Nach Aus in LülsdorfStadt Niederkassel hat Vorkaufsrecht auf Evonik-Areal

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Das Lülsdorfer Gelände von Evonik: Der Konzern zieht sich aus Niederkassel zurück und will die Fläche verkaufen. 

Niederkassel – Die Stadt will im Zusammenhang mit dem angekündigten Rückzug des Chemiekonzerns Evonik Industries möglichen Grundstücksspekulationen einen Riegel vorschieben.

Der Stadtrat hat dazu bei seiner jüngsten Sitzung einstimmig eine Satzung erlassen, die der Stadt ein Vorkaufsrecht für das rund 100 Hektar große Firmenareal in Lülsdorf sichert. Diese Flächen werden nach Angaben der Stadt seit Oktober vergangenen Jahres auf dem Immobilienmarkt zum Verkauf angeboten.

Zuvor hatte der Essener Dax-Konzern überraschend mitgeteilt, den Standort Lülsdorf „mittelfristig in neue Hände“ geben zu wollen. Angestrebt wird laut Evonik der komplette Verkauf des Niederkasseler Standorts an einen neuen Eigentümer, der nach Möglichkeit die vorhandenen Anlagen übernehmen und weiterbetreiben soll. Aber auch eine Aufteilung des Firmengeländes mit Teilverkäufen wird nicht ausgeschlossen.

Instrument gegen Spekulation

Die Vorkaufsrechtssatzung wurde vom Stadtrat ohne Aussprache beschlossen. Sie war zuvor bereits in einem nichtöffentlich tagenden interfraktionellen Arbeitskreis zur Zukunft des Chemiestandorts Niederkassel diskutiert worden.

Die Satzung soll nach Angaben der Stadtverwaltung „möglichen Grundstücksspekulationen und damit einhergehenden negativen Entwicklungen für den Standort und die Gesamtstadt“ entgegenwirken und eine geordnete städtebauliche Entwicklung sicherstellen.

Für Stadtverwaltung und Politik hat das Gelände rund um den Lülsdorfer Hafen unter anderem wegen der rund 500 dort noch angesiedelten Arbeitsplätze ausgesprochen wichtig. Bereits im Dezember des vergangenen Jahres hatte sich der Niederkasseler Stadtrat deshalb in einer Resolution ausdrücklich zum Erhalt des Chemiestandorts Lülsdorf bekannt – auch nach dem Evonik-Rückzug.

Durch ihre Lage im Zentrum der Stadt sind die Industrie- und Gewerbeflächen aber auch städtebaulich von großer Bedeutung. Von den rund 100 Hektar Gesamtfläche werden zurzeit nur etwa 43 Hektar industriell genutzt. Auf rund 20 Hektar steht Wald. Zum Areal gehört außerdem ein Umspannwerk des Energieversorgers Innogy sowie das Evonik-Klärwerk.

Untersuchung zu Altlasten

Um beurteilen zu können, wie die nach dem Evonik-Rückzug freiwerdenden Flächen möglicherweise neu genutzt und neu geordnet werden können, hat der Stadtrat ebenfalls eine sogenannte vorbereitende Untersuchung beschlossen. Mit ihr will sich die Stadt unter anderem Klarheit über die Altlasten auf dem seit 1913 von der Chemieindustrie genutzten Gelände verschaffen. Untersucht werden soll unter anderem aber auch, wie das Gelände optimal ans Verkehrsnetz angeschlossen werden kann und wie die künftige Nutzung möglichst verträglich für die „Gesamtstadt“ aussehen kann.

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Evonik Industries hat die Beschlüsse des Stadtrats in einer ersten Stellungnahme begrüßt. „Bereits mit der Verabschiedung der Resolution im Dezember hat sich die Kommune für den Erhalt und die Entwicklung von Lülsdorf als Chemiestandort klar positioniert“, sagt Evonik-Standortleiter Arndt Selbach. „Mit den nun beschlossenen Maßnahmen schafft sie die nötigen Voraussetzungen, um den Prozess nun auch aktiv zu unterstützen.“

Selbach fordert für mögliche Investoren Planungssicherheit. Das Engagement der Stadt müsse die Möglichkeiten für potenzielle Investoren offenlassen, so der Standortleiter. „Der Gestaltungswille muss im Fokus liegen. Nur so können die nötigen Voraussetzungen für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Chemiestandorts geschaffen werden.“

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