehaltung der Parkplätze ist sein zentrales Thema. Der Polizist im gehobenen Dienst ist verheiratet und Vater eines studierenden Sohnes. Mit seiner Frau Manuela bildete der Vorsitzende des Tauchclubs Xarifa in der Session 2016/2017 das Prinzenpaar. Viehof, der sowohl Rats- als auch SPD-Mitglied war, hatte bereits früher Ambitionen auf das Bürgermeisteramt: 2008 unterlag er bei der Nominierung des SPD-Kandidaten dem Beigeordneten Karl Heinz Sterzenbach, trat 2009 aus der SPD aus.

SPD

Die Sparpolitik vergangener Jahre sei falsch gewesen, sagen die Sozialdemokraten. Zu lange seien zukunftsweisende Entscheidungen hinausgezögert worden. Die Folge: sanierungsbedürftige Sportstätten, ausgebremstes Vereinsleben, Kinder ohne Schwimmunterricht. Eitorf brauche nicht weniger, sondern mehr.

Neue Wohngebiete, mehr Kita-Plätze, mehr Flächen für Gewerbe und Unternehmen, personelle Verstärkung für das Ordnungsamt, um Sauberkeit und Sicherheit zu gewährleisten, Ausbau von Radwegen und Buslinien, mehr Tempo-30-Zonen, mehr Bürgernähe in der Verwaltung, mehr Angebote für Jugendliche.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht für das „Team Eitorf“ weit oben auf der Agenda. Dafür soll das Ganztagsangebot ausgebaut, die Digitalisierung vorangetrieben und ein gemeinsames Mobilitätskonzept mit dem Rhein-Sieg-Kreis entwickeln werden.

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FDP

Auch wenn sie keinen Bürgermeisterkandidaten stellen, wollen die Freien Demokraten politisch mitgestalten. Das gilt besonders für das Schulgassenareal: „Ein attraktives Grundstück, das es bestmöglich zu entwickeln gilt“, finden die Liberalen, fordern jedoch die Anzahl der Parkplätze, die es derzeit noch auf der Bahnhofsüdseite gibt, zu erhalten. Nur mit einem entsprechenden Angebot an Park-and-Ride-Plätzen auf beiden Seiten der Gleise sei Eitorf attraktiv für Pendler. Dafür solle zumindest ein Teil der Parkplätze auf dem Marktplatz wegfallen, um ein attraktives und barrierefreies „Wohnzimmer“ für die Bürger zu schaffen. Zusätzlichen Einzelhandel im Auel will die FDP politisch durchsetzen.

Grüne

Eine neue Sporthalle sowie ein Schul- und Ausbildungswohnheim im Schulgassenareal wollen die Grünen, auch für den Bau einer kommunalen 24-Stunden-Kita und die Errichtung einer Jugendbildungsstätte setzen sie sich ein. Lücken im Radwegenetz sollen geschlossen, der ÖPNV soll mit der Erstellung eines Mobilitätskonzepts verbessert werden. Eitorf soll Fair-Trade-Gemeinde werden, darüber hinaus klimaneutral und pestizidfrei. Öffentliche Toiletten und Trinkwasserbrunnen sollen eingerichtet werden. Geht es nach den Grünen, wird es das Industriegebiet in Lindscheid nicht geben, stattdessen sollen bereits bestehende Flächen verdichtet werden.

Die Serie

Auf einer Reihe von Sonderseiten beschäftigt sich die Redaktion ausführlich mit der Situation und den Bürgermeisterkandidaten, den Problemen und Perspektiven in den elf Städten und Gemeinden unseres Verbreitungsgebietes wie auch mit dem Rhein-Sieg-Kreis und den Landratskandidaten. Wir machen Kommunalpolitik transparent.

BfE

Für die Wählervereinigung Bürger für Eitorf ist es ein Kernanliegen, die Schulsozialarbeit zu sichern. Die BfE will sich für einen verkehrsberuhigten Ortskern einsetzen und dafür die Beauftragung eines neuen Verkehrskonzeptes beantragen. Die Ausweitung von Gewerbeflächen in ökologisch bedeutenden Gebieten wird abgelehnt.

UWG

Schaffung von mehr Kindergartenplätzen steht auf der Liste der Unabhängigen Wählergemeinschaft an erster Stelle. Auch für mehr Aufenthaltsqualität im Ort und in seiner Umgebung mit mehr Papierkörben, Fitnessgeräten, Bänken und der Einrichtung von öffentlichen Toiletten will sich die UWG einsetzen.

Linke

Sie sind nicht im Rat, wollen aber hinein: Der Ortsverband Eitorf/Windeck setzt sich dafür ein, dass die Schulen in Ordnung gebracht werden (als Beispiel sind Toiletten und Türen genannt), dass Inklusion ausgebaut und die Digitalisierung vorangetrieben wird. Auch ein intelligentes und ökologisches Nahverkehrskonzept für Windeck und Eitorf wird gefordert.

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