Natur erkundenKinder machen Heideführerschein in der Wahner Heide

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An einer Vertiefung erklärte Jülich den Unterschied zwischen einem Bombentrichter und einem eingefallenen Stollen. 

Troisdorf – „Die Natur hat das erste Recht auf sich. Wir reißen nichts ab, zerstören nichts und töten keine Tiere.“ Silke Julicks unaufdringliche, aber eindeutige Belehrung stieß auch bei den jüngsten Teilnehmern des Waldausflugs mit abschließender Überreichung des Heideführerscheins auf zustimmendes Kopfnicken.

Der erste Eindruck bestätigte sich in nächsten zweieinhalb Stunden beim Streifzug durch die Wahner Heide: Hier waren kleine Experten unterwegs, die schon häufiger die Natur erkundet haben. Vielleicht waren einige Erwachsene skeptisch, ob sich in einem von Wandersleuten und Sportlern stark frequentierten Gebiet tatsächlich so viele Tiere nebst ihrer Spuren finden lassen. Doch wurden mögliche Zweifler bereits 300 Meter hinter dem Startpunkt Aggerstadion am Leyenweiher eines Besseren belehrt.

Kinder gehen in der Wahner Heide auf Spurensuche

Dort konnte Diplom-Geographin Julick anhand leibhaftiger Exemplare Verhalten und Lebensweise von Blesshühnern verdeutlichen. Oder sie berichtete vom Eisvogel, dem „blauen Blitz“, den sie an dieser Stelle schon häufiger gesehen habe.

Mittlerweile hatte sich die anfängliche Zurückhaltung der Kinder gelegt, die fortan eifrig auf Spurensuche gingen. An einem als Handlauf dienenden Rundholz entdeckte ein paar Schritte weiter der unternehmungslustige Arthur (5) verschlungene Kerben im Holz. „Jawohl, das sind Fraßspuren“, erklärte die Dozentin und holte ein kleines Bestimmungsbuch aus dem Rucksack. „Es muss sich um den Großen Waldgärtner oder den Kleinen Fichtenbastkäfer handeln, die sich bei der Nahrungssuche unter der Rinde durchfressen“, so ihr Suchergebnis.

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Die Fraßspuren des Großen Waldgärtners oder des Kleinen Fichtenbastkäfers entdeckte Arthur (5). 

Auch bei Nele (7), die zunächst zwei zerfressene und später ein scheinbar verschmutztes Blatt fand, funktionierte die Eingrenzung mit dem Zauberbuch. Während bei Ersteren offensichtlich Blattwespen und Schildkrötenmotten ihren Hunger gestillt hatten, hinterließ beim „Schmutzblatt“ eine Eichen-Miniermotte ihre fleckigen Spuren. „Spielerisch und mit kleinen Experimenten den Wald erkunden“ war die Zielvorgabe für den Ausflug, zu den das Portal Wahner Heide eingeladen und mit der zertifizierten Natur- und Landschaftsführerin Julick eine erfahrene und gut erklärende Expertin aufgetan hatte.

So vertiefte sie mittels Tastspiel die unterschiedlichen Strukturen von Baumrinden, bei dem die Kinder mit zugehaltenen Augen zu einem Waldriesen geführt wurden und das Ertastete beschreiben mussten.

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Im Vorübergehen erfuhren die Teilnehmer Wissenswertes über den hiesigen Bergbau im Mittelalter und in der Eisenzeit. Oder sie lernten den Unterschied zwischen Bombentrichter und Boden-Absenkungen wegen eingebrochener Stollen kennen. Die Erinnerung an die wuchtigen Eichen und die von Julick zitierte Bauernweisheit „Unter den Eichen wachsen die besten Schinken“ dürfte spätestens beim nächsten Verzehr eines Ibérico-Schinkens geweckt werden, da diese Schinkenlieferanten sich von Eicheln ernähren.

„Unheimlich lehrreich und sehr schön“, urteilte Roman Rabenda aus Troisdorf, der die Enkel Kanta (10), Kana und Fumi (beide 8) mitbrachte. Denen gefiel „die hügelige Landschaft und der abwechslungsreiche Wald“, wie Kanta erzählte, der mit Eltern und Geschwistern im eher flachen Aurich (Ostfriesland) zu Hause ist. 

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