IHK-UmfrageUnternehmen in Rhein-Sieg fordern allgemeine Impfpflicht

Die Gastronomie verzeichnet in der Pandemie starke Umsatzeinbußen. (Symbolbild)
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Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Geht es nach den Unternehmen in der Region, dann sollte die Politik rasch eine allgemeine gesetzliche Impfpflicht gegen das Coronavirus erlassen, um die Impfquote in Deutschland signifikant zu erhöhen. „In einer repräsentativen Umfrage haben sich rund 68 Prozent der befragten Unternehmen für die Impfpflicht ausgesprochen, wenn diese mit der Verfassung vereinbar ist“, schildert Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. Knapp 30 Prozent der Befragten sind demnach gegen eine Impfpflicht, etwas mehr als ein Prozent hat zu diesem Thema keine Meinung.
Das klare Votum pro Impfpflicht ist offenbar auch eine Folge der aktuellen Stimmungslage der Wirtschaft in der Region, die die IHK am Dienstag präsentierte. Demnach trüben vor allem die Corona-Pandemie, aber auch steigende Rohstoff- und Energiepreise sowie unterbrochene Lieferketten die Stimmung der Unternehmen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis.
Das Stimmungsbarometer der Wirtschaft sank laut aktueller Konjunkturumfrage von 119 Punkten im Herbst vergangenen Jahres auf knapp 108 Punkte.
Zwar bewerten zurzeit 33,4 Prozent der befragten Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage als gut, fast ein Viertel bezeichnet die eigene Lage aber als schlecht.
„Die Erholung der Wirtschaft, die sich nach dem Spätsommer 2021 abzeichnete, ist durch die Omikron-Variante, stark steigende Inzidenzen und die weiter geltenden Einschränkungen wieder ausgebremst worden“, charakterisiert IHK-Präsident Stefan Hagen das Stimmungsbild.
Schlechte Stimmung in der Pandemie in der Gastronomie
Allerdings gebe es deutliche Unterschiede bei den einzelnen Branchen. „Die Bandbreite reicht von guter Stimmung in der Industrie bis zu extrem negativer Stimmung in der Gastronomie“, so Hagen.
Auch bei den Industriebetrieben sank der Konjunkturklimaindex, er ist im Branchenvergleich mit knapp 135 aber immer noch am höchsten. Getrübt werden die Aussichten dort laut IHK-Hauptgeschäftsführer Hille vor allem durch explodierende Energie- und steigende Rohstoffpreise. „Weil in vier bis fünf Jahren die ersten Babyboomer in Rente gehen, zeichnet sich aber auch der Fachkräftemangel immer deutlicher als Risikofaktor ab“, sagt Hille.
Gesunken ist das Stimmungsbarometer auch im Dienstleistungssektor, der mit 90 Prozent der Unternehmen das Herzstück der Wirtschaft im Raum Bonn/Rhein-Sieg ist. Es liegt nach 115 im Herbst 2021 nun bei 107. 26,5 Prozent der Unternehmen in der Branche bewerten ihre aktuelle Lage als schlecht, 18,6 Prozent erwarten auch in den kommenden Monaten eher schlechte Geschäfte.
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Der Einzelhandel bewertet seine Stimmung quer durch die Branche mit 108 Punkten. Allerdings gibt es gewaltige Unterschiede. „Auch hierzulande gehört der Lebensmitteleinzelhandel, der von vielen Einschränkungen nicht betroffen war und auch zunehmend andere Artikel als Lebensmittel verkauft, zu den eindeutigen Gewinnern“, erläutert Hille. „Der Einzelhandel, dessen Kunden gern bummeln und flanieren, etwa Textil- und Schuhgeschäfte, leidet dagegen sehr stark unter Corona.“
Unverkennbar im Keller ist dagegen die Stimmung in der Gastrobranche an Rhein und Sieg. Hier liegt der Geschäftsklimaindex mit 67 weit unter der 100er-Marke. „Hier sieht es wirklich düster aus“, sagt Hille. „Die Menschen sind zurückhaltend und gehen nicht ins Restaurant, nachdem der Impffortschritt nicht so verlaufen ist, wie sich das im Spätsommer 2021 angedeutet hat.“
Besserung sei bislang nicht in Sicht, auch weil bei vielen Gastronomen das Eigenkapital inzwischen zusammengeschmolzen sei und die Abwanderung von Fachkräften noch nicht habe gestoppt werden können.