Immer weniger Kinder: Die Stadt Niederkassel kämpft gegen das Überangebot an Betreuungsplätzen.
Geburtenzahlen sind rückläufigStadt Niederkassel will Kita-Plätze reduzieren

In den Niederkasseler Kitas gibt es mittlerweile mehr Betreuungsplätze als tatsächlich benötigt werden.
Copyright: Peter Freitag
In Niederkassel gibt es auf absehbare Zeit zu viele Kindergartenplätze. Darauf hat die Stadtverwaltung in der ersten Sitzung des Jugendhilfeausschusses in der neuen Wahlperiode hingewiesen. „Die Entwicklung rückläufiger Bedarfszahlen setzt sich fort“, heißt es in einer Sitzungsvorlage für den Ausschuss. Zwar bleibe die Zahl der Kinder in den einzelnen Kita-Jahrgängen vorerst weitgehend stabil. Allerdings wechselten im kommenden Jahr geburtenstärkere Jahrgänge an den Kitas im Stadtgebiet in die Schulen, während weiterhin weniger Kinder nachrückten.
Niederkassel will deshalb, wie der zuständige städtische Beigeordnete Carsten Walbröhl ankündigte, für das Kindergartenjahr 2026/2027 das Angebot an Kita-Plätzen erneut „anpassen“. Eine solche Anpassung hatte es bei den städtischen Kitas bereits zu Beginn des laufenden Kindergartenjahres gegeben. Einzelne Kitas wurden wegen des Überangebots an Plätzen „ruhend gestellt“, das heißt, der Betrieb dort wurde zumindest vorübergehend eingestellt. In anderen Kitas wurden einzelnen Gruppen komplett in eine andere Einrichtung verlegt.
Niederkassel denkt über Öffnung der Kitas für Kinder aus anderen Kommunen nach
Vorschläge dazu, wie die Stadt auf die weiterhin sinkende Nachfrage nach Kita-Plätzen und das daraus resultierende Überangebot reagiert, soll das Jugendamt im Rahmen einer „Anpassungsplanung“ machen. Das hat der Jugendhilfeausschuss am Mittwoch einstimmig beschlossen. Teil dieser Planungen könnte unter anderem die Öffnung der Kitas für Kinder aus anderen Kommunen sein. Dies könnte für Eltern attraktiv sein, die außerhalb wohnen und zum Arbeiten täglich nach Niederkassel einpendeln.
Alles zum Thema Landschaftsverband Rheinland
- Geburtenzahlen sind rückläufig Stadt Niederkassel will Kita-Plätze reduzieren
- Verfall Köln geht lieblos mit seinem kulturellen Erbe Alt St. Alban um
- Staatshilfe EU-Kommission erlaubt Milliarden für Leag-Kohleausstieg
- Auswertung 2025 Das sind Leverkusens beliebteste Radwege
- Fachkräftemangel Berufsschulen in Euskirchen und Kall bieten zwei neue Bildungsgänge an
- Gläserne Decke in Kölner Wirtschaft „Frauen in Tech und IT stehen schon in den Startlöchern“
- Eifeler Buchmesse NRW-Kulturministerin Ina Brandes lobt das Konzept der Lit.Eifel
Dass Eltern von außerhalb von einem solchen Angebot in nennenswerter Zahl Gebrauch machen werden, glaubt man im Niederkasseler Rathaus allerdings nicht. Denn auch in anderen Städten und Gemeinden ist die Zahl der Geburten rückläufig, was dort ebenfalls zu einem Überangebot an Kita-Plätzen führt. Zudem hat Niederkassel eine im Vergleich mit anderen Kommunen geringen Einpendelquote.
Denkbar ist auch, dass Kita-Gruppen für Kinder unter drei Jahren in Gruppen für ältere Kinder umgewandelt werden. Prüfen lassen möchte der Jugendhilfeausschuss zudem, ob und wie im laufenden Kita-Jahr auch im kommenden einzelne Kita-Gruppen oder auch komplette kleinere Kitas „ruhend gestellt“ werden können. Mit einer solche Ruhendstellung würde nach Angaben der Stadtverwaltung noch keine „finale Entscheidung“ über die Zukunft der Einrichtung getroffen – sprich, ob die Kita komplett geschlossen und aufgegeben wird.
Aziz Cöcelli, der neue Fraktionsvorsitzende der SPD-Ratsfraktion, appellierte in diesem Zusammenhang an die Stadtverwaltung, bei der möglichen Schließung von Kitas nicht allein nach wirtschaftlichen Kriterien zu entscheiden. Die Stadt müsse immer auch soziale Aspekte an den Kita-Standorten berücksichtigen.
Fachkräftemangel in Kitas bleibt Thema für die Stadt Niederkassel
Gegen voreilige Komplettschließungen von Kitas spricht nach Auffassung des Jugendamtes auch, dass Mietverträge für einige Kitas erst mit Wirkung zu den Jahren 2027, 2028 oder 2029 gekündigt werden können. Wo dies durch die Mietverträge zulässig sei, könne man aber eine anderweitige Nutzung von Gebäuden prüfen. Von einem Umbau einzelner, vorerst nicht mehr benötigter Kitas rät der Stadtverwaltung allerdings ab. Für diesen Fall sei fraglich, ob der Landschaftsverband Rheinland (LVR) eine neue Betriebserlaubnis erteilen werde, sollte die Stadt das Gebäude zu einem späteren Zeitpunkt wieder als Kita nutzen wollen.
Trotz sinkender Nachfrage nach Kita-Plätzen stellt der Fachkräftemangel die Stadt nach Angaben Walbröhls weiterhin vor große Probleme. Zwar habe es im Sommer dieses Jahres kurzfristig einen Überhang von 29 Stellen gegeben, schilderte der Beigeordnete im Ausschuss. Dieser Überhang sei inzwischen aber weitgehend abgebaut. Mittlerweile suche die Stadt wieder händeringend nach Erzieherinnen und Erziehern.

