Kein Angebot, keine Gespräche„Kölscher Cafu“ Benno Schmitz vor dem FC-Abschied

Lesezeit 5 Minuten
Benno Schmitz und Trainer Steffen Baumgart vom 1. FC Köln klatschen sich nach dem Schlusspfiff ab.

Unter Ex-FC-Trainer Steffen Baumgart war Rechtsverteidiger Benno Schmitz noch gesetzt – das ist jetzt unter Baumgarts Nachfolger Timo Schultz nicht mehr der Fall.

Der Vertrag des dienstältesten FC-Profis läuft im Juni aus. Nach der Trennung von seinem großen Fürsprecher Steffen Baumgart spielt der Rechtsverteidiger kaum noch.

Wie ein Quell der Freude wirkte Benno Schmitz am späten Samstagnachmittag nicht, als der Verteidiger des 1. FC Köln nach dem 3:3 im Derby gesichtet wurde, wie er durch die Katakomben des Borussia-Parks in Mönchengladbach mehr schlurfte denn ging. Es sind ungewohnte und sportlich unbefriedigende Zeiten für den Dauerbrenner auf der rechten Kölner Abwehrseite, der 2018 ans Geißbockheim gewechselt war und seit dem Karriereende von Jonas Hector im vergangenen Sommer mittlerweile der dienstälteste Profi in Reihen des Bundesligisten ist.

Schmitz gehörte zwar dem Derby-Kader an, doch auf dem Rasen war ihm im Duell der Erzrivalen nicht mal eine Minute vergönnt. Vier Spieler wechselte Trainer Timo Schultz ein, Schmitz gehörte nicht zu diesen. An den Spieltagen 23 bis 25 kam der 29-Jährige insgesamt nur auf sieben Minuten Einsatzzeit. Unter Schultz spielt Schmitz nur noch eine Nebenrolle, in den neun Partien seit der Amtsübernahme des Ostfriesen lief der Rechtsverteidiger drei Mal gar nicht und zwei Mal nur äußerst kurz auf. Für einen Profi, der bisher 135 Pflichtspiele für den 1. FC Köln absolvierte und bei Schultz' Vorgänger Steffen Baumgart gesetzt war, ist das ernüchternd.

1. FC Köln: Schmitz' Vertrag läuft aus – ein Angebot oder neue Gespräche gibt es nicht

Schmitz' Vertrag beim 1. FC Köln läuft im Juni aus. Und viel spricht dafür, dass sich nach der Saison die Wege von Schmitz und dem Klub trennen werden. Denn wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, haben auch Mitte März weder der Spieler noch seine Berater-Agentur ein Angebot des FC zur Vertragsverlängerung vorliegen. Das ist höchst ungewöhnlich in einer Branche, in der in der Regel ein Jahr vor Vertragsende immer über Bleiben oder Gehen spekuliert und dann rasch Nägel mit Köpfen gemacht wird. Nach Informationen dieser Zeitung fanden die letzten Vertragsgespräche zwischen der Spieler-Seite und FC-Geschäftsführer Christian Keller und Lizenzspielerleiter Thomas Kessler bereits im Dezember statt. Seitdem herrscht in puncto Kontrakt Funkstille.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Und dies alles vor dem Hintergrund, dass der FC mit einer Transfersperre bis Januar 2025 belegt ist und im Sommer erneut keine neuen Spieler registrieren darf. Keller sollte daher eigentlich die Zeit haben, mit Schmitz' Seite zu sprechen und zu handeln – wenn er es denn wollte. Zumal der FC auf der Rechtsverteidiger-Position nicht gerade üppig besetzt ist, denn Schmitz ist neben Rasmus Carstensen der einzige gelernte rechte Abwehrspieler im Kader. Talent Pierre Nadjombe sah beim FC offenbar keine Perspektive mehr. Bereits Anfang Januar hatte der gebürtige Kölner, dessen Vertrag im Juni ausläuft, seinen ablösefