„Kader-Kritik berechtigt“FC-Sportchef Keller: 1. FC Köln auch bei Abstieg „überlebensfähig“

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FC-Geschäftsführer Christian Keller stärkt Trainer Steffen Baumgart in der Krise den Rücken.

FC-Geschäftsführer Christian Keller stärkt Trainer Steffen Baumgart in der Krise den Rücken.

Der Kölner Sportchef lässt Kritik am Kader zu und erwartet, dass sich die Ausgangslage beim FC im Sommer 2024 „signifikant“ verbessert.

Der 1. FC Köln hat in Bochum nicht nur die Chance auf drei Punkte gegen einen direkt Konkurrenten verpasst, sondern auch die Chance auf ein sportliches Statement im Abstiegskampf. Die spielerische Komponente, mit der das Team von Steffen Baumgart zuvor noch beim 1:1 gegen Augsburg überzeugen konnte, fehlte im Ruhrstadion über weite Strecken.

Angesichts der Bochumer Torchancen hätte Köln das Spiel ohne den starken Schwäbe wohl auch hoch verlieren können. Offensiv fehlte zudem wieder einiges. Doch auch, wenn der FC derzeit nicht die gleiche Wucht wie in den vergangenen beiden Spielzeiten auf den Rasen bekommt, hält sich die Kritik am Kölner Coach noch stark in Grenzen.

Christian Keller: „Wir sind sehr überzeugt von Steffen Baumgart“

„Wenn ich von etwas überzeugt bin, ändere ich es nicht. Und wir sind sehr überzeugt von Steffen Baumgart und seinem Trainerteam. Was ich sehe ist in allen Bereichen die Note 1“, bekräftigte FC-Geschäftsführer Christian Keller am Sonntag im Sport1-„Doppelpass“ und sagte im Hinblick auf den Kampf gegen den Abstieg: „Wir schaffen das mit Steffen Baumgart.“

Für den wiederum kommt auch ein Rücktritt wie kürzlich von Bo Svensson in Mainz nicht infrage. In einem Einspieler während der Talk-Runde bekräftige der FC-Trainer am Sport1-Mikrofon: „Ich bin nicht mal in der Nähe eines Zurücktretens oder Aufgebens. Ich will meine Mannschaft aus diesem Abstiegskampf rausführen und werde das auch machen. Über was anderes denke ich nicht nach.“

Christian Keller: „Kritik am Kader ist berechtigt“

Kritik am Kader wiederum hält Christian Keller für berechtigt. Dass die Abgänge von Leistungsträgern wie Jonas Hector und Ellyes Skhiri im Sommer nicht aufgefangen wurde, läge zwar schlicht daran, dass der FC auch gar nicht die finanziellen Mittel hatte, derart „überdurchschnittliche Bundesliga-Spieler“ zu ersetzen.

Trotzdem habe man nach elf Bundesliga-Spieltagen mit mehr Punkten gerechnet: „Unsere Idee war: Wir setzen auf die Entwicklung einzelner Spieler und auf eine verbesserte Breite im Kader. Aber in der Spitze war uns klar, dass wir diese Abgänge nicht ersetzen können. Wir hätten natürlich trotzdem nicht gedacht, dass das jetzt zu dieser Punkteausbeute führt. Die ist alles andere als gut. Dafür werden wir auch zu recht kritisiert. Wir wussten, dass die Saison herausfordernd werden wird.“

Chrisitan Keller erklärt das große Dilemma beim 1. FC Köln

Keller hält den FC-Kader unterdessen weiterhin für konkurrenzfähig und verweist immer wieder darauf, dass dem FC als „Sanierungsfall“ die Hände gebunden waren.

Das grundsätzliche Dilemma des Vereins beschreibt der 46-Jährige so: „Ich weiß, woran ich am Ende gemessen werde. Ich werde nicht daran gemessen, dass am Ende die Bilanz toll aussieht - die jetzt beim FC so gut ist wie seit Jahren nicht - ich werde am Tabellenplatz in der Bundesliga gemessen. Aber ich kann so nicht handeln. Ich muss den längerfristigen Weg im Blick haben und es stellt sich einfach die Frage: Warum dreht sich der FC seit 30 Jahren im Kreis? Und warum kommt er nicht nach vorne?“

Um den FC auf einen erfolgreichen Weg zu bringen, müsse nun damit angefangen werden, die Substanz des FC zu verbessern. „Und das fängt halt damit an, dass du nicht mehr von der Hand in den Mund lebst, sondern dass du wirtschaftlich gesund bist. Dass du deine Rahmenbedingungen verbesserst und dann auch wieder in den Sport investierst. Für uns ist das momentan ein brutaler Balanceakt zwischen ‚gesund werden‘ und ‚Wettbewerbsfähigkeit aufrecht halten‘.“

Chrtistian Keller: 1. FC Köln wäre auch bei Abstieg „überlebensfähig“

Unterdessen wollte Keller noch mit der Behauptung aufräumen, dass der Plan der Gesundung nur dann aufgehe, wenn der FC auch die Klasse halten könne. Diese Annahme sei falsch. „Der Verein kann sich aus eigener Kraft tragen, ohne strukturelles Defizit. Das gab es seit Jahren nicht mehr. Und wir hätten auch bei einem Abstieg kein Defizit und wären aus eigener Kraft heraus überlebensfähig“, führte der Kölner Sportchef aus.

Das seien große Schritte nach vorne, „auch wenn sie in der Bundesliga kurzfristig keine Punkte bringen“. Aber nur dies führe den FC wieder auf einen grünen Zweig, wie es Keller beschreibt: „Und dass dieser grüne Zweig mehr sein muss, als Platz 18 in der Bundesliga, da sind wir uns ja alle einig. Aber es wird Zeit brauchen.“

Wird der 1. FC Köln „zu Tode gespart“?

Auch die Behauptung, der FC werde zu Tode gespart, lächelte Keller auf dem roten Stuhl süffisant weg. „Das hieße ja, wir könnten sparen und hätten was auf der hohen Kante. Haben wir aber nicht. Die 12 Millionen, die wir zuletzt eingenommen haben konnten nicht in Beine fließen, sondern gingen an Gläubiger, um die Liquidität des Vereins zu wahren“, so Keller.

Im Sommer 2024 werde sich die Ausgangslage des Vereins hingegen signifikant verbessern, weil vorgezogene Erlöse im Zuge der Pandemie nicht mehr ausgeglichen werden müssten: „Alles, was wir dann verdienen, kommt auch wieder bei uns an.“

1. FC Köln sucht nach einem „Neuner“

Zudem beteuerte der Kölner Sportchef noch, im Winter einen Stürmer holen zu wollen. Schätzte aber auch dieses Unterfangen mit großer Vorsicht ein: „Es gibt Überlegungen, es gab sie auch schon im Sommer. Und es steht ganz vorne auf der Agenda, noch einen zusätzlichen Neuner zu holen. Da spielt aber Geld eine Rolle und das Scouting. Es ist eine riesige Herausforderung und wir halten vor dem Hintergrund die Augen offen und sind da sehr aktiv. Ob das dann gelingt, im Winter einen Spieler zu verpflichten, werden wir sehen. Aber wir streben es auf jeden Fall an.“

Nicht außer Acht ließ Keller die Fifa-Transfersperre gegen den 1. FC Köln, die momentan nur ausgesetzt ist. Wann mit einer Entscheidung des Cas zu rechnen ist, konnte Keller indes nicht beantworten.

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