TroisdorfEntsetzen nach Angriff auf geistig behinderten Mann – „Zum Glück die Ausnahme“

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Ein Mann sitzt mit seinem Hund an der Straße.

Das Opfer der Attacke gehört laut Informationen der Stadt Troisdorf der „Trinkerszene “an. (Symbolbild)

Nach der Attacke auf zwei Menschen mit Behinderung herrscht in Troisdorf Entsetzen. Wie Polizei und Streetworker die Lage einschätzen.

Es ist ein Fall, der am Dienstag bundesweit für Bestürzung gesorgt hat: Eine Gruppe von Jugendlichen soll einen 39-Jährigen mit geistiger Behinderung in der Fußgängerzone mit Steinen beworfen haben. Ein Bekannter des Mannes, der im Rollstuhl sitzt, wollte dem Mann helfen. Auch er wurde angegriffen und erlitt eine Platzwunde.

Bestürzt reagiert man auch im Troisdorfer Rathaus. „Der Ordnungsaußendienst ist regelmäßig in der Fußgängerzone“, sagte Sprecherin Bettina Plugge. Angesichts der Länge der Fußgängerzone und der Fülle auch anderer Aufgaben könnten die Kolleginnen und Kollegen aber die Kontrolle nicht zu jeder Zeit an jedem Ort gewährleisten. Eine Zunahme derartiger Attacken habe man nicht beobachten können, berichtet Plugge nach einem Gespräch mit der Sachgebietsleiterin Kommunaler Ordnungsdienst im Amt für Sicherheit und Ordnung, die seit 15 Jahren im Amt ist.

Opfer der brutalen Attacke in Troisdorf gehört offenbar „Trinkerszene“ an

Alle paar Monate gerieten Menschen aneinander, die zur „Trinkerszene“ gezählt würden, was, wie sich herausstellte, auch für die Angegriffenen gilt. „Es ist kein Obdachloser, auch niemand, der in einer städtischen Unterkunft lebt.“ Der Mann habe einen festen Wohnsitz. Angriffe durch Jugendliche seien auch dem Jugendamt nicht bekannt.

„Es ist nicht besser und nicht schlechter geworden“, berichtet Viktor Berglesow, als Streetworker der Diakonie An Sieg und Rhein in Troisdorf seit Jahren im Einsatz. „Man hat sie noch nie gerne irgendwo gesehen.“ Mehr oder weniger präsent werde das Thema immer in Reaktion auf einzelne Ereignisse wie Schlägereien und Einsätze der Polizei oder des Rettungsdienstes.

„Ganz krass“ sei der Angriff vom Montagabend. Tatsächlich habe vor längerer Zeit ein Klient einmal von einer körperlichen Auseinandersetzung an der Kuttgasse berichtet. Habe sich damals eine Situation aufgeschaukelt, hätten nun die Angreifer offenbar bewusst „einen Schwächeren“ gesucht.

Angriffe auf Obdachlose: Polizei in Rhein-Sieg stellt keine Häufung fest

Polizeisprecherin Elisabeth Uhlmann sagt, sie stelle derzeit keine Häufung der Angriffe auf Obdachlose im Rhein-Sieg-Kreis fest. „Die Wachen in Siegburg, Troisdorf und Sankt Augustin haben zurückgemeldet, dass sie in diesem Bereich kein erhöhtes Einsatzaufkommen verzeichnen.“ Zum Glück seien solche Vorfälle die Ausnahme.

Auch Konflikte unter Obdachlosen träten eher vereinzelt auf. „Natürlich geraten immer mal wieder Menschen aneinander – das stellen wir aber genauso in anderen Kreisen fest.“ Neue Erkenntnisse gebe es bislang nicht. Am Mittwochnachmittag sollte der 39 Jahre alte Geschädigte bei der Polizei aussagen.

Bert Becker, Leiter der Wohnungslosenhilfe des SKM in Siegburg, betont, er habe keine Häufung von Anfeindungen oder gar Angriffen beobachtet: „Wenn ich ehrlich bin, ist das in 25 Jahren nicht passiert.“

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