Ende Juli eröffnete das Café Lavendel auf der Frankfurter Straße. Betreiber Ammar Rajabi verwirklichte sich einen Traum.
Café Lavendel in HennefIm ehemaligen JaJa gibt es jetzt selbstgemachtes Eis und Kuchen

Ammar Rajabi (40) führt das Café Lavendel im ehemaligen JaJa auf der Frankfurter Straße in Hennef.
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„Ich kann es gar nicht glauben! Ich habe doch erst vor zehn Tagen eröffnet, und alle schwärmen schon. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Menschen das so annehmen!“ Ammar Rajabi steht hinter der Theke in seinem Café Lavendel in Hennef, seine Augen strahlen, seine Hände halten schon zwei kleine Becherchen Eis. „Probieren Sie!“ Wiener Mandel, süß, schmelzend, knusprig. Amalfi-Zitrone, frisch, aromatisch.
Das Café Lavendel im ehemaligen JaJa ist noch ganz jung, ein Geheimtipp. Die großen Schilder der ehemaligen Kneipe mit Disco stehen noch an der Frankfurter Straße, nur ein kleiner, selbstgemalter Hinweis weist auf die Neueröffnung hin.
Café Lavendel in Hennef: Kaffee aus der Siegtal-Rösterei, Marmeladen von der Nachbarin
Und doch hat der 40-Jährige bereits etliche Stammgäste. Von 8 Uhr morgens bis 20 Uhr abends hat er täglich auf, „ich habe ja Spaß dran“. Am Montag wollte er einen Ruhetag einlegen. Als er aber den Gastraum reinigte, stand eine Kundin vor ihm. Ob sie vielleicht doch einen Kaffee...? Rajabi schaltete die große Siebträgermaschine ein, der nächste Gast kam. „Und irgendwann hatte ich den Biergarten voll!“
Gerade der Garten, wie Rajabi die Außengastronomie mit Platz für rund 100 Personen nennt, ist ihm wichtig: „Er soll eine Auszeit für die Hennefer sein! Jeder ist hier willkommen.“ Konsumieren müsse hier niemand, im Gegenteil: „Ich biete jedem Wasser kostenfrei an. Trinken ist wichtig, und das ist doch mindeste, was ich einem Gast entgegenbringen kann“, sagt der 40-Jährige.
Rajabi ist Quereinsteiger, hat seine beiden Hobbys zum Beruf gemacht. „Ich liebe Feinkost, und ich liebe Messer.“ Er hat eins für die Kokosnüsse in der Schale, eins für die anderen Obstsorten, für Teig, für Fleisch. Feinkost, das bedeutet für den gebürtigen Iraner „echte“ Lebensmittel, regional, ausgesucht und mit Liebe zubereitet. Deshalb auch der Name Café Lavendel, der die Verbundenheit zur französischen Lebensart herstellen soll, „das Tüpfelchen auf dem i“, wie er sagt.

Französisches Flair bietet das Café Lavendel im ehemaligen JaJa auf der Frankfurter Straße in Hennef.
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Vieles kommt aus direkter Nachbarschaft: Den Kaffee bezieht er aus der Siegtal-Rösterei, den Wein aus der Destille, die Marmeladen kocht eine Nachbarin, das Obst stammt aus Gärten der Region. Anderes lässt er sich schicken: Dattelsirup aus Bagdad, Gewürze und Rosenknospen aus dem Orient. Der Teig für die Croissants und Baguettes, die es zum Frühstück gibt, wird für ihn nach Spezialrezept hergestellt. Er macht Säfte aus gelben Kiwis und mischt einen Aufstrich aus Myrre, Safran und Pistazien. Auch die lässt er sich schicken. „Ich kriege ja Haarausfall, wenn ich diese neongrünen Dinger sehe, die hier als Pistazien verkauft werden!“
Ammar Rajabi gab seinen Job im Autohaus auf und eröffnete das Café in den Räumen des ehemaligen JaJa
Auf einer mehrjährigen Weltreise hatte er sein Aha-Erlebnis, erzählt der Hennefer. Eine Wanderung an der Grenze von Irak und Iran, eine einsame Gegend. Und plötzlich dieses Aroma. Ein Hirte briet Fleisch, lud Ammar Rajabi zum Essen ein. Ziegenjoghurt mit Felshonig, ein weiter Blick. „Da habe ich gemerkt, wie reich dieser Mann ist“, erinnert sich der 40-Jährige. Der Wendepunkt sei das in seinem Leben gewesen. Und als die Kneipenräume zwischen Frankfurter Straße und Horstmannsteg abgegeben wurden, griff er zu. Der Saal ist noch anderweitig vermietet.

Selbstgemachte Kuchen und Marmeladen gibt es im Café Lavendel in Hennef.
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Seinen Job in den familiengeführten Autohäusern hängte er für seinen Traum an den Nagel. „Das Leben ist zu kurz, um im Büro zu sitzen“, sagt Rajabi. Fünf Monate entrümpelte und renovierte er, „da bin ich fast an meine Grenzen gestoßen“. Der Fußboden im französischen Kachelmuster, große Bilder an den Wänden, gemütliche Sitzecken, leiser Jazz. Bis zu 35 Personen passen in den Gastraum mit der einladenden blauen Bank vor der Tür.

Handgemachtes Eis gibt es im Café Lavendel in Hennef: Vanille, Triple Chocolate, Feige, Wiener Mandel, Pistazie, Amalfi-Zitrone - die Sorten variieren.
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Neben dem Tresen ist das Fenster mit der Eistheke weit geöffnet. Und Passanten auf dem Weg runter zur Sieg bekommen ein Kostpröbchen handgemachtes Eis. Feige, Erdbeere, Triple Chocolate, für den Herbst plant Rajabi schon mit Apfel-Birne-Zimt. „Ich liebe Eis!“ Meist sei es aber zu süß, zu luftig, zu sahnig. Zwei Euro kostet die Kugel, „eigentlich müsste ich drei nehmen, um die Kosten zu decken. Aber ich arbeite hier ja allein, dann passt das schon“. Abends unterstützt ihn seine Frau Nena, im Tagesjob Medizinerin; sie mixt die Cocktails.
Außer Eis gibt es selbstgebackenen Kuchen und Frühstück, später sollen auch ausgewählte Speisen dazu kommen. Mit den Gästen will Rajabi sich unterhalten, über Alltägliches, aber vor allem über Essen: „Mich interessiert, ob die Kunden das schmecken, was ich schmecke.“