Verstärkung von Session-MusikernDie Hausband beendete Veranstaltungsreihe

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Die Open-Air-Bühne der Stadthalle bestand den Corona-Test ebenso wie die Freifläche.

Die Open-Air-Bühne der Stadthalle bestand den Corona-Test ebenso wie die Freifläche.

Troisdorf – Mit einer offenen Jazzsession endete die Veranstaltungsreihe Tropen Air an der Stadthalle. Die Session, sonst fester Programmpunkt im benachbarten Kunsthaus, hatte seit dem Lockdown Pause. Umso mehr freute es den Kopf der Hausband, Christian Oschem: „Es macht Spaß, endlich wieder spielen zu können.“

Die Jazzsession hat sich einige Regeln gegeben. So eröffnete die Hausband – neben Gitarrist Oschem Bassist Urs Wiehager und Schlagzeuger Christoph Freier – den Abend. Angesichts der riesigen Bühne (Oschem: „Eine echte Herausforderung“) war die Verstärkung mit Thomas Rückert und Susanne Riemer nachzuvollziehen. Beide fanden sich schnell zurecht in Oschems Komposition „Upper Class Structure“ und ihren feinnervig-eleganten Latin-Anleihen. So erwuchs dem spontanen Miteinander ein umgehend stimmiges Klangbild, bei dem sich Riemers brillantes Trompetenspiel ebenso federleicht zum Stammtrio gesellte wie Rückerts perlenden Läufe auf dem Klavier.

Nicht minder rund funktionierte die Riemer-Komposition „Laura 18“, das die Trompeterin ihrer Tochter zum 18. Geburtstag widmete. Das Bild war entsprechend jugendlich-frisch mit treibenden Bebop-Elementen, die vom samtweichen Jazzgesang der Urheberin träumerisch kontrastiert wurden.

Beharrlicher Walking Bass

In den vier Stücken gab es vieles, was des Jazzers Herz erfreut. Etwa den beharrlichen Walking Bass von Wiehager, der diesen um knifflige Intermezzi auf der G-Saite bereicherte. Oschem, der mit kurzweiliger Moderation die Gäste gewann, punktete mit feiner Rhythmik im Akkordspiel und flüssigen Übergängen zu seinen liedhaften Soli. Eine weitere Regel der Session gibt vor, dass jeder mitmachen darf, der mindestens einen Jazz-Standard spielen kann.

Positive Bilanz nach 13 Konzerten

Im Schnitt um die 100 Gäste besuchten die 13 Veranstaltungen des Tropen Air. „Rundum positiv“ bewertete Frank Baquet die Premiere und „das sehr ordentliche Niveau“ der fast sechswöchigen Reihe. Das Konzept „Klappstuhlkonzert“ wurde durchweg begrüßt. Auch der weitläufige Platz vor der Stadthalle bestand den Test vor dem Hintergrund der Abstandsregeln. Lob gab es von Baquet für alle Beteiligten sowie für das „disziplinierte Verhalten und Verständnis der Gäste“. Viel Zustimmung habe die Mischung aus Jazz, Blues, Rock, Elektropop und Weltmusik erhalten.

Frank Oschem, der mehrere Konzerte besuchte, fand „alles verdammt gut“. Es wäre eine tolle Werbung für die Stadt, wenn das Tropen Air fest etabliert würde, sagte er: „Das ist ein gigantisches Konzept.“ Nach Corona und einer Lockerung der Maßnahmen gebe es genug attraktive Möglichkeiten der Ausgestaltung, um noch mehr Menschen anzusprechen, so Oschem. (loi)

So füllte sich nach der Hausband die Bühne schnell mit ambitionierten Instrumentalisten und Nachwuchsmusikern. Wie Oschems Schüler und Jazz-Zöglinge Paul Nuhn (15) und Luis Wagener (18). So durfte sich Ersterer in Ellingtons „C Jam Blues“ verwirklichen, während Wagener in Guy Woods’ „My One And Only Love“ mit feinem Backgroundspiel überzeugte.

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Der zwanglose Umgang zwischen den Musikern, der Wechsel der Besetzungen und das scheinbar blinde Verständnis waren bemerkenswert. Da fühlte sich Wilfried Bellinghausen pudelwohl, der in aller Ruhe sein Vibraphon aufbaute, um nach kurzem Blickkontakt zu den Mitspielern dem „Straight No Chaser“ (Monk) swingenden Charme zu verleihen. Die Soloauftritte der Saxofonisten Olaf Hesse und Franziskus Wendel wurden vom fachkundigen Publikum angemessen belohnt.

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