Verkehr in Bonn und Rhein-SiegIHK will Einführung einer City-Maut prüfen lassen

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Die IHK möchte die Einführung einer City-Maut für Bonn und andere Kommunen in der Region prüfen lassen.

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Eines steht für die Verantwortlichen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg fest: Wenn es nicht gelingt, die Berufspendler, die täglich mit dem Auto aus den Rhein-Sieg-Kommunen nach Bonn oder in der Gegenrichtung unterwegs sind, zum Umstieg auf Busse, Bahnen und das Fahrrad zu bewegen, dann bricht der Verkehr in der Region zusammen – mit unabsehbaren Folgen für die Wirtschaft in der Region.

„Wir werden dann erleben, dass Unternehmen nach Rheinland-Pfalz umziehen oder direkt in eine ganz andere Region“, sagt IHK-Geschäftsführer Stephan Wimmers am Donnerstag bei einer Pressekonferenz der Kammer zur Verkehrssituation in Bonn/Rhein-Sieg.

Mehr P&R-Plätze im Rhein-Sieg-Kreis

Für die Kammer ist klar, dass die Autos der Pendler vor allem von den Straßen in der Bundesstadt ferngehalten werden müssen – und zwar weit vor der Bonner Stadtgrenze. Dazu sind nach Auffassung von Wimmer vor allem zahlreiche neue Park & Ride-Plätze in den Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises erforderlich, an denen Pendler aus dem Kreisgebiet auf Busse und Bahnen umsteigen können.

Nur so, da sind sich Wimmer und IHK-Vizepräsidentin Sabine Baumann-Duvenbeck einig, können vor allem die Straßen in Bonn für den Wirtschaftsverkehr, für Handwerksbetriebe und für die Kunden des Bonner Einzelhandels frei gehalten werden. Denn: „Der Frust bei den Unternehmen über die Verkehrssituation in der Region ist groß“, sagt Baumann-Duvenbeck.

Masterplan Verkehr für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis gefordert

Um die Pendlerströme auf den ÖPNV umzuleiten und auch die anderen Verkehrsprobleme in der Region zu lösen, fordert die IHK einen „Masterplan Verkehr“, auf den sich die Stadt Bonn, die 19 Städte und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises und der Rhein-Sieg-Kreis selbst verständigen sollen. In diesem Masterplan könnte auch das Thema digitale City-Maut eine Rolle spielen.

Die Vollversammlung der Kammer hat bereits beschlossen, dieses verkehrspolitische Steuerungsinstrument zumindest prüfen zu lassen – vor allem hinsichtlich seiner Auswirkungen auf die Verkehrsströme und auf die Wirtschaft. „Klar ist, dass es nichts bringt, wenn nur Bonn eine solche City-Maut erhebt, dann verlagert sich der Verkehr nur“, sagt der IHK-Geschäftsführer. Eine Maut müsse auch für die Rhein-Sieg-Kommunen Thema sein. „Ich weiß, dass man sich zumindest in Siegburg bereits mit diesem Thema beschäftigt“, schildert Wimmers.

Unternehmen und Behörden will die IHK ebenfalls in die Pflicht nehmen. Sie sollen mehr Arbeit im Homeoffice ermöglichen und die Homeoffice-Tage der Beschäftigten besser auf die Werktage verteilen. „Es macht keinen Sinn, wenn alle Montag und Freitag von zuhause arbeiten und alle dann an den übrigen Tagen auf den Straßen unterwegs sind“, sagt die IHK-Vizepräsidentin.

Auch für einen verbilligten öffentlichen Nahverkehr über das Ende des 9-Euro-Tickets hinaus macht sich die Kammer stark. Luxemburg könne da Vorbild sein, so Wimmer. Im Nachbarland ist der Öffentliche Nahverkehr für Staatsbürger seit einiger Zeit kostenlos. Vollkommen zum Nulltarif soll das Ticket hierzulande nach Vorstellung der IHK aber nicht sein: „Die Nutzer sollten einen gewissen Anteil zahlen, das ist wichtig, damit das System innovativ bleibt“, sagt Wimmer. Der Rest müsse überwiegend vom Bund finanziert werden, beispielsweise mit den Erlösen aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten.

Bekenntnis zu neuer Rheinbrücke

Ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs allein, da sind sich die IHK-Verantwortlichen einig, wird die Verkehrsprobleme in der Region nicht lösen. Auch Investitionen in die Straße seien weiter nötig. „Die neue Rheinbrücke bei Niederkassel zum Beispiel braucht die Wirtschaft wie die Luft zum atmen.“

In Bonn müssten die Ratsmehrheit und Oberbürgermeisterin Katja Dörner davon abrücken, Verkehrspolitik, „einzig und allein noch für Radfahrer“ zu machen. In den vergangenen Monaten habe es für die verkehrspolitischen Anliegen der Wirtschaft „von der neuen Stadtregierung“ keinerlei Unterstützung gegeben, beklagen Wimmers und Baumann-Duvenbeck unisono.

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