1. FC KölnMarkus Gisdol muss seinen Spielern Nachhilfe an der Taktiktafel geben

Lesezeit 3 Minuten
AA3I4500

Erklärungen an der Taktiktafel: Markus Gisdol arbeitet mit seinen Profis.

  • Der 1. FC Köln arbeitet in der Vorbereitung auf das Spiel gegen Augsburg an seiner Spiel-Idee.
  • Bereits im Vorfeld sprach FC-Profi Marco Höger von einer „Kampfzone“, die das Team im Mittelfeld aufbauen will.
  • Das hat Markus Gisdol für seine zweite Partie geplant.

Köln – Die Taktiktafel ist weiterhin dabei, auch in seiner zweiten Woche als Trainer des 1. FC Köln erklärt Markus Gisdol (50) seinen Profis seine Vorstellungen vom Fußball von Grund auf. Am Mittwochmorgen lag ein Schwerpunkt auf dem Kölner Mittelfeldspiel. Gisdol will schnelle Passfolgen sehen, viel Druck, Entscheidungsfreude und volle Überzeugung. Gisdol gab seinen Spielern lautstarke Resonanz auf ihre Bälle; erklärte, welche Pässe er sehen will – und deutlich lauter, welche nicht.

Mittelfeldspieler sorgen für wenig Stabilität

Denn gerade das Zentrum des Kölner Spiels sah am vergangenen Samstag beim 1:4 in Leipzig schlecht aus. Zwar hatte Gisdol einen Block aus drei Mittelfeldspielern vor die Abwehrkette beordert, um der Kölner Mannschaft ein wenig Stabilität zu geben. Doch dann hatte der FC nach 36 Minuten 0:3 zurückgelegen. Schon zur Halbzeit hatte Gisdol umgestellt und Ellyes Skhiri vom Platz genommen – der Tunesier war bis dahin 32 Mal am Ball gewesen. Marco Höger durfte auf dem Rasen bleiben und kam trotz einer insgesamt besseren zweiten Kölner Halbzeit auf nur 43 Kontakte.

AA3I4567

Erklärungshilfe: Die Taktiktafel von Markus Gisdol.

Doch im Zweifel hatte sich der Trainer für den erfahreneren Spieler entschieden, der dem Mannschaftsrat angehört und der immer wieder Führungsambitionen formuliert. Achim Beierlorzer hatte weniger auf Höger vertraut, in dieser Saison hat der 30-Jährige in der Bundesliga außer in Leipzig nur drei weitere Mal in der Startelf gestanden: Beim 1:2 in Wolfsburg, den 0:4-Pleiten in München und gegen Hertha BSC und eben am Samstag in Leipzig, als der FC wieder vier Gegentreffer kassierte.

Das könnte Sie auch interessieren:

Eine bittere Bilanz, doch Höger will weiter an seinem Status arbeiten und freut sich über seine Chance. „Unter manchen Trainern ist man wichtig, unter anderen nicht. Ich habe unter Achim Beierlorzer eine kleinere Rolle gespielt, als ich es mir gewünscht hätte. Die Zeit ist aber jetzt vorbei“, sagt Höger.

Heldt: „Dann kann man gleich den Spielbetrieb einstellen“

Bei der Aufstellung in Leipzig sei es darum gegangen, „Stabilität zu bekommen mit drei Sechsern und dann umzuschalten“, erläuterte Horst Heldt, der neue Kölner Sportdirektor. Zu den defensiven Mittelfeldspielern hatte Gisdol die sprintstarken Außenspieler Ismail Jakobs und Kingsley Schindler gestellt, um sich rasch über die Flügel zu befreien. „Wir haben schnelle Spieler in der Offensive, haben aber leidvoll erfahren müssen, dass Leipzig nicht nur vorn schnell ist, sondern auch in der Defensive. Das sind Maschinen, und wir waren komplett unterlegen“, räumte Horst Heldt ein.

AA3I4546

Markus Gisdol im Austausch mit seinem Co-Trainer.

Dass Gisdol in Leipzig auf Högers Erfahrung setzte, bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass im Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den FC Augsburg dieselbe Elf auf dem Platz stehen wird. Jeder habe „die Chance, mit Trainingsleistungen auf sich aufmerksam zu machen, da geht es nicht nach Status. Denn wenn das Leistungsprinzip außer Kraft gesetzt wird, kann man gleich den Spielbetrieb einstellen“, sagt Heldt.

Neue Taktik gegen Augsburg

Gegen Augsburg werden es die Kölner anders versuchen; wollen flach aufbauen und sich durch die Mitte kombinieren. Vor den Leipzigern war die Angst zu groß, einen eigenen Spielaufbau zu versuchen. Dafür fehlt es derzeit an Überzeugung im Team des fehlgestarteten Aufsteigers, der gerade erst den zweiten Trainer innerhalb eines halben Jahres verschlissen hat.

AA3I4585b

Vollbeschäftigung im Training: Timo Horn.

Die Kölner wollen nun eine „Kampfzone“ im Mittelfeld aufbauen, wie Höger es beschreibt. Heldt sieht die Qualität, doch fehle es den Kölnern an der Sicherheit: „Wir müssen unsere Überzeugung wiederfinden, das ist die größte Herausforderung. Ich kann das sagen, weil ich es selbst erlebt habe. Wenn ich ein unsicheres Gefühl auf dem Platz hatte, habe ich mich hinter meinem Gegenspieler versteckt. Unser Uhrwerk läuft gerade nicht. Da sind ein paar Schrauben gebrochen, und die müssen ersetzt werden.“

KStA abonnieren