Schulen und Kitas nicht öffnenIntensivmediziner warnen vor unbemerkter dritter Welle

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intensivstation Corona dpa

Covid-19-Patient auf der Intensivstation

  • Die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten sinkt. Doch die Intensiv- und Notfallmediziner geben keine Entwarnung - im Gegenteil.
  • Lesen Sie hier die Hintergründe.

Berlin – Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) hat vor einer Öffnung von Schulen und Kitas vor Anfang März gewarnt.

„Wir sehen die Gefahr, dass sich durch die Mutationen unbemerkt eine dritte Welle aufbaut“, sagte Divi-Präsident Gernot Marx, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vor den Beratungen von Bund und Ländern am (heutigen) Mittwoch. „Wir müssen den Lockdown in dem jetzt bestehenden Umfang mindestens bis Anfang März fortführen. Auch der Präsenzunterricht an den Schulen sollte bis dahin weiter ausgesetzt und Kitas geschlossen bleiben“, betonte er.

Das sei für die Kinder und die Eltern eine unglaublich Belastung. „Schulen und Kitas tragen jedoch in großem Maße zur Verbreitung des Virus bei, was durch die Mutationen noch verschärft wird“, warnte Marx. Das habe man in Großbritannien gesehen: Am Jahresende 2020 sei das Land im Lockdown gewesen - bei geöffneten Schulen. „Das führte zu einer stetigen Verschärfung des Infektionsgeschehens“, so Marx.

„Müssen Zeit gewinnen“

„Wir müssen weiter die Kontakte reduzieren, daran führt kein Weg vorbei“, betonte er. „Die Erfahrungen aus Großbritannien, Irland und Portugal zeigen, dass die Infektionszahlen umgehend in ein exponentielles Wachstum übergehen, wenn zu früh geöffnet wird.“ Dann seien noch drastischere Maßnahmen nötig, um die Zahlen wieder nach unten zu drücken. „Wir müssen Zeit gewinnen, auch um mehr Menschen impfen und damit schützen zu können“, so der Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care am Universitätsklinikum Aachen.

Marx verwies darauf, dass die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten zuletzt zwar gesunken ist. Sie sei aber immer noch deutlich höher als im Frühjahr 2020. Außerdem dürfe man nicht nur auf die nackten Zahlen der Auslastung der Intensivstationen schauen. „Die Ärzte und Pflegekräfte auf den Intensivstationen sind erschöpft. Das vergangenen Jahr hat die Mitarbeiter körperlich, seelisch und emotional extrem belastet“, sagte der Verbandschef. Sie würden weiter ihr Bestes geben. „Aber wir können nicht dauerhaft im roten Bereich arbeiten“, warnt er.

Bund und Länder wollen am heutigen Mittwoch über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten. Während das Kanzleramt für eine unveränderte Fortsetzung des Lockdowns plädiert, wollen einzelne Bundesländer erste Öffnungsschritte durchsetzen. Die Kultusminister der Länder planen eine schrittweise Schulöffnung bereits ab nächster Woche.

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