Neue Zahlen von Jugendschutz.net40.000 Übergriffe auf Minderjährige im Internet

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Für Kinder im Internet fehlen oft Schutzkonzepte.

Für Kinder im Internet fehlen oft Schutzkonzepte.

Köln – Etwa 40 000 sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche im Internet wurden jugendschutz.net im vergangenen Jahr gemeldet. Das geht aus dem neuen Bericht „Sexualisierte Gewalt online“ des Kompetenzzentrums von Bund und Ländern hervor.

2016 lag die Zahl der Meldungen noch bei 4300. Im Bericht werden neue Gefahren erläutert und Schutzstrategien empfohlen. Die Autoren des Berichts fordern von Anbietern altersgerechte Voreinstellungen der Nutzerprofile und schnellere Reaktionen bei Verstößen. Vier weitere Erkenntnisse zu einem erschreckenden Phänomen.

Selbstbestimmungsrecht des Kindes wird missachtet

Jugendschutz.net sieht sexualisierte Gewalt überall dort, wo das Selbstbestimmungsrecht des Kindes überschritten wird. „Die Bandbreite ist vielfältig und beschränkt sich nicht ausschließlich auf strafbare Handlungen“, sagt Andreas Link, Leiter der Abteilung „Sexuelle Ausbeutung, Pornografie, Selbstgefährdung“ bei jugendschutz.net. Für ihn zählen auch die unerwünschte sexuelle Ansprache in sozialen Netzwerken und die sexuelle Kommentierung alltäglicher Kinderbilder dazu.

Letzteres beobachtet jugendschutz.net verstärkt unter Videos, in denen Kinder auf dem Spielplatz, am Strand oder beim Sport gezeigt werden. Oft haben Eltern die Videos veröffentlicht, sie sind also nicht illegal. Eine Zweckentfremdung der Bilder ist nicht gesetzlich abgedeckt, obwohl sie die Intimsphäre der Kinder verletzt. Link sagt: „Die Kommentarfunktion unter Bildern und Videos, in denen Kinder im Mittelpunkt stehen, müssen vom Anbieter deaktiviert werden.“

Mit Kindesmissbrauch wird online Geld verdient

Darstellungen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche werden nicht nur in Gruppen und verborgenen Foren ausgetauscht, sondern über so genannte Imagehoster hochgeladen. Diese Dienste böten die Möglichkeit an, für jeden Klick für das hochgeladene Video Geld zu verdienen, sagt Link. Des Weiteren bezahlen Menschen bei solchen Servern dafür, dass sie den Missbrauch eines Kindes mitverfolgen, der per Webcam live übertragen wird, teilweise mit der Möglichkeit, die Handlungen mitzubestimmen.

Wichtig ist es, das Selbstvertrauen zu stärken

Studien zeigen, dass viele Minderjährige Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen machen und das Risiko mit zunehmendem Alter steigt. Deshalb zielt jugendschutz.net bei älteren Jugendlichen nicht darauf ab, sie vor jeder möglichen Situation zu schützen, sondern ihr Selbstvertrauen und ihre Körperwahrnehmung zu stärken.

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Außerdem müssen Jugendliche stets dazu angehalten werden, über unangenehme Erfahrungen mit Vertrauenspersonen zu sprechen.

90 Prozent der Missbrauchsinhalte werden schnell gelöscht

Fast alle Missbrauchsinhalte, die jugendschutz.net 2018 Anbietern gemeldet hat, wurden gelöscht. Das Entfernen dauert in Deutschland durchschnittlich 3,5 Tage und gelingt fast zu 100 Prozent. Im Ausland werden die Darstellungen nach etwa sieben Tagen und zu 92 Prozent gelöscht. Die Mitarbeiter übermitteln Hinweise an eine internationale Datenbank, die auch von Interpol genutzt wird.

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