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Kommentar zur IGLU-StudieDie Lernschwäche ist chronisch geworden

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Kinder lesen in einer Grundschule. Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann einer Studie zufolge nicht richtig lesen. Das geht aus der am Dienstag in Berlin vorgestellten internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) hervor.

Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann der IGLU-Studie zufolge nicht richtig lesen.

Gerade die Grund- und Förderschulen sind Opfer einer zählebigen Vernachlässigung durch die Bildungspolitik.

Zu den alarmierenden Aspekten der aktuellen IGLU-Studie gehört nicht allein die Tatsache, dass Deutschland – eines der reichsten Länder der Welt – im grauen Bildungsmittelfeld oder gar weiter unten verharrt. Was vor allem bedrückt, ist die viele Zeit, die seit den ersten Studien in dieser Richtung vergangen ist: 20 Jahre und mehr erforschen Wissenschaftler die Defizite des Schulsystems, verfassen kluge Kommentare und richten Appelle an die Bildungspolitik. Es geschieht: nichts.

Die Lernschwäche deutscher Schülerinnen und Schüler ist längst chronisch geworden

Statt die Misere strategisch anzugehen, statt zum Beispiel kontinuierliche Lernstanderhebungen einzuführen und eine effiziente Gemeinschaftsanstrengung aller Beteiligten ins Leben zu rufen – wie es immerhin Hamburg als Konsequenz aus der IQB-Studie praktiziert – begnügt man sich auch in NRW immer nur mit kleinen Lösungen. Doch einmal hier an der Sprachdidaktik herumzudoktern und einmal dort das Gespräch mit Eltern und Kind zu suchen, genügt nicht. Die Lernschwäche deutscher Schülerinnen und Schüler ist längst chronisch geworden.

Vor allem die Grund- und Förderschulen – und diese sind ja der Forschungsgegenstand sowohl der IQB- als auch der IGLU-Studien – sind Opfer einer zählebigen Vernachlässigung. Sie betrifft der Fachkräftemangel in besonderem Maß, ihre Lehrkräfte benötigen umfassende Entlastung von außerpädagogischen Aufgaben, um frei zu werden für den Unterricht. Wenn NRW-Bildungsministerin Feller nun ankündigt, die Lesezeit in den Schulen zu erhöhen, muss sie dieses Problem engagiert anpacken.

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