Berliner KultfigurWie ein Troisdorfer Künstler das Ampelmännchen am Leben erhält

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Kreatives Recycling: ein Ampelmensch aus den Verschlüssen von Getränkedosen.

Troisdorf – Bernhard Schröder führt eine Ehe zu Dritt: er, seine Frau und ein namenloser Herr mit selbstbewusstem Auftritt und keck in den Nacken geschobenem Hut. Jahrzehntelang prägte er die Lichtsignalanlagen in der DDR; dank dem Troisdorfer hat das ostdeutsche Ampelmännchen nun auch Eingang in die Kunst gefunden.

Schröder, 1957 in Düsseldorf geboren, lebt seit 1960 in Troisdorf. Er ist seit der Kindheit von der Malerei fasziniert und hat einige renommierte Künstler unter seinen Vorfahren, entschied sich aber lieber für eine solide Berufslaufbahn als selbstständiger Handwerker.

Ampelmensch-Figur taucht in allen Werken des Troisdorfer Künstlers auf

Als er seine jüngste Tochter zu den Kursen in die Troisdorfer Kreativwerkstatt von Michael Sönksen brachte, kehrte seine verschüttete Liebe zur Malerei zurück: „Wie die meisten Autodidakten habe auch ich zuerst nur andere Bilder abgemalt“, berichtet Schröder. „Als dann in der Kreativwerkstatt eine eigene Handschrift gefordert wurde, kam das Ampelmännchen ins Spiel.“

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In der Kunst Bernhard Schröders macht die Berliner Kultfigur als Ampelmensch Karriere.

Eine Beziehung mit Vorgeschichte: „Die Band Fury in the Slaughterhouse hatte das Ampelmännchen als Titelmotiv auf einem ihrer Albumcover. Zudem kannte ich es von vielen Berlin-Reisen, auch deshalb hatte ich schon damals einen Schlüsselanhänger mit einem Ost-Ampelmann.“ Seitdem taucht die klar strukturierte und unverwechselbare Figur auf nahezu allen Bildern Schröders auf, mal als Miniatur, mal als dominierendes Motiv – wobei der Maler nicht verhehlt, dass ihm die 1961 entstandene, ostdeutsche Variante sympathischer ist als das wesentlich nüchterne, westdeutsche Pendant.

Troisdorfer Künstler arbeitete monatelang an Ampel-Gemälde

„Wenn ich vor der Staffelei sitze, sehe ich das fertige Bild schon vor mir“, erzählt Schröder – was nicht heißt, dass die Arbeit immer leicht von der Hand geht: „An einem Gemälde, das die Ampelmenschen als bunte Pixel auflösen, habe ich Monate gesessen.“

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Ereignisse der Zeitgeschichte und immer wieder Reisen sind es, die den Troisdorfer inspirieren, so dass die Ampel-Ossis in der Kunst einiges von der Welt zu sehen bekommen. Die langjährige Erfahrung als Handwerker kommt Schröder zusätzlich zu Gute: Er lässt seine Figuren teilweise lebensgroß aus Stahl und Acrylglas ausschneiden oder baut ihnen Rahmen als dreidimensionale Unikate.

Das ehemalige Kinderzimmer und ein Gartenhaus dienen als Atelier, wo die Ampelmenschen längst mehr als Gemälde sind. Sie zieren Uhren und werden mit Steinen- und Holzstücken zu beleuchteten Installationen. In seine Collagen integriert Schröder Noppenfolie und Rostfarbe, aussortierte Bodenbeläge, Glasfaser-Strukturen und Sand vom Ostseestrand. Und auch aus den Verschlüssen von Getränkedosen lässt sich ein Ampelmensch formen.

Ausstellung am letzten Oktoberwochenende in Sieglar

Bei seinen Figuren spricht Bernhard Schröder inzwischen bewusst von „Ampelmenschen“, auch um Urheberrechtskollisionen mit dem Berliner Ampelmännchen-Shop zu vermeiden, der seine Arbeit aber wohlwollend begleitet. Die Arbeiten mit dem deutsch-deutschen Sympathieträger haben inzwischen eine wachsende Fangemeinde gefunden – zumal Schröders Fantasie kein Ende kennt: Bei ihm verwandelte sich die eigene EKG-Kurve in die Skyline von Köln. Und natürlich mussten auch die Ampelmenschen in Corona-Zeiten eine Gesichtsmaske tragen.

Am letzten Oktoberwochenende stellt Bernhard Schröder mit Carmen Grau neue Arbeiten aus. Die Schau in der Megra, Sieglarer Straße 2c in Troisdorf, ist am Freitag, 28. Oktober, von 18 bis 21 Uhr, am Samstag, 29. Oktober, von 15 bis 19 Uhr und am Sonntag, 30. Oktober, von 11 bis 15 Uhr zu sehen.  

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