Herbstwelle rollt anCorona-Inzidenz im Rhein-Sieg-Kreis binnen Tagen verdreifacht

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Symbolfoto: Die Situation in den Krankenhäusern ist derzeit nicht angespannt, die Verantwortlichen beobachten die Lage aber sehr kritisch. 

Rhein-Sieg-Kreis – Die Corona-Herbstwelle rollt, die Inzidenzwerte steigen deutlich. Ein Blick auf das Corona-Dashboard des Kreises zeigt: Innerhalb einer Woche hat sich die Sieben-Tage-Inzidenz beinahe verdreifacht. Lag der Wert am vergangenen Mittwoch (5. Oktober) noch bei 198,3, schnellte er gestern auf 581,8. Der Kreis weist seit geraumer Zeit darauf hin, dass die Zahlen das Infektionsgeschehen nicht vollständig abbilden, weil nur positive PCR-Tests in die Statistik einfließen, nicht aber die positiven Schnelltests.

Corona-Herbstwelle: Die Medizinerin

Den Trend bestätigt Dr. Jacqueline Hiepler, Ärztin aus Hennef und Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Rhein-Sieg-Kreis: „Die Zahlen explodieren seit einer Woche.“ Die Zahl der Patienten, die ihre Praxis mit Verdacht auf eine Corona-Infektion aufsuchten, sei von täglich rund zehn im Sommer auf rund 30 gestiegen: „Was wir gerade erleben, ist die zweite Phase der Durchseuchung nach dem Sommer.“

Es seien aktuell Patienten im jungen und mittleren Alter betroffen, die im Job wieder mehr Kontakte hätten. Die gute Nachricht sei, dass die Infektion meist recht mild verlaufe. Mehr Sorgen bereitet Hiepler die verhaltene Bereitschaft zur Impfung: „Wir alle werden nicht umhinkommen, uns dem Virus zu stellen.“ Viele hätten nach einer Infektion mit mildem Verlauf das Gefühl, keine Impfung mehr zu brauchen: „Die Angst ist weg.“

Ihre Empfehlung bleibe aber, die Corona-Impfung auffrischen zu lassen. Das gelte auch für die Grippeschutzimpfung: „Wir hatten im Grunde zwei Jahre keine Grippe – die Abwehrkräfte wurden also nicht gestärkt.“

Corona-Herbstwelle: Die Kreisverwaltung

Aus Sicht der Kreisverwaltung kommt der sprunghafte Anstieg der Infektionszahlen nicht überraschend. Da sich witterungsbedingt die Aktivitäten nach drinnen verlagerten, sei von einem weiteren Anstieg auszugehen, sagt Katja Eschmann aus der Pressestelle. Mehrere Ausbrüche in Krankenhäusern seien bekannt, der Kreis stehe in regelmäßigem Kontakt mit den Häusern.

Corona-Herbstwelle: Das Wohnhaus für Menschen mit Behinderung

„Es ist noch keine Welle“, urteilt Dr. Helene Müller-Speer, Leiterin der Lebensräume für Menschen mit Behinderung beim Caritasverband. „Aber man merkt den Anstieg deutlich.“ Nach Zeiten ohne Infektionen ändere sich die Situation trotz der Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske. Für den Besuch der drei Caritas-Wohnhäuser in Königswinter und Niederkassel bleibt ein negativer Test obligatorisch.

Derzeit sind acht Mitarbeitende erkrankt, was die Verantwortlichen bei der Aufstellung des Dienstplans täglich neu fordere. Dass Urlaube verschoben werden müssten, verschlechtere die Personalsituation zusätzlich. Die Verläufe bei derzeit drei erkrankten Bewohnerinnen seien leicht, doch viele der Menschen verstünden nicht, warum sie die Quarantäne einhalten müssen.

„Sehr angespannt“ blickt Müller- Speer in die kommenden Wochen. „Weil wir auch wissen, dass die Zahlen in den Werkstätten steigen.“ Es sei nur eine Frage der Zeit, bis das ankomme.

Corona-Herbstwelle: Die Altenzentren

„Wir sind krisenerprobt“, antwortet Elisa Claßen, Leiterin des Altenzentrums Helenenstift in Hennef-Geistingen und des Hauses Elisabeth in Niederkassel, auf die Frage, ob und wie man in den Caritas-Einrichtungen zurechtkommt. In Geistingen (124 Betten) habe es vor 14 Tagen einen Covid-Ausbruch mit zehn Fällen gegeben. „Das haben wir wieder im Griff“, sagt Claßen.

Bemerkbar mache sich das allgemeine Infektionsgeschehen jetzt beim Personal. Im Haus Elisabeth (110 Betten) ist nach Worten der Leiterin sogar ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Um die Seniorinnen und Senioren betreuen zu können, von denen aktuell 24 Corona haben, würden Zeitarbeitskräfte eingesetzt.

Corona-Herbstwelle: Die Krankenhäuser

„Die Lage ist angespannt, aber dank des Engagements unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beherrschbar“, berichtet Klinikdirektorin Petra Nöhring aus Eitorf. Im St. Franziskus-Krankenhaus sei die Zahl der Corona-Patienten leicht angestiegen, „jedoch hatten wir durchgängig seit Anfang des Jahres Covid-Patienten und auch leider kein Sommerloch“.

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Momentan seien sieben Infizierte in Behandlung. Davon liege ein Patient mit multiplen Erkrankungen auf der Intensivstation, wofür Covid aber nicht ursächlich sei. Beim Krankenhauspersonal gebe es aktuell einen hohen Krankenstand durch Covid-Quarantäne, aber auch durch jahreszeitbedingte Erkrankungen.

Im Helios-Klinikum Siegburg werden zurzeit 14 Corona-Infizierte behandelt, zwei belegen Intensivbetten. Wie in Eitorf wurde ein leichter Anstieg der Covid-Fälle registriert. „Wir beobachten die Corona-Lage und die zur Verfügung stehende Personalstärke täglich genau“, danach beurteile man die Handlungsmöglichkeiten für sämtliche Patienten, teilt Sprecherin Janina Decker mit. Auf einen möglichen weiteren Anstieg der Covid-19-Fälle sei man vorbereitet.

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