Wegen Corona-PandemieViele Kinder vor Einschulung in Kreis nicht untersucht

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

An den Schulen in NRW hat am Mittwoch wieder der Schulbetrieb begonnen. (Symbolbild)

Rhein-Sieg-Kreis – Rund 5900 Jungen und Mädchen werden an diesem Donnerstag in den 19 Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises eingeschult.

In diesem Jahr ist für die Schulanfänger und ihre Eltern wegen der Corona-Pandemie allerdings einiges anders als bei Einschulungen in den vorangegangenen Jahren: So wird das große Ereignis in deutlich kleinerem Rahmen gefeiert, in der Schule gelten strenge Hygieneregeln und Lehrer, Eltern und Schüler müssen jederzeit damit rechnen, dass aus dem von vielen herbeigesehnten Präsenzunterricht im Falle einer Corona-Infektion ganz schnell wieder Homeschooling wird.

Und noch eines ist anders als in den Vorjahren: Rund ein Drittel der Erstklässler beginnt die Schullaufbahn, ohne vorher die eigentlich obligatorische Schuleingangsuntersuchung absolviert zu haben. Auch dafür ist die Corona-Pandemie verantwortlich. Der Kreis hat die Schuleingangsuntersuchungen gestoppt, weil die in der Kreisverwaltung beschäftigten Ärzte des schulmedizinischen Dienstes an anderer Stelle dringend gebraucht wurden: bei der Bewältigung der ersten Welle der Pandemie im Kreisgebiet.

Defizite werden früh bemerkt

„Bei immerhin 4031 Jungen und Mädchen haben wir bis März die Schuleingangsuntersuchung durchführen können“, erläutert Dr. Bernhard Dombrowski, Leiter des schulmedizinischen Dienstes im Kreisgesundheitsamt. Die noch ausstehenden Untersuchungen, bei denen unter anderem die Grob- und Feinmotorik, das Zahlenverständnis und die kommunikativen Fähigkeiten der Kinder begutachtet werden, soll in den nächsten Wochen nachgeholt werden.

Kinder, die bereits zum Schuljahr 2019/2020 eingeschult worden seien, bei denen aufgrund der auch in normalen Zeiten angespannten personellen Situation des schulmedizinischen Dienstes noch keine Schuleingangsuntersuchung durchgeführt werden konnte, sollen jetzt nur dann nachuntersucht werden, wenn ihre Schulen dies für nötig halten.

Keine Befürchtungen bei Gesundheitsamt

Befürchtungen, dass durch den Untersuchungsstopp Kinder eingeschult werden, die aufgrund ihrer geistigen oder körperlichen Entwicklung eigentlich noch nicht dorthin gehören, hat man im Kreisgesundheitsamt nicht. „Kinder, die möglicherweise entsprechende Defizite aufweisen, werden uns schon im Vorfeld der Schuleingangsuntersuchungen von den Kitas gemeldet, so dass wir diese gezielt im Vorfeld begutachten können“, schildert Dombrowski.

Hinzu komme, dass der Rhein-Sieg-Kreis bereits vor Jahren dazu übergegangen sei, die Kinder in den Kindergärten bereits im Alter von etwa vier Jahren auf ihren Entwicklungsstand überprüfen zu lassen. „Wenn Defizite bestehen, gewinnen wir auf diese Weise bereits vor der Einschulung der Kindern ein Jahr, in dem sie gezielt gefördert und auf die Einschulung vorbereitet werden können.“

Förderbedarf steigt an

Er und seine Kollegen mussten in den vergangenen Jahren konstatieren, dass die Anzahl der Kinder wächst, die auf ihre Einschulung mit spezieller Förderung vorbereitet werden müssen. „Inzwischen liegt die Quote der Kinder mit Förderbedarf bei etwa 15 Prozent eines Jahrgangs“, berichtet Dombrowski. „Noch vor wenigen Jahren lag diese Quote nur bei etwa zehn Prozent.“ Dies sei aber keine Besonderheit der Kinder im Rhein-Sieg-Kreis, sondern ein gesamtgesellschaftliches Phänomen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bei rund sieben Prozent der Jungen und Mädchen, bei denen die Einschulung anstehe, gebe es „ausgeprägte Auffälligkeiten“, sagt Dombrowski. Dann könne die Einschulung um ein Jahr zurückgestellt werden oder über den Besuch einer Förderschule nachgedacht werden.

KStA abonnieren