Unbeschuhte Karmeliten in SiegburgNeuer Orden auf dem Michaelsberg
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Sie beziehen schon bald ihre Wohnungen im früheren Jugendgästehaus auf dem Michaelsberg (von links): Prior Austin Thayamattu Parambil, Pater Thadevoose Mundenchery, Pater Jerry Mathew Paravakkal und Pater Rockson Chullickal vor dem sanierten Domizil.
Copyright: Jens Höhner Lizenz
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Siegburg – Zu kalt ist es in Deutschland und zu gefährlich das Pflaster in einer Stadt wie eben Siegburg. Natürlich fällt auch die Frage nach dem Schuhwerk, die Pater Austin Thayamattu (45) aber gern beantwortet. Barfuß ist er als Prior der Unbeschuhten Karmeliten nämlich schon lange nicht mehr: „Es geht einfach nicht ohne Schuhe.“ Zurzeit bezieht die Gemeinschaft das frühere Jugendgästehaus auf dem Michaelsberg: Vier der indischen Brüder sind bereits in der Kreisstadt angekommen, in Deutschland leben sie indes schon lange. „Man kann bei uns klingeln – jederzeit, 24 Stunden am Tag“, betont Pater Austin. „Und wir sind gespannt, ob einer kommt.“
Zwar verstehen sich die Karmeliten ihrer Geschichte nach als Einsiedler, doch sind sie zur Gemeinschaft berufen: Sechs Mönche beginnen im September auf den Michaelsberg ein neues Leben. Sie arbeiten im Rhein-Sieg-Kreis sowohl in der Seelsorge, als auch im Konvent auf der früheren Abtei: Pater Rockson Chullickal (38) etwa ist bereits an der Realschule Sankt Josef in Bad Honnef tätig, Pater Jerry Mathew Paravakkal (32) steht in Lohmar Pfarrer Markus Feggeler zur Seite.
Pater Wilson Antony Kappatil (39) widmet sich dagegen ganz der Siegburger Pfarre Sankt Servatius, Mitbruder Lincemon Francis Marottikal (31) übernimmt ab dem Jahr 2016 das Amt des Hausgeistlichen am Katholisch-Sozialen Institut, das in die einstige Abtei zieht. „Wir sind bereit“, betont Prior Austin. „Wir sind für die Menschen da und wollen etwas für sie tun.“ So lädt er für Sonntag, 15. September, nicht nur zur ersten Konventsmesse in die Kirche Sankt Michael ein, sondern auch zu einem Tag der offenen Tür im Kloster der Unbeschuhten Karmeliten: „Es gibt indisches Essen“, verspricht der Pater. „Wir kochen stets für uns, bringen immer viele Gewürze aus der Heimat mit. Und alles ist scharf, sehr scharf.“
Nach Sauerbraten gefragt, winkt er jedoch ab: „Auch Sauerkraut mögen wir leider nicht so gern.“ Bei einem Rundgang durch das renovierte Domizil wird viel gelacht, die Inder offenbaren viel Privates und stehen Rede und Antwort. Zum Beispiel, wenn es um den Montag, den Wüstentag der Mönche, geht: „Die Gesellschaft ist so hektisch, da ist man schnell ausgebrannt, wenn man viel von sich gibt“, schildert Pater Rockson.
Am Wüstentag aber bleibt die Gemeinschaft meist unter sich oder ganz allein, um Ruhe zu finden und Kraft zu schöpfen. Die Wurzeln solcher Gemeinschaften liegen in der Nähe der israelischen Stadt Haifa, im Karmelgebirge. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts führt eine Gruppe von Eremiten auf dem Berg Karmel nach dem Vorbild des Propheten Elija ein asketisches Leben. Heute sind die Karmeliten weltweit als Missionare unterwegs.
Größere Glaubensgemeinschaften bestehen in Deutschland jedoch nur in Essen und nun auch in Siegburg. Einzelne Brüder arbeiten vor allem in Süddeutschland. „Unserer Berufung nach sollen aber immer drei Brüder an einem Ort zusammen sein und gemeinsam leben“, schildert Prior Austin. Und so freue er sich über die neue Heimat an der Sieg.