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KommunalwahlCDU in Troisdorf deutlich erstarkt – AfD vervierfacht Ergebnis von 2020

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Kommunalwahl in Troisdorf: Gebannt schaut man bei der CDU Troisdorf auf die Bildschirme und Handys, um die Auszählungen mitzuverfolgen. v.l.: Heinz Nagel und Alexander Biber

Gebannt schaut man bei der CDU Troisdorf auf die Bildschirme und Handys, um die Auszählungen mitzuverfolgen. v.l.: Heinz Nagel, Ratskandidat, und Alexander Biber, amtierender Bürgermeister.

Die CDU bleibt stärkste Kraft. Klare Wahlverlierer sind die Grünen und die demokratische Mitte.

In Troisdorf wird es in zwei Wochen eine Stichwahl geben. Der amtierende Bürgermeister und erneute CDU-Kandidat Alexander Biber erhielt 48,7 Prozent der Stimmen in der größten Stadt des Rhein-Sieg-Kreises, für den Sozialdemokraten René Wirtz votierten 26,4 Prozent der Wählerinnen und Wähler.

Die weiteren drei Bürgermeisterkandidaten für Troisdorf, Thomas Möws (Grüne), Sergej Bauer (AfD) und Leo Müller (UWG Regenbogen) mussten sich geschlagen geben und kamen auf jeweils 10,2 Prozent, 12,5 Prozent und 2,2 Prozent.

René Wirtz (SPD): „Nochmal zwei Wochen kämpfen“

Als „Auftrag, noch einmal zwei Wochen zu kämpfen“, sieht Wirtz sein eigenes Abschneiden bei der Bürgermeisterwahl. Und diesem Auftrag wolle er „gerecht werden“. Angesichts der Ergebnisse dürfte ein Erfolg in der Stichwahl aber wohl nur schwer zu schaffen sein. Zumal mit Sergej Bauer der Kandidat der AfD 12,5 Prozent der Stimmen erhielt. Ein Bewerber, dessen Gesicht in Troisdorf bisher kaum jemand außerhalb seiner Partei kannte und der ein politisch vollkommen unbeschriebenes Blatt ist. Seine Wähler dürften aber kaum in einer Stichwahl für SPD-Mann Wirtz abstimmen.

Zwei Männer und eine Frau an einem Schreibtisch mit einem aufgeklappten Laptop.

Kommunalwahl in Troisdorf: René Wirtz, Birgit Biegel und Nico Novacek am Wahlabend im Burghof der SPD.

Alexander Biber zeigte sich bei der Stimmauszählung überrascht, dass so viele Menschen „bereit seien, einen AfD-Kandidaten zu wählen“. Das sei eine beachtliche Entwicklung, denn es werde deutlich, dass „so eine Partei mit relativ geringem Aufwand in den Stadtrat einziehen kann“. Es werde an allen Parteien im Rat liegen, sich mit einer stärkeren AfD-Fraktion im Rat auseinanderzusetzen. Für ihn sei es schwer, abzuschätzen, wie die Fraktion sich verhalten werde und was von ihr komme. Denn die Mandatsträger der AfD seien bisher nicht in Erscheinung getreten, es seien alles „Newbies, die da kommen“.

Deutlich erstarkt geht die CDU aus der Wahl hervor: Mit einem Zugewinn von vier auf nunmehr 21 Sitze stellt sie die deutlich größte Fraktion. Die SPD erhielt im von 46 auf 54 Sitze vergrößerten Stadtrat ein zusätzliches Mandat, stellt aber mit Birgit Biegel, Nico Novacek und Achim Tüttenberg nur noch drei Stadtverordnete mit Direktmandat. 

Grünen und demokratische Mitte sind Wahlverlierer in Troisdorf

Wahlverlierer in Troisdorf sind die Grünen, deren Stimmenanteil von 17,8 auf 11,7 Prozent sank und die künftig nur noch sechs statt neun Sitze im Stadtrat haben. Die FDP bleibt mit zwei Sitzen ebenso unverändert vertreten wie die Linke; UWG Regenbogen und BSW bekamen ausreichend Stimmen für jeweils ein Mandat. 

Klarer Wahlverlierer in der größten Stadt des Rhein-Sieg-Kreises ist neben den Grünen die demokratische Mitte: 4117 Männer und Frauen gaben der Rechtsaußen-Partei AfD ihre Stimme, 13 Prozent oder annähernd viermal so viele wie vor fünf Jahren. In Zukunft wird die AfD sieben Vertreterinnen und Vertreter in den Rat entsenden. Am Rand des Parteienspektrums erhielt auch das Bündnis Sahra Wagenknecht ein Mandat. 

