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„Sing su laut de kanns“Brings begeistern in der Meiersheide in Hennef 1200 Fans

4 min
Brings hat in der Meiersheide ein umjubeltes Konzert gegeben.

Brings hat in der Meiersheide ein umjubeltes Konzert gegeben.

Die kölsche Band um die Brings-Brüder Peter und Stephan erklärten ihre enge Beziehung zu Hennef und lieferten ein energiegeladenes Konzert ab.

Minuten lang dauerte das treibende Intro, das schwarze Tuch mit dem Bandnamen Brings verhinderte die Sicht auf die Bühne in der Mehrzweckhalle Meiersheide in Hennef. Dann flammten die Schweinwerfer auf, fiel der Stoff zu Boden und die Musiker starteten mit dem Song „Dat is jeil“. Endlich konnte Drummer Christian Blüm es mal so richtig scheppern lassen.

Anders als bei ihren Karnevalsgigs nahm sich die Gruppe alle Zeit zu zeigen, dass sie ursprünglich als Rockband begonnen hat. Da wurde es schon mal laut, hart und dreckig. Gerade Gitarrist Harry Alfter durfte sich austoben, präzise, schnell, virtuos. „Romeo und Julia“ sowie „Man müsste nochmal 20 sein“ gab es im neuen Gewand. Die Texte flimmerten über die Wand, wobei die meisten Fans eh textsicher waren.

Aufwändige Technik gehört zu einem Konzert der kölschen Rockband dazu.

Aufwändige Technik gehört zu einem Konzert der kölschen Rockband dazu.

In seiner ersten Moderation nahm Frontmann Peter Brings Bezug auf ein Interview in dieser Zeitung und bekannte, dass er und seine Kollegen Hennef sehr wohl kennen. Sein Bruder Stephan erinnerte später daran, dass Musikproduzent Helmuth Rüßmann, Ur-Hennefer, zahllose Hits mit ihnen gemacht hat. „Und wenn wir Zeit haben, steigen wir am Bahnhof aus und gehen ins Wirtshaus.“ Harry Alfter verriet, dass die Band nach Karneval in den Kletterwald zwischen Söven und Geistingen fährt.

Na klar hatten sie so das Publikum schnell auf ihrer Seite. Spätestens als Peter Brings meinte: Publikum und Band können nur so gut funktionieren, wenn da Liebe ist. Und dann setzte er zu einer der schönsten Balladen aus dem Band-Repertoire an: „Liebe gewinnt“. Aus 1200 Kehlen erklang: „Wir sind Brüder, wir sind Schwestern, ganz egal, wo wir sind, glaub mir, die Liebe gewinnt.“

Hennefer Karnevalisten waren in der Meiersheide stark vertreten

Einen ganz besonderen Abend erlebte Vanessa Drechsler. „Das ist super, mit Brings Geburtstag zu feiern“, freute sie sich, „und danach geht es ins ‚Comeback‘“. Die Hennefer Karnevalisten waren jedenfalls gut vertreten im Saal. Die Kunterbunten aus Hennef-Bröl etwa hatten einen Tagesausflug organisiert, nur die Organisatorinnen wussten, wo es hingeht – am Ende in die Meiersheide zum Konzert.

Das Publikum ging von der ersten Sekunde an begeistert mit.

Das Publikum ging von der ersten Sekunde an begeistert mit.

Im Schunkelblock gab es unter anderem „Mama, wir danken Dir“. Und auch neue Lieder hatten sie mitgebracht. „Dat Beste wat mer han“ ist eine Hymne an das kölsche Lebensgefühl und ein Plädoyer fürs Zusammenstehen. „Der hellste Stään“ dagegen ist ein Liebeslied mit der wunderbaren Zeile „In minger Wüste bes du dä rään“.

Eine richtige Speednummer machte „Brings“ aus „Bazille“, letztlich auch nichts anderes als eine Liebeserklärung an die Domstadt. Dass Technik nerven kann, wenn sie denn nicht funktioniert, und die Musiker auf der Bühne sich blind darauf verlassen müssen, dass es schon klappt, verriet Peter Brings. Sie ermöglicht es aber auch, Leute zu zeigen, die gerade nicht da sein können. Auf diese Weise kamen Eko Fresh und die Grüngürtelrosen mit „Die bunte Brücke“ in die Meiersheide.

Mit dem Beethovenorchester spielte die Band „Halleluja“ ein

Einen wahren Begeisterungssturm löste ein zweites Video aus. Peter Brings erzählte von den Anfängen, dem Traum von der ersten Platte, dem ersten Album 1991. „Aber es ist geil, mit richtigen Musikern auf die Bühne zu gehen.“ Diesen Wunsch erfüllten sie sich mit dem Beethovenorchester aus Bonn. Dieses „Halleluja“ ist ein opulentes Klangerlebnis, im Hintergrund liefen die Bilder der Aufnahme mit Streichern und Bläsern.

„Su lang mer noch am lääve sin“ wurde hinterlegt mit bekannten und weniger bekannten Toten der vergangenen Jahre, von Einstein über Stephen Hawking und Rupert Neudeck bis Udo Jürgens. Ein starkes Statement: das erste Bild zeigte Tom, den bei einem Unfall in diesem Jahr ums Leben gekommenen Techniker von „Kasalla“.

Zum Abschluss gab es weißen Konfettiregen, der auf das Publikum niederregnete.

Zum Abschluss gab es weißen Konfettiregen, der auf das Publikum niederregnete.

Wollt Ihr drei Opas tanzen sehen, rief Peter Brings in Publikum. Tatsächlich sind er, Bruder Stephan und Harry Alfter, der das ausplauderte, Großväter. Lediglich Christian Blüm, Sohn von Ex-Bundesarbeitsminister Norbert Blüm, und Keyboarder Kai Engel, Sohn des früheren Bläck Fööss-Sängers Tommy Engel, sind noch ohne Enkel.  Und dann legten sie los.

Stephan Brings machte den Bass zum Solo-Instrument, irrsinnig schnell drehte er sich im Kreis. Von Metallica bis Pippi Langstrumpf improvisierten sie sich durch die Musikgeschichte. Zum Schluss gab es noch ein klares Statement. Die Bläck Fööss, das sind ihre Vorbilder. „Die haben die Stadt sauber gehalten, die gute Stimme, die gute Seele der Stadt. Maat e Lisch an für die Demokratie auf dem Planeten“, rief Peter Brings aus und erntete reichlich Beifall.

Die große Volkskrankheit wird die Einsamkeit. Klingelt einfach mal beim Nachbarn, der alleine ist. Danke Hennef, Ihr seid die Größten.

„Solange es keinen Frieden in Europa gibt, spielen wir Kölsche Jung als Ballade“, versprach er und forderte die Fans auf: „Die große Volkskrankheit wird die Einsamkeit. Klingelt einfach mal beim Nachbarn, der alleine ist. Danke Hennef, Ihr seid die Größten.“ Und schickte die Gäste mit „Heimjon“ nach Hause.