Kommentar zu NordsyrienEuropa muss sich vor Erdogan fürchten

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In Europa zittern sie vor dem türkischen Präsidenten Erdogan, meint Jörg Kallmeyer.

Istanbul – Europa blickt gebannt und erschrocken auf das neue Kriegsgeschehen in Syrien. Die Erfahrung hat gelehrt: Es kann sich bitter rächen, wenn man den Entwicklungen in Bürgerkriegsländern vor den Toren Europas zu wenig Aufmerksamkeit schenkt.

Die Flüchtlingskrise von 2015 kam auch deshalb mit solcher Wucht auf Länder wie Deutschland zu, weil die Verantwortlichen die Folgen des Krieges in Syrien nicht richtig eingeschätzt hatten. Und so geht es heute weniger um das Geschehen in den Kurdengebieten selbst, sondern um die Frage: Was geschieht, wenn der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Tore öffnet?

Menschen ohne Perspektive

Die Frage nach der Zukunft hat auch deshalb eine solche Brisanz, weil der Zustand in der Gegenwart alles andere als gut ist. Im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Samos in der Ostägäis kam es zu Beginn der Woche zu schweren Krawallen, im Lager brach Feuer aus. Hier leben, ebenso wie auf der Nachbarinsel Lesbos, viel zu viele Menschen viel zu lange auf engstem Raum.

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Die Flüchtlinge haben keine Perspektive, die Helfer und Behörden sind überfordert. Als die Balkanroute geschlossen wurde, hatte Europa Hilfe versprochen – mit schnellen Asylverfahren vor Ort und vor allem mit einer Verteilung der anerkannten Flüchtlinge in ganz Europa. Beide Versprechen wurden nicht eingehalten.

Europa kann sich nicht einmal auf die Verteilung von im Mittelmeer geretteten Migranten verständigen

Europa kann sich nicht einmal darauf verständigen, wie jene Migranten verteilt werden, die vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet wurden. In Polen hat gerade eine Partei die Wahl gewonnen, die eine Aufnahme von Flüchtlingen in ihrem Land generell ablehnt. Eine Antwort hat Brüssel darauf nicht. Europa ist selbst verschuldet in Not – und muss nun zittern vor Erdogan.

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