Kunst des SchönschreibensHans-Josef Dalmus entdeckte einst die Liebe zur Kalligrafie

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Viele Schriften hat Hans-Josef Dalmus im Repertoire. Eine Auswahl zeigt er in einer Ausstellung im Gemeindehaus von St. Gerhard.

Viele Schriften hat Hans-Josef Dalmus im Repertoire. Eine Auswahl zeigt er in einer Ausstellung im Gemeindehaus von St. Gerhard.

  • Eigentlich hat Hans-Josef Dalmus nach der Schule eine Lehre als Plakatmaler angefangen.
  • Im Laufe der Zeit entdeckte er dann seine Liebe zur Kalligrafie, der Kunst des Schönschreibens.
  • Nach all den Jahren hat die Liebe zu seinem Hobby nicht nachgelassen.
  • Dalmus sagt: „Ich müsste noch mehrere Leben haben, um alle Entwürfe umzusetzen.“

Troisdorf – Einen spitzen Bleistift und ein weißes Blatt Papier – das waren die Herzenswünsche für den kleinen Hans-Josef Dalmus, der früh schon im elterlichen Lebensmittelgeschäft mithelfen musste. „Damals hatten wir nur Packpapier zum Malen“, erinnert sich der Troisdorfer.

Inzwischen gibt es Papier genug im Haus des nunmehr 80-Jährigen. Und auch an Zeichengerät herrscht kein Mangel: In seinem „Scriptorium“, einem kleinen Holzhäuschen im Garten, widmet sich Dalmus der Kalligrafie. Am 13. Oktober zeigt er zum ersten Mal eine Auswahl seiner Arbeiten öffentlich.

Vom Plakatmaler zur Kalligrafie

Eine Lehre als Plakatmaler hatte er beim Kaufhof in Bonn absolviert, später für ein Teppichhaus und ein Sportgeschäft gearbeitet, bis ihn ein Freund abwarb. „Feine Glasuren“ vertrieb die Troisdorfer Firma Heinrich Fey, wo Dalmus bis zur Pensionierung vor 20 Jahren arbeitete und bis zum Betriebsleiter aufstieg.

Urkunden gehören ebenso zu den Arbeiten von Hans-Josef Dalmus wie glasierte Kacheln, von denen etliche im Haus des Troisdorfers hängen.

Urkunden gehören ebenso zu den Arbeiten von Hans-Josef Dalmus wie glasierte Kacheln, von denen etliche im Haus des Troisdorfers hängen.

Kreatives Zeugnis der Arbeit dort legen bis heute glasierte Fliesen ab, die im Haus des Ehepaares Dalmus an der Frankfurter Straße einige Wände zieren – und das nicht nur im Badezimmer. Stets aber blieb die Malerei ein Begleiter durch das Leben des vielseitig begabten Mannes: Holz- und Metallarbeiten, der Bau von Modellbahn und -schiffen.

Nicht nur zu Geburtstagen und Jubiläen dichtete und malte Hans-Josef Dalmus immer wieder, ehe er sich im Jahr 2000 dann der Kalligrafie zuwandte. „In einer Gruppe um die Familie Schneider wurde damals ein Platz frei.“

Die Ausstellung

Eröffnet wird die Ausstellung mit kalligrafischen Arbeiten von Hans-Josef Dalmus am Sonntag, 13. Oktober, um 11 Uhr im Gemeindehaus von St. Gerhard in Troisdorf-Mitte. Zu sehen sind die Blätter außerdem am Donnerstag, 17. Oktober, von 15 bis 17 Uhr, zu den Öffnungszeiten des Café International, eines Treffpunkts für Geflüchtete und Einheimische, der wöchentlich im Gemeindehaus stattfindet. (dk)

Bei monatlichen Treffen lernten die zwölf Mitglieder einen ganzen Tag. „Das ist pure Meditation“, beschreibt der Familienvater die Faszination der Schriftkunst. „Wenn du wüsstest, wie ich arbeite“, gibt er bisweilen seiner Frau zur Antwort, wenn die fragt: „Schläfst du?“. Die Texte sind die Grundlage für Dalmus’ „schlaue Texte“ wie Aphorismen oder auch aus der Bibel.

Erst nachdenken, dann schreiben

Bevor er zu schreiben beginnt, gilt es im Nachdenken, die passende Schrift zum Inhalt auszuwählen, die Farbgestaltung zu planen. Schriften wie Copperplate oder Anglais erfordern viel Ruhe, die der Pensionär am Schreibtisch schon nach wenigen Minuten findet, auch wenn mit 80 Jahren die Hand nicht mehr so ruhig ist wie früher.

Gut ein Dutzend Schriften „hab ’ ich drauf“, sagt Hans-Josef Dalmus; von der „Lapidar“ bis zur „Humanistischen Kursive“. Um ein Vielfaches größer ist die Zahl der Federn, die Dalmus sein Eigen nennt: „Tausende“, berichtet er, lagerten im Scriptorium. Darunter sind Spitz- und Pfannenfedern, Rosen- und Röhrchenfedern, die zweifach gespaltenen Notenfedern, aber auch selbst hergestellte „Colapens“.

Urkunden gehören ebenso zu den Arbeiten von Hans-Josef Dalmus wie glasierte Kacheln, von denen etliche im Haus des Troisdorfers hängen.

Urkunden gehören ebenso zu den Arbeiten von Hans-Josef Dalmus wie glasierte Kacheln, von denen etliche im Haus des Troisdorfers hängen.

Aus Getränkedosen entstehen Schreibfedern, über den besonderen Effekt Dalmus schwärmt. „Das kratzt und spritzt – sehr interessant.“ Ein ganzes Schrankfach füllen auch die unterschiedlichen Tuschen und Tinten, sein Lieblingsmaterial ist die Moorlauge, die allerdings nicht wasserfest ist.

Wie viele Blätter er inzwischen gestaltet hat, kann Hans-Josef Dalmus nicht sagen. „Es gelingt auch nicht alles.“ Ideen aber hat er noch viele: „Ich müsste noch mehrere Leben haben, um alle Entwürfe umzusetzen.“

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