In Siegburgs FußgängerzoneZehn Künstler zeigen alternative Kunstformen

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Zehn Künstlerinnen und Künstler stellen in Siegburgs Fußgängerzone aus.

Siegburg – „SJZ Kinderzimmer“ prangte am Eingang zur Ausstellung auf der Neuen Poststraße. Sieben Künstlerinnen und drei Künstler präsentierten in der Fußgängerzone ihre Arbeiten. Ohne festen Ort ist das Selbstverwaltete Jugendzentrum (SJZ) seit 2018, Corona hat es nicht leichter gemacht. Und doch ist der Verein aktiv. Aus den eigenen Reihen kam die Idee, an die Öffentlichkeit zu gehen. Also fragten die Vorsitzende Tamara Ilic und ihr Team befreundete Kunstschaffende an.

„Wir wollten alternative Kunstformen zeigen“, erklärte Pressesprecherin Dana Hoffmann, die selbst über das SJZ zum Malen gekommen ist und hier zum ersten Mal ausstellte. „Etwas anders, wild, frei, unser Kleidungsstil ist ja schon so, und so ist auch unsere Kunst.“ Tatsächlich sah es auf den ersten Blick nach einer Versammlung von Punks aus.

Die Bauzäune als Ausstellungswände erregten Aufmerksamkeit, viele Passanten reagierten zunächst ein bisschen irritiert, aber mehr und mehr schauten mal hinein in den speziellen Kosmos der Künstlerinnen und Künstler, die entweder noch nie oder wenn, dann nur selten in die Öffentlichkeit gegangen sind.

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„Einhorn“ präsentierte bei der Ausstellung ganz andere Mode.

Hoffmann etwa hatte das erste jemals von ihr im SJZ gemalte Bild noch einmal gezeichnet, zeigte darüber hinaus Collagen, die an das alte Zentrum erinnerten und die Sprüche an der früheren Berliner Mauer aufgreifen. „Einhorn“ präsentierte eine Skulptur, ein tragbares Kleid aus Negativen, Absperrbändern, Polaroids und Stoff. Ihr Freiraum meint, sich kleiden zu können, wie sie will, ohne als Freiwild betrachtet zu werden. „Freiräume eröffnen“, sagte Ilic, „ist zwischenmenschlich, persönlich und künstlerisch gedacht.“

Florian Fine arbeitet mit Aquarellfarben und Rote-Bete-Saft. Daraus entstehen feine Zeichnungen mit deutlichen Inhalten, das brennende Siegburg etwa oder der Panzer, der Freiräume nimmt. Stets taucht bei ihm auch Graffitikunst auf, in blau, als rettende Instanz. Konsum, Luxus und nackter Überlebenskampf prallen aufeinander.

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Dana Hoffmann ist Pressesprecherin des Selbstverwalteten Jugendzentrums (SJZ), das seine Räume verloren hat, und stellte selbst aus.

Jane Spunk hatte das größte Format mitgebracht, eine fast schon dystopisch anmutende Weite, mit Maskenmüll und versenkten E-Scootern, aber auch einer weiten, weißen, Hoffnung machenden Fläche. Sie stellt ihre Farbpigmente selbst her, studiert derzeit an der Alanus-Hochschule in Alfter. In ihrem zweiten Werk stellt sie den Szene-Bezug her, mit einem Kasten Hansa-Bier.

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„Twofacity“ ist eine von denen, die schon ausgestellt hat, unter anderem im Rhenania in Köln. Sie hatte Bilder und Plattencover rund um die Punkband Unterstaat aufgehängt. Auch machte sie mit ausgezeichneten Karikaturen aufmerksam auf die Themen Transsexualität und „Black lives matter“. Von einer Kunsthochschule abgelehnt, hatte sie in den sozialen Medien Lob und Anerkennung von einem Art Director der Walt Disney Studios erfahren.

Chris Crusher, eigentlich Tätowierer, präsentierte seinen ausdrucksstarken Zyklus „Frontfrauen“, Sängerinnen von Punkbands, um dem männlich dominierten Musikstil den Spiegel vorzuhalten. „So was braucht Siegburg, weil sonst alles so grau ist“, freute sich Besucherin Samira.

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