Fast ein Jahr nach dem HochwasserExperten nennen Ursachen für die Flut in Lohmar

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In der Nacht vom  14.  auf den 15. Juli 2021 stieg die Agger auf einen historischen Höchstwert.

Lohmar – Das verheerende Hochwasser steckt den Betroffenen immer noch in den Knochen, das war in der Jabachhalle deutlich spürbar. Vor knapp einem Jahr, am 14. Juli 2021, regnete es wie aus Kübeln. Die Bäche und Flüsse schwollen an, ganze Wohngebiete soffen ab und hatten tagelang keinen Strom; Waschmaschinen, Möbel, Kleidung, Erinnerungsstücke – unwiederbringlich verloren. „Das Unglück war unvermeidbar“, lautete das Fazit des Gutachters Dr. Olaf Kaufmann, das bei einigen seiner rund 60 Zuhörern auf Protest stieß.

Lesen Sie hier den Kommentar der Autorin zum Hochwasserschutz in Lohmar.

„Hätte das Pumpwerk, wenn es in dieser Nacht nicht ausgefallen wäre, Schlimmstes verhindern können?“, fragte ein Betroffener. „Nein“, gab Kaufmann zur Antwort. Die Pumpen sollen zwar ein Zuviel an Regenwasser in die nahe Agger drücken, doch weil der Fluss extremes Hochwasser führte, hätte das nicht funktioniert: „Das, was wir unten abpumpen, läuft oben wieder hinein.“

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Auch die beiden anderen Abläufe in die Agger, die unter der Autobahn hindurch führen – der Jabach und eine Regenwasserleitung – seien damals voll gewesen. Das Problem sei die Topographie, erläuterte der Ingenieur. Das Wohngebiet zwischen Hauptstraße und Autobahn 3 liege in den Ausläufern der Agger-Aue, in einer Mulde, „wie eine Badewanne, und in allen drei Abläufen steckten Stöpsel“.

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Draußen schien die Sonne, drinnen ging es in der Jabachhalle um den Starkregen und die Folgen. 

Und die Kanäle? Sie seien nach dem technischen Standard ausreichend konzipiert, sagte Kaufmann, sie für ein 100-, gar ein 1000-jährliches Hochwasser auszubauen, sei kaum wirtschaftlich möglich. An einigen Stellschrauben könnten die Behörden drehen: Die Stadt plant die Erweiterung der vier Regenrückhaltebecken und die Stabilisierung des Agger-Deichs in Lohmar mit Verlängerung der Spundwand, erläuterte Ruth Hilgenberg, Abteilungsleiterin Straßenbau und Entwässerung. In Peisel werde neuer Retentionsraum geschaffen, ergänzte Bürgermeisterin Claudia Wieja. Dort könne die Agger sich dann ausdehnen, was den Pegel um 13 Zentimeter senke. Sinnvoll sei laut Kaufmann die Erhöhung des Agger-Deichs.

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Die Autobahn GmbH sollte die Kapazität des Absetzbeckens neben der A 3 erhöhen, in dem Regenwasser vorgeklärt wird, bevor es in die Agger abfließt. Auch hier kam es zu Überschwemmungen. Der Aggerverband könnte die Pumpenanlage vergrößern.

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Doch nicht für alles sei die öffentliche Hand zuständig, so Kaufmann. Eigentümer könnten ihre Grundstücke und Immobilien durch Mauern, Schwellen und Versickerungsflächen schützen. Kellergaragen und andere tief liegende Öffnungen seien Schwachpunkte. Es gehe darum, den Wasserfluss zurückzuhalten und zu verzögern. Manches erscheint ganz simpel: „Besser als Asphalt“, sagte der Gutachter, „sind Rasengittersteine.“

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