Zweifel an FähigkeitenWas Künstliche Intelligenz in der Schule heute noch bremst

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Künstliche Intelligenz Roboter Schule

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Schulen bleibt aktuell die Ausnahme.

Köln – Lernprogramme, die den Wissensstand von Schülerinnen und Schülern auswerten können. Software, die Schulkindern individuelle Aufgaben nach ihrem Lernstand zuweist. Unterrichtsmaterialien, die Wissen über selbstlernende Algorithmen vermitteln. Spracherkennungssysteme, die im Unterricht beim Erlernen von Fremdsprachen helfen. Geht es nach den Fürsprechern digitaler Technologien im schulischen Einsatz, bietet Künstliche Intelligenz (KI) viele Anknüpfungspunkte für einen modernen Unterricht. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass vor allem fehlendes Know-how dem Einsatz von KI in Schulen aktuell noch im Weg steht. Und ein Kölner Experte zweifelt an der Reife von KI-Systemen.

So wurden im Auftrag der IT-Unternehmen Intel und Rednet an 100 Schulen die Verantwortlichen für die IT-Ausstattung oder strategische Planung von Zukunftsprojekten zu den Einsatzmöglichkeiten und -hürden befragt. 87 Prozent von ihnen halten es für notwendig, dass Schülerinnen und Schüler den Umgang mit Künstlicher Intelligenz lernen, um für die spätere Arbeits- und Alltagswelt vorbereitet zu sein. Fast genau so viele – 85 Prozent sagen aber, es mangele an entsprechenden Fortbildungen. So fehlt es an zentralem Wissen, das Lehrkräfte anwenden und auch an Kinder und Jugendliche weitergeben könnten.

Nur wenige Schulungen geplant

Schnell ändern werden sich die Umstände wohl nicht: Entsprechende Schulungen für Lehrerinnen und Lehrer plant in den nächsten zwei Jahren bloß knapp ein Drittel der befragten Schul-Verantwortlichen. Dabei könnten KI-Systeme Lehrkräften im Idealfall helfen, sich besser auf einzelne Kinder zu konzentrieren, die mehr Hilfe benötigen als andere.

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Richard Heinen, Geschäftsführer des Kölner Unternehmens Learning Lab, das Schulen bei der digitalen Transformation begleitet, sagt, solche Programme seien im Idealfall in der Lage zu analysieren, welche Fehler Kinder warum machen und was sie brauchen, um sie nicht mehr zu machen: „Das sind Aufgaben, die man an die Technik delegieren kann, die einem Zeit gibt, sich intensiver Kleingruppen zu widmen.“

Heinens Erfahrung lässt ihn allerdings zu einem anderen Schluss kommen als die Studie: „Ich glaube, das Problem ist im Moment nicht, dass wir zu wenig Wissen über KI haben, sondern dass die KI im Augenblick noch nicht weit genug ist, um in der Breite hilfreich zu sein“, sagt der Experte.

Gute Ansätze aus New Yorker Programm

Erste gute Ansätze gebe es aber: Im New Yorker Matheprogramm „School of One“ werde eine Software eingesetzt, die jedem Kind für jeden Tag einen individuellen Lehrplan erstelle. Die KI spucke dabei nicht einfach Aufgaben aus, sondern gebe auch Empfehlungen ab: ob es heute besser alleine arbeitet, eine Gruppenarbeit erledigen oder sich von der Lehrerin begleiten lassen soll.

Heinen empfindet vorhandene KI-gestützte Programme aus einem weiteren Grund noch nicht als einsatzbereit: „Künstliche Intelligenz kann Aufgaben individuell zuschneiden und Arbeitsweisen vorschlagen, aber hat soziale Aspekte noch nicht im Blick.“ Ob Kinder miteinander lernen können, wüssten Lehrerinnen und Lehrer einzuschätzen, Software hingegen nicht.

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In der aktuellen Studie von Intel und Rednet werden als Hürden neben mangelndem Fachwissen und fehlenden Fortbildungsangeboten vor allem die Speicherung persönlicher Daten der Schülerinnen und Schüler, die fehlende Übersicht der Möglichkeiten und Angebote sowie die nicht ausreichende IT-Ausstattung an den Schulen genannt.

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