Claudia Freytag und Hedi Roos-Schumacher haben zum Jubiläum eine Festschrift mit viel Geschichte und Geschichten vorgelegt.
50 Jahre BürgergemeinschaftIn Hennef-Geisbach werden ein Stadtteil und sein Verein gefeiert

Der aktuelle Vorstand der Bürgergemeinschaft Geisbach in Hennef feiert 50-jähriges Bestehen.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Eigentlich ist es kein Dorf, sondern ein Stadtteil. Und wo genau die Grenzen von Hennef-Geisbach verlaufen, ist zwar im Katasterauszug genau markiert, doch Ortsschilder standen lange an anderer Stelle. Erst 2025 wurden sie an die richtige Position versetzt. Diese und andere spannende wie kuriose Geschichten haben Claudia Freytag und Hedi Roos-Schumacher zusammengetragen. Besonders gelungen ist der Rundgang mit Fotos und historischer Einordnung.
Der Anlass ist allemal bemerkenswert. Die Broschüre ist zum 50-jährigen Bestehen der Bürgergemeinschaft Geisbach entstanden. Am 12. Dezember 1975 trafen sich zahlreiche Menschen zur Gründungsversammlung im heute nicht mehr existierenden Restaurant Haus Steinen. Dr. Hedi Roos-Schumacher, von Hause aus Historikerin, hat in einem Beitrag die Geschichte der Vereinsgründungen in Deutschland hergeleitet.

Zu Corona-Zeiten fuhr der Nikolaus mit der Rikscha durchs Dorf.
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Seit dem 17. Jahrhundert erstmals nachgewiesen, erleben sie im 19. Jahrhundert eine erste Hochphase. Nach dem Zweiten Weltkrieg erholte sich das Vereinswesen, so schreibt sie, unter anfänglicher Aufsicht durch die Alliierten. Einen starken Schub gerade im Fußball brachte der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954. Willy Brandts Motto „mehr Demokratie wagen“ führte zur Entstehung zahlreicher Vereine in den 1970er-Jahren.
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Hennef war da mit dabei. 1970 war es der Bürgerverein Westerhausen und Umgebung, 1971 folgten Dambroich und die Interessengemeischaft Weldergoven, 1973 Müschmühle. Allein 1975 gab es vier Neugründungen. Neben der Interessengemeinschaft Greuelsiefen-Dondorf und dem Bürgerverein Lichtenberg auch die beiden Bürgergemeinschaften Uckerath und Geisbach, das aktuelle Geburtstagskind.
Bürgervereine hatten oft lokalpolitische Probleme als Anlass
Waren oftmals lokalpolitische Probleme Anlass, wie das geplante und nie realisierte Bitumen-Mischwerk in Dondorf, dort wo heute der Dondorfer See ist, Flurbereinigung, Kanalisation oder Straßenbau in Uckerath und Lichtenberg, so suchten die Geisbacher zunächst nicht die Konfrontation mit „denen da oben“.
Im Gründungsaufruf heißt es: „Wir wollen in Geisbach nicht länger abseitsstehen, sondern wir wollen uns tatkräftig dafür einsetzen, dass wir sagen können: ‚Unser Dorf soll schöner werden.‘“ Ein Gründungsziel war die Sicherung und Erweiterung eines Kinderspielplatzes, wie Claudia Freytag in einem Beitrag schreibt. Alsbald ergab sich dann in den Diskussionen mit der Gemeindeverwaltung doch eine deutliche Konfliktlinie.
Erster Vorsitzender war Hanns W. Reuther, dem Besitzer des Bödinger Hofes, eines zentralen und die Ortsgeschichte- und Vereinsgeschichte so wichtigen Ortes in Geisbach. Heute noch aktive Gründungsmitglieder waren Günther Heimann und Ute Rösel, inzwischen Ehrenvorsitzender und Ehrenmitglied. Zwölf Mark im Jahr war der Mitgliedsbeitrag, erst 2017 erfolgte die Erhöhung des Mindestbeitrags auf zwölf Euro.
Elf Ruhebänke, Blumenkästen am Dorfausgang und in der Dorfmitte, die Erhaltung des Steinkreuzes und der kindgerechte Spielplatz in Geisbach sind die ersten Projekte – viele sind bis heute im Programm. Bei der Verkehrsführung gelangen Erfolge, die Überquerung der Landesstraße 125 konnte durch eine Ampel sicherer gestaltet werden.

Die Kapelle in der Dorfmitte ist Kernprojekt der Bürgergemeinschaft, sie wurde ab Ende der 1970er-Jahre von Grund auf erneuert.
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Kernprojekt aber war die Sanierung der Kapelle von 1736 mit dem Missionskreuz von 1734. 1979 wurde die „Grundauferneuerung“ gestartet. Zuletzt renovierte sie Dachdecker Klaus Schröder 2007, der sie sonn- und feiertags auch öffnet. 1986 endete die Zeit des Bödinger Hofs als landwirtschaftlicher Betrieb, seine Nutzflächen wurden Bauland.
Viele Menschen zogen neu hinzu und bereicherten die Bürgergemeinschaft. Der heutige Vorsitzende Heinz Heußen gehört ebenso dazu wie Schriftführer Adolf Hermes und das heutige Beiratsmitglied Peter Sonntag. Der Versuch, mit dem Geisbacher Kurier Mitglieder zu gewinnen, wurde 1999 nach der ersten Ausgabe aufgegeben.
Wenn Günther anrief, war zeitnaher Handlungsbedarf angesagt.
Das Herz der Bürgergemeinschaft entstand 2000: die Hütte auf dem Spielplatz Im Alten Garten. Hier endet der Martinszug, hierhin kommt der Nikolaus und hier wird die Mitgliederversammlung abgehalten. Einen Einschnitt erlebte die BG 2019, nach 30 Jahren beendete Günther Heimann seine Vorsitzendentätigkeit. Das größte Kompliment machte ihm wohl der damalige Bürgermeister und Parteifreund Klaus Pipke: „Wenn Günther anrief, war zeitnaher Handlungsbedarf angesagt.“

Links ist die alte Schule zu sehen, rechts der später hinzugekommene Neubau, der heute noch steht.
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Corona war eine große Herausforderung für den Verein, Dank des Vereins Radeln ohne Alter, dessen Vertreter im Stadtteil wohnen, hab es kreative Lösungen: Der Nikolaus besuchte die Kinder mit der Rikscha. Sankt Martin, Fronleichnamsprozession, Weihnachtsbaum – das Programm ist nach wie vor vielfältig, die Perspektive interessant. Denn in der früheren Schule in der Geisbach wird es wohl einen Vereinsraum geben.

