Der Kreistag hat eine neue Gebührenkalkulation beschlossen. Danach müssen Patienten anteilig die Kosten eines Rettungswagentransports zahlen.
200 bis 300 EuroNeue Gebühren-Kalkulation für Rettungsdienst birgt erhebliche Gesundheitsgefahren

Der Rettungsdienst ist durch lange Anfahrten im ländlichen Rhein-Sieg-Kreis herausfordernd und teuer.
Copyright: Symbolbild: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Der Rentner mit dem geringen Einkommen packt sich an den linken Arm. Schmerzen! Ist das der befürchtete Herzinfarkt? Soll er den Rettungsdienst rufen? Oder lieber warten und morgen zum Arzt gehen? Denn der Transport ins Krankenhaus kostet demnächst zwischen 200 und 300 Euro. Das haben gerade Ältere mit kleinen Renten nicht mal so eben zur Hand. Das kann im schlimmsten Fall tödlich enden.
Neuregelung darf nicht zu einer Zwei-Klassen-Versorgung führen
Was wie ein Horrorszenario klingt, kann schnell zu bitterer Realität werden. Ja, der Kreis kann nicht anders. Als Träger des Rettungsdienstes ist er auf die Refinanzierung durch die Krankenkassen als Kostenträger angewiesen. Aber klingt das nicht absurd? Die Transportierten sollen die Leerfahrten mitfinanzieren, weil die Krankenkassen nur noch wirkliche Transporte zahlen. Da wird das Prinzip der Solidargemeinschaft ausgehebelt.
Und ja, auch Krankenkassen müssen das Geld ihrer Mitglieder so wirtschaftlich wie möglich verwenden. Aber das darf doch nicht zu einer Zwei-Klassen-Versorgung führen. Hat der Patient ein gut gefülltes Konto, bezahlt er einfach. Wer klamm ist, muss sich überlegen, ob er das sehr gute Rettungsdienst-Versorgungssystem in Anspruch nehmen kann? Das kann es ja wohl nicht sein.
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Leerfahrten sind im Rettungsdienst-System unvermeidlich
Die bisherige Praxis hat sich bewährt. Nun prallen Rechtsauffassungen aufeinander, wahrscheinlich muss es in Musterverfahren einmal durchprozessiert werden. Aber bis dahin können schon Menschen durch den Rost gefallen sein. Da ist Politik gefordert, nicht die kleine auf Kreisebene am Ende der Kette, sondern die auf Landes- und Bundesebene, die Klarheit schaffen muss. Einen Rettungsdienst vorzuhalten kostet halt Geld.
Und Leerfahrten sind unvermeidlich. Kleines Beispiel: Ist eine Reanimation erfolglos, wird niemand transportiert. Eine Botschaft aber ist immens wichtig: Niemand, der hilft und einen Rettungswagen ruft, wird dafür zur Kasse gebeten, egal ob Fehlfahrt oder nicht.

