Mindestlohn und KoalitionspläneSo lief das letzte TV-Triell vor der Bundestagswahl

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Olaf Scholz (SPD, links), Annalena Baerbock (Grün, mitte) und Armin Laschet (CDU, rechts) traten am Sonntagabend zum letzten TV-Triell an.

In einem einzigen Satz schafft das keiner von ihnen. Zum Einstieg in das dritte und letzte Triell vor der Bundestagswahl sollen Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz am Sonntagabend im Fernsehsender Pro Sieben in einem Satz sagen, was sie jeweils von den beiden anderen unterscheidet. Es werden eine ganze Reihe von Sätzen – und sie haben beim ersten Aufschlag auch noch alle ein und dasselbe Hauptthema: den Klimaschutz.

SPD-Kanzlerkandidat Scholz spricht wie immer vom menschengemachten Klimawandel, der aufgehalten werden müsse. Seiner anderer Schwerpunkt ist der Mindestlohn. Die SPD würde keine Koalition bilden, die den Mindestlohn nicht auf 12 Euro pro Stunde anhebt, verspricht er.

Baerbock: Politik muss über sich hinauswachsen

Grünen-Kanzlerkandidatin Baerbock zieht die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Sendung, indem sie die Menschen im Land dafür lobt, dass sie in der Corona-Pandemie über sich hinausgewachsen seien. Das müsse jetzt auch die Politik machen. Über sich hinauswachsen etwa beim Klimaschutz oder der Unterstützung von Familien und Kindern.

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Laschet verstolpert sich für einen Moment und sagt, die Frage sei, wie Deutschland klimaneutral bleibe. Nein, von Klimaneutralität ist Deutschland noch weit entfernt, das merkt der Unionskanzlerkandidat schnell und korrigiert, die Frage sei, wie die Klimaziele erreicht würden und die Arbeitsplätze in der Chemie- und in der Stahlindustrie erhalten blieben. Ferner stehe die Union für innere und äußere Sicherheit. Ein sicheres Terrain für den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, wo die Clankriminalität entschieden bekämpft wird.

Baerbock grätscht wieder kräftig dazwischen

Weil die Grünen in den Umfragen deutlich sowohl hinter der SPD als auch hinter der Union liegen, war in den vergangenen Wochen schon von einem Duell zwischen Scholz und Laschet im Wahlkampf die Rede, doch Baerbock grätscht jetzt wieder kräftig dazwischen. Keine Sekunde soll der Eindruck aufkommen, die Männer machten das unter sich aus.

Sie attackiert Scholz und Laschet, ihre Parteien hätten in der großen Koalition einen vernünftigen und wirkungsvollen Klimaschutz verschlafen. Und Laschet wolle mit dem Kohleausstieg bis 2038 genau so weitermachen – die Kinder von heute würden einen dramatischen Anstieg des Meeresspiegels erleben.

Baerbock greift an, Scholz schießt zurück

Laschet versucht, Scholz beim Mindestlohn zu stellen. Die SPD habe vor Jahren nach der Festlegung des Mindestlohns bei 8,50 Euro zugestimmt, dass Gewerkschaften und Arbeitgeber die weiteren Margen klärten. Jetzt wolle Scholz davon nichts mehr wissen. Die Sozialdemokraten wollten doch starke Gewerkschaften haben.

Scholz schießt zurück, die Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro habe zu mehr Job geführt. Mit 12 Euro werde es erneut mehr Jobs geben. Im Übrigen: 12 Euro Brutto sei immer noch nicht viel Geld. Er wolle nicht in einem Land leben, in dem Menschen noch einen Nebenjob bräuchten oder staatliche Hilfe beantragen müssten, obwohl sie Vollzeit arbeiten. Und dann teilt er gegen den Unionsmann aus. Es gehe ihm um die Würde der Bürgerinnen und Bürger. „Das ist das, was uns vielleicht unterscheidet.“

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Baerbock stellt noch klar: Viele Beschäftigte seien gar nicht in Tarifbindung. Arbeitnehmer müssten so bezahlt werden, dass sie sich von ihrem Einkommen ernähren könnten. Das passt zum Ausgangspunkt der Fragestellung der beiden Moderatorinnen Linda Zervakis und Claudia von Brauchitsch: „Arm trotz Arbeit.“ Auch die Themen Digitalisierung und Pflege werden intensiv diskutiert, bis es zur Schlussfrage nach den möglichen Koalitionen kommt. Da hat nur Scholz eine klare Antwort: „Am liebsten mit den Grünen.“

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