4265 Kilometer durch die USAEitorfer Stefan Weiffen wanderte den Pacific Crest Trail

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RS Plus Stefan Weiffen

Allein und glücklich: Stefan Weiffen absolvierte eine Extremtour. 

Eitorf – 2650 Meilen (4265 Kilometer) mit 120.000 Höhenmetern legte er in 155 Tagen zu Fuß zurück, allein auf dem Fernwanderweg Pacific Crest Trail (PCT) im Westen der Vereinigten Staaten, parallel zum Pazifischen Ozean: Stefan Weiffen (51) aus Eitorf bewältigte die Tour in mehreren Monaten.

Er durchquerte Wüsten und überwand Gebirgszüge. Er trotzte Unwettern und erlebte gefährliche Begegnungen mit Klapperschlangen und Bären. Auf seinem Trail entlang der Gebirgskämme der Sierra Nevada und der Kaskadenkette ging es auch schon mal in höhere Lagen, wie den über 4000 Meter hohen Forester Pass in Kalifornien.

Zehn Tage durch Schnee und Eis

Allein zehn Tage wanderte Weiffen durch Schnee und Eis, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Ein erheblicher Teil des PCT verläuft durch Gebiete, die in den USA als Wilderness Area (Wildnis), National Monument (Schutzgebiet) oder als Nationalpark ausgewiesen sind.

RS Plus Pacific Sonnenaufgang

Spektakuläre Sonnenaufgänge erlebte der Abenteurer, wie hier an einem See. 

Weiffen, der im Tagesdurchschnitt 38 Kilometer schaffte, lief insgesamt fünf Paar Schuhe kaputt, etwa alle 500 Meilen musste er sich neue kaufen. In den Städten machte er auch mal einen Tag Rast und aß sich in Restaurants satt. „Auch mit nassen Schuhen musst du mal eine Woche lang laufen. Das war natürlich kein Spaziergang“, betont der Eitorfer, „ich hatte mir das auch leichter vorgestellt.“

In den ersten Wochen hatte er mit Blasen an den Füßen zu kämpfen, einmal brach er in einem Schneefeld ein und musste sein eingeklemmtes Fußgelenk befreien. Ansonsten taten ihm abends die Knochen schon etwas weh, er fühlte sich geschlaucht, schlief dann aber immerhin gut.

Nur wenige halten durch

Von den Menschen, die die Trail-Strecke von der mexikanischen Grenze bei Tijuana/San Diego bis zur kanadischen Grenze bei Vancouver in Angriff nähmen, hielten nur 20 Prozent bis zum Ende durch, sagt Weiffen. Er nahm rund 20 Kilogramm ab.

Wie er zu der Trail-Wanderung kam? Er sei schon immer USA-Fan gewesen, berichtet der Abenteurer, und habe sich während der Corona-Pandemie ein halbes Sabbatjahr bei seinem Arbeitgeber nehmen können. Der Eitorfer arbeitet beruflich als „Partner-Experience-Manager“ und hält Vorträge und Fortbildungen für eine Firma in Hamburg, die Fitness-Center auf der ganzen Welt betreut, allein in Deutschland 1500.

5000 Fotos mit dem Handy

Natürlich kann man eine solche Tour nicht ohne entsprechende Vorbereitung starten. Und man muss seine Ausrüstung streng planen. Denn jedes Gramm muss man ja viele Kilometer weit mitschleppen. Zelt, Schlafsack, Moskitonetz, Sonnenschutz, Stirnlampe, E-Book, Lebensmittel und Wasser gehörten bei Weiffen dazu, auch ein Notverbandspäckchen und wenige Medikamente, aber keine Kamera. Weil die zu schwer war.

Die 5000 Fotos, die er auf seinem fünf Monate langen Trip vom 13. März bis 14. August machte, schoss er mit seinem Handy. Das war mit einer speziellen App und der Satellitenverbindung auch der Routenplaner. Die App zeigte zugleich die nächsten Wasserstellen an. Weiffen hatte aber auch noch Kompass und Karte dabei. „Ich habe versucht, mich vorher ein wenig schlau zu machen.“

RS Plus Pacific Zelt Berg

Oft zeltete Stefan Weiffen im verschneiten Hochgebirge oder im Bergland. 

Auf seinem Trail habe er sich frei und glücklich gefühlt, schildert Weiffen. Er erlebte Ruhe und Gelassenheit statt Zeitnot, Druck und Stress. Er sah spektakuläre Landschaften und Sonnenauf- sowie -untergänge. „Man kommt dann schnell zu der Erkenntnis, dass vieles in unserem gewohnten Leben nicht selbstverständlich ist und wird auch ein Stück weit demütiger“, sagt Weiffen. „Und ich zehre auch heute noch von diesen Erlebnissen.“

Reh begleitete ihn ohne Scheu 

Von seinen Begegnungen mit Tieren kann Weiffen erzählen, nicht nur von Schwarzbären, Elchen und Klapperschlangen, von denen eine nach ihm schnappte. So umzingelte eines Nachts ein Dutzend Koyoten sein kleines Zelt. Und ein Reh begleitete ihn über eine große Strecke ohne Scheu. Die Moskitos waren allerdings eine Plage. Bei nächtlichen Stürmen musste er oft von innen sein Zelt festhalten, denn es gebe dort kaum etwas Schlimmeres, als ungeschützt einem Sturm ausgesetzt zu werden.

An seinem Abenteuer hat der Eitorfer so viel Gefallen gefunden, dass er sich vorgenommen hat, in etwa zwei Jahren eine weitere Wanderung durch die USA zu machen: auf dem Colorado Trail. Der hat allerdings gerade mal 800 Kilometer.

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