Fitnessproblem beim 1. FC Köln?Nur eine Mannschaft läuft noch weniger als der FC

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Gisdol Heldt in Leipzig

Neues Duo beim FC: Sportchef Horst Heldt und Chef-Trainer Markus Gisdol (r.)

Köln – Im Sommer galt Jorge Meré als Teil des Kölner Tafelsilbers. Der Verteidiger nahm mit Spanien an der U-21-Europameisterschaft in Italien und San Marino teil und galt anschließend sogar als Kandidat für einen Vereinswechsel, obwohl seine Ablöse auf 30 Millionen Euro festgeschrieben ist.

Eine solche Summe schien jedoch denkbar; der Markt war voller Geld, und der 22-Jährige war im Blick zahlreicher Vereine aus seiner Heimat. Doch die Frist für die Klausel verstrich, bis zum 30. Juni fand sich kein Verein, der bereit war, Meré aus seinem Vertrag beim 1. FC Köln zu kaufen.

Der Innenverteidiger wurde zwar im Halbfinale und Finale der EM nicht mehr eingesetzt. Dennoch feierte er mit der spanischen Auswahl den Turniersieg.

Jorge Meré mit Übergewicht aus Sommerurlaub gekommen

Nach der EM erhielt Meré drei Wochen Urlaub, erst im zweiten Trainingslager in Kitzbühel stieß er wieder zur Mannschaft. Der Spieler habe seine Laufaufgaben erfüllt, der Trainingsplan, den die Kölner Fitnesstrainer ihm in den Urlaub geschickt hatten, war abgearbeitet. Dennoch kehrte Meré außer Form zum Verein zurück.

Der damalige Trainer Achim Beierlorzer nahm ihn zur Hälfte des Aufenthalts in Kitzbühel zeitweise aus dem Mannschaftstraining. Meré hatte nach dem Aufstieg in die Bundesliga nicht nur sein Monatsgehalt mehr als verdoppelt. Er hatte auch tüchtig Gewicht zugelegt.

Saisonstart für Jorge Meré eine einzige Enttäuschung

Mit Athletik-Trainer Max Weuthen absolvierte Meré fortan Tempo-Läufe auf dem Nebenplatz. Achim Beierlorzer beteuerte allerdings, er sei „völlig überzeugt davon, dass es bis zum Wiesbaden-Spiel in zweieinhalb Wochen hinhauen wird“. Und tatsächlich spielte Meré in der ersten Pokalrunde und hielt 120 Minuten durch. Doch die Pfunde war er da noch immer nicht los.

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Die Rückkehr in die Erste Liga ist für den FC nicht gerade nach Wunsch gelaufen, für Meré ist sie bislang eine einzige Enttäuschung. An den ersten zwölf Spieltagen stand er nur dreimal in der Startelf. Zwei Partien verpasste er wegen einer Rot-Sperre, zurzeit fehlt er wegen einer Muskelverletzung.

292 Minuten hat er in dieser Saison bislang auf dem Platz gestanden. Und dabei einen problematischen Wert erreicht: Denn mit im Schnitt 8,75 gelaufenen Kilometern pro Spiel ist Meré in dieser Saison bislang der laufschwächste Feldspieler der gesamten Bundesliga.

1. FC Köln: Achim Beierlorzers Forderung verpuffte

Damit ist Meré nicht allein in seiner Mannschaft, die Kölner laufen insgesamt auffallend wenig. Mit insgesamt 1342 Kilometern in zwölf Spielen liegt der Aufsteiger auf dem vorletzten Platz der Bundesliga, nur Fortuna Düsseldorf läuft noch weniger.

Schon nach dem 0:4 bei Bayern München hatte Achim Beierlorzer mehr Kilometer von seiner Mannschaft sehen wollen, „die Laufbereitschaft fordere ich ein. Seit drei Wochen. Die möchte ich jetzt haben. Jeder einzelne muss was drauflegen, das ist verpflichtend“, hatte der Trainer gesagt – doch seine Mannschaft hatte nur punktuell geliefert.

Unter den 20 laufstärksten  Spielern der Bundesliga findet sich nur ein Kölner: Ellyes Skhiri. Der Tunesier läuft im Schnitt 12,5 Kilometer pro Partie.

Horst Heldt und Markus Gisdol sind die Hände gebunden

Horst Heldt ist seit einer Woche der für den Sport verantwortliche Geschäftsführer beim 1. FC Köln. Sofortmaßnahmen kann er mit dem neuen Trainer Markus Gisdol kaum ergreifen. Man muss mit dem Kader arbeiten, der zur Verfügung steht.

Aber er kann Einzelgespräche führen, Steine umdrehen und Spieler für Spieler fragen, was ihn hemmt – und wo Potenzial zur Verbesserung besteht. Gönnen sich die FC-Profis genug Schlaf? Stimmt die Ernährung? Wird korrekt und ausreichend trainiert?

„Es geht um die Aufarbeitung der ersten elf Spiele und darum, Erkenntnisse zu gewinnen, damit wir es in Zukunft besser machen. Das war ein wichtiger Inhalt der ersten Gespräche. Wir wissen, wo wir ansetzen müssen. Aber das geht leider nicht von heute auf morgen. Das Problem ist lösbar, aber das ist ein Prozess“, sagte Heldt, ohne damit ausdrücklich die mangelnde Fitness der FC-Profis anzusprechen.

Schon vor Heldts und Gisdols Ankunft nutzten die Kölner Fitnesstrainer während der Trainingseinheiten und beim Testspiel gegen Zwolle zuletzt die technischen Möglichkeiten und analysierten die Fitnessdaten der Spieler während der Belastung in Echtzeit am Laptop.

Offenbar will man verhindern, dass die Saison verläuft wie im Abstiegsjahr 2017/2018, als die Mannschaft in einem verheerenden Fitnesszustand der Zweiten Liga entgegenstürzte und zudem noch außergewöhnlich viele Verletzte zu beklagen hatte.

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