Achim Zank vom Fischschutzverein kritisiert, dass der ganze Müll die Fische beeinträchtigt. Der Verein hilft regelmäßig bei Aufräumaktionen.
Matratzen, Einkaufswagen, MotorrollerWas Ehrenamtler in Siegburg aus Sieg und Mühlengraben holen

In Siegburg barg die Feuerwehr einen Motorroller aus dem Mühlengraben.
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Die Gewässer im Rhein-Sieg-Kreis gelten als sauber – zumindest, wenn man die Wasserqualität betrachtet. Denn an Sieg und Mühlengraben finden sich an Ufern und dem Flussgrund immer wieder Gegenstände, die dort nicht hingehören. Oft wurden sie bewusst und illegal dort entsorgt oder einfach liegen gelassen. Die Feuerwehr fischte Ende Juni sogar einen Motorroller aus dem Wasser.
„Wir haben da schon alles gefunden: Batterien, Party-Pavillons und Dutzende Beutel mit Hundekot – den packen die Leute zwar ein, aber sie entsorgen sie in der Natur“, sagt Achim Zank, 1. Vorsitzender des Fischschutzvereins Siegburg von 1910. Der Verein beteiligt sich jedes Jahr an Aufräumaktionen. Während andere Müllsammel-Gruppen die Straßenränder von Abfall befreien, nehmen sich die Fischereifreunde seit 41 Jahren die Gewässer vor.
Fischereifreunde säubern 18 Kilometer Sieg und drei Kilometer Mühlengraben
„Wir haben in Siegburg 18 Kilometer Sieg, drei Kilometer Mühlengraben, in Windeck-Herchen ist auch eine lokale Gruppe aktiv, da sind es ebenfalls drei Kilometer Sieg.“ Auch der Allner See in Hennef zähle zum Einzugsgebiet des Vereins. „Da läuft das Müllsammeln immer sehr erfolgreich, was nicht positiv gemeint ist. Eigentlich könnte man dreimal im Jahr sauber machen. In Siegburg hatten wir im Frühjahr einen Container mit sieben Kubikmetern Fassungsvermögen, der hat nicht gereicht.“ Am Ufer lägen Matratzen, alte Schlauchboote oder komplette Einkaufswagen.
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Achim Zank ist 1. Vorsitzender des Fischschutzvereins Siegburg von 1910.
Copyright: Foto: Marius Fuhrmann
Teile einer Telefonzelle fanden sie auch mal, eine Fritteuse, sogar eine alte Pistole. Autoreifen sowieso. „Wir glauben aber nicht, dass die bewusst entsorgt werden, wahrscheinlich werden sie vom Hochwasser fortgeschwemmt, wenn ein Silo weiter flussaufwärts zu nah am Wasser errichtet wurde“, schildert Zank.
Überreste von Grillabenden machen Umwelt am Siegwehr zu schaffen
Dennoch, die Reifen liegen erst einmal im Fluss und beeinträchtigten die Fische: Barben, Zährten, Nasen, Lachse. „Mehrere Tausend setzen wir jedes Jahr im Herbst aus, nur etwa 70 finden später den Weg in die Sieg zurück, um dort zu laichen“, sagt Zank. „Wir als Angelverein ziehen ja nicht nur Fische aus dem Wasser, sondern setzen sie auch ein. Wir hegen und pflegen unsere Gewässer.“ Ebenso bekämpfe der Verein die giftige Herkulesstaude, die vielerorts am Ufer wachse.
In Siegburg hatten wir im Frühjahr einen Container mit sieben Kubikmetern Fassungsvermögen, der hat nicht gereicht.
Nicht zuletzt seien da die Überreste vom Grillen, die an warmen Tagen auf den Kiesbänken vor dem Siegwehr liegen blieben. „Wir können und wollen niemandem das Baden verbieten“, sagt Zank, dem es trotzdem am liebsten wäre, wenn dort überhaupt nicht gebadet würde. „Wenn im September die Lachse zurückkommen, geht von uns Anglern niemand ans Wasser.“
Hinweise auf Müll in Gewässern kommen häufig von Anwohnern oder Spaziergängern
Einen Verursacher zu ermitteln, ist meist schwierig. „Die Untere Wasserbehörde prüft bei Missständen an und in Gewässern regelmäßig und intensiv Hinweise auf mögliche Verursacher“, teilt Antonius Nolden, Sprecher des Rhein-Sieg-Kreises, auf Anfrage mit. Oftmals gelinge das sogar. „Die Verursacher bekommen dann ein Bußgeld und werden zu einer kostenpflichtigen, ordnungsgemäßen Beseitigung verpflichtet.“ Bei Umweltstraftaten ermittele zudem die Polizei. Wie oft Sondermüll in der Sieg entsorgt werde, darüber gebe es keine Statistik.
„Die Erfahrung zeigt, dass kleinere Gewässer eher betroffen sind, vermutlich, weil hier oftmals ein Uferstreifen, der das Gewässer schützen kann, fehlt, und die Ortschaften oftmals bis an die Gewässer heranreichen“, schildert Nolden. Die Hinweise auf Müll in Gewässern kämen häufig von Anliegern oder Spaziergängern. „Die Untere Wasserbehörde leitet diese dann an diejenigen weiter, die für den Unterhalt eines Gewässers zuständig sind.“ Häufig seien das die Kommunen. Sie müssten die Verunreinigungen selbst beseitigen und auch die Kosten tragen, wenn sich kein Verursacher feststellen lasse.
Gefährdeten Gegenstände die Umwelt, zum Beispiel Ölkanister, veranlasse die Untere Wasserbehörde die Entfernung direkt. „Dazu hat sie ein Team aus Fachexperten mit Rufbereitschaftsdienst eingerichtet. Die Nummer ist über die Leitstelle des Rhein-Sieg-Kreises rund um die Uhr erreichbar.“ Die Erfahrung zeige. Je früher eine Gewässerverschmutzung gemeldet werde, umso besser könnten die Gewässer geschützt werden. „Zudem erhöht eine frühe Benachrichtigung auch die Chance zur Ermittlung der Verursacher“, betont Nolden. Die Behörde ist erreichbar unter 02241/12060.