BahnübergangEisenbahnfan erklärt: Staus in Hennef vor der Schranke wären vermeidbar

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Was passiert wann bei geschlossenen Schranken? Eisenbahnfan Lukas Nümm erklärt es.

Hennef – Lange Autoschlangen auf der Frankfurter Straße gibt es immer dann, wenn die Bahnschranke an der Überführung in Richtung Warth sich senkt. Im Berufsverkehr kann sich der Stau schon mal bis zur Beethovenstraße ziehen. Dabei ist Lukas Nümm, 16 Jahre alter Eisenbahnfan aus Hennef, sicher, dass es Abhilfe gibt, bis die Bahnunterführung An der Brölbahn ein paar Hundert Meter weiter gebaut wird – das kann sich noch viele Jahre hinziehen.

Nümms Idee erfordert nichts weiter als die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung. „Bei geschlossener Schranke gilt am Abzweig zur Straße An der Brölbahn das Linksfahrgebot. Ein blaues Schild mit einem Pfeil in diese Richtung vor der Abbiegespur in Richtung Warth weist deutlich darauf hin“, sagt er. Ist der Übergang geschlossen, müssen Autofahrer in Richtung Autobahn ausweichen. Eigentlich.

Abbiegespur läuft schnell voll

Die Realität sieht anders aus. Es gibt eine Abbiegespur, die aber mit fünf bis sechs Autos schnell gefüllt ist. Steht am Ende ein Auto dann schon auf der Spur Richtung An der Brölbahn, wirkt das wie ein Pfropfen in der Flasche, der Verkehr steht. Zuweilen schert noch der ein oder andere Wagen aus und überholt die Schlange. Da der Gegenverkehr aber aus einer Kurve kommt, gibt es regelmäßig Probleme.

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Ist die Abbiegespur voll, geht es links vorbei, wie das Schild zeigt. Das hat sich in Hennef allerdings noch nicht durchgesetzt.

Ein weiteres Ärgernis sind die langen Schließungszeiten. Nümm hat sich damit beschäftigt und kennt die Hintergründe aus Eisenbahnersicht. Die Überführungen werden von der Deutschen Bahn gesichert, der Zugverkehr ist signalabhängig. „Erst wenn die Signale auf Grün stehen, können die Züge rollen“ erklärt Nümm. „Und die Signale gehen erst auf grün, wenn die Schranken runter sind.“

Kombination von Signalen für Straße und Schiene verlangsamt Procedere

Im speziellen Hennefer Fall dauert die Einschaltzeit 70 Sekunden. Denn der Knotenpunkt ist kombiniert mit dem Straßenverkehr und den Ampelanlagen. „Erst müssen alle städtischen Ampeln auf Rot gehen, auch die für die Fußgänger“, erläutert der 16-Jährige. Anschließend schalten die Ampeln der Bahn auf Rot.

Bahnunterführung lässt auf sich warten

Auf die Bahnunterführung an der Bröltalstraße warten die Bürger schon seit vielen Jahren. Ursprünglich sollte sie 2012 fertig sein, doch eine Verzögerung folgt der nächsten. Der Kreisverkehr mit der Eugen-Langen-Straße hat jedenfalls bereits einen Abzweig dorthin, Planungen für die Brücke gibt es. (rvg)

Immer muss ausreichend Räumzeit bleiben, also die Möglichkeit für langsam fahrende Fahrzeuge oder Rollstuhlfahrer, den gefährdeten Abschnitt verlassen zu können. Übrigens ist selbst bei Vollschranken der Autofahrer nicht verloren. Die haben nämlich für den schlimmsten Fall Sollbruchstellen, so dass ein Entkommen bei geschlossenem Bahnübergang möglich ist.

An der Bröltalstraße, die in den vergangenen Jahren mit moderner Technik ausgestattet wurde, dauert es zum Beispiel nur 30 Sekunden. Deshalb kann es tatsächlich passieren, dass dort der Übergang noch geöffnet ist, während an der Frankfurter Straße noch alle stehen.

Einschaltkontakt für die Schranke ist kilometerweit entfernt

Die Strecken für die Eisenbahn werden so früh auf Grün gestellt, dass etwa ein 3000 Tonnen schwerer Güterzug, der in Richtung Windeck bergauf fährt, nicht bremsen muss. Deshalb wird der Prozess für die Beschrankung, der mit den roten Ampeln beginnt, frühzeitig eingeleitet. „Von Windeck kommend ist der Einschaltkontakt am Bahnhof Stadt Blankenberg, in der anderen Richtung etwa in Höhe der Autobahn 3, jeweils rund 2800 Meter vorher“, schildert Nümm.

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Deshalb können die Schranken schon mal länger unten bleiben, weil Bahnen aus beiden Richtungen kommen. Und die Züge müssen ja auch noch an den Bahnsteigen in Hennef und Im Siegbogen stoppen.

Siegtalstrecke wird per Hand gesteuert

Auf der gesamten Siegtalstrecke von Hennef bis Siegen wird jedes Signal händisch weitergedrückt. Dafür sitzen im Stellwerk Eitorf, das den Abschnitt Hennef – Eitorf steuert, tagsüber zwei Fahrdienstleiter, nachts ist es einer. Weitere Stellwerke gibt es in Herchen, Schladern, Au, Betzdorf und Siegen. Sie weisen die Lokführer auch an, was bei Störungen zu tun ist.

Dann dürfen die Züge die Bahnübergänge nur langsam passieren und müssen hupen. Die Anwohner an der Bröltalstraße können davon ein Lied singen: Wenn ein Zug liegenbleibt, kann das schon mal länger als fünf Minuten dauern. Nach 300 Sekunden aber gilt ein Halbschranken-Übergang wie an der Bröltalstraße als nicht mehr ausreichend gesichert. Autofahrer neigen dazu, die Absperrungen zu umfahren. Dann müssen die langsam fahrenden Züge entsprechend warnen.

Bei all diesem Fachwissen überrascht der Berufswunsch Lukas Nümms nicht: „Ich möchte Fahrdienstleiter bei der Bahn werden.“

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