Thomas Möws (Grüne) sieht Jamaika oder Groko in Troisdorf

Die Grünen versammeln sich am Montagabend zu ihrer Mitgliederversammlung. „Wir werden überlegen, wie es für uns weitergeht“, sagte Thomas Möws, bislang auch Fraktionsvorsitzender seiner Partei. Er gehe davon aus, dass die CDU „die demokratischen Kräfte fragen wird“, SPD und Grüne. Die Union habe mit Jamaika (FDP und Grüne) oder Groko (mit der SPD) zwei Optionen. „Wir müssen klarhaben, wie wir weitermachen wollen“, sagte Möws, der seine eigene Präferenz nicht verraten wollte, um der Mitgliederversammlung nicht vorzugreifen.

Kommunalwahl in Troisdorf: Thomas Möws schaut gebannt auf den Bildschirm

Kommunalwahl in Troisdorf: Thomas Möws schaut auf den Ergebnis-Bildschirm im Café Frittz.

Auch René Wirtz zeigte sich besorgt über den Stimmenzuwachs der AfD, er sei aber auch überzeugt, dass die SPD dem etwas entgegensetzen könne. Grundsätzlich halte er die Politik der AfD für gefährlich in Troisdorf: „Wir haben hier fast ein Drittel an Menschen mit Migrationshintergrund in der Stadt. Und die AfD knüpft vielleicht an Ängste und Nöte der Menschen an, aber sie gibt darauf die falschen Antworten.“

Für den 26-jährigen Sozialdemokraten Nico Novacek, der sein Direktmandat in Spich mit großem Vorsprung (er erhielt 50,3 Prozent der Stimmen) verteidigte, ist klar, dass man Präsenz zeigen müsse, um der AfD entgegenzuwirken. „Wenn man nur alle paar Jahre vor den Wahlen etwas von Politikern vor Ort sieht, bringt das nichts“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Deshalb biete er auch regelmäßig Sprechstunden an, er wolle immer ansprechbar sein.

Friedhelm Herrman von der CDU ist enttäuscht von gutem AfD-Ergebnis

Friedhelm Herrmann, Fraktionsvorsitzender der CDU in Troisdorf, ist zufrieden mit dem Ergebnis seiner Partei. „Es freut uns, dass viele offenbar auch die gute Arbeit von Alexander Biber gesehen und erkannt haben.“ Enttäuscht sei er, dass die AfD so gut abgeschnitten habe. Was man jetzt tun müsse, sei, sich über Parteigrenzen hinweg zusammenzuraufen, so der Christdemokrat. Dennoch: Die Bürger hätten entschieden, und damit sei die AfD demokratisch gewählt.

Ob sie sich im Rat auch demokratisch verhalte, werde sich zeigen. Auf den Hinweis, dass die Partei vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde, sagte Herrmann: Da wolle man als CDU nicht Richter sein, man werde es aber intensiv beobachten.

CDU konzentriert sich zunächst auf die Stichwahl

Für Gespräche über künftige Mehrheiten im Stadtrat sei es zu früh, machte Herrmann klar: „Wir haben verabredet, dass wir uns auf die Stichwahl konzentrieren“, danach werde die CDU überlegen, welche Möglichkeiten es gibt für eine intensive Partnerschaft oder Kooperation.„Wir haben auf jeden Fall ein gemeinsames Bild“, so Herrmann am Montag. „Wir werden nie eine enge Zusammenarbeit mit der AfD machen.“

Wenn undemokratisches Verhalten im Rat ausufern sollte, werde die AfD auch für die CDU nur am Rand stattfinden. „Wenn sie bei unseren Anträgen aber zum Beispiel mit abstimmen sollte, dann müssen wir das hinnehmen. Das wäre auch keine Zusammenarbeit, das ist ein demokratisches Übel“, hatte er am Wahlabend gesagt.

Mit dem Wahlergebnis vom Sonntag verliert in Troisdorf die „Kooperation“ ihre Mehrheit: Nach der Kommunalwahl 2020 hatten SPD und Grüne, Linke, FDP, UWG und Die Partei eine Zusammenarbeit beschlossen, aber auch die CDU zur Mitarbeit eingeladen. „Eine Mehrheit jenseits der CDU ist nicht vorstellbar“, kommentierte René Wirtz das Ergebnis am Tag nach der Wahl; die bisherigen Partner kommen zusammen nur noch auf 25 Stimmen. Und die FDP hatte schon vor der Wahl ihre Unterstützung für Bürgermeister Biber klargemacht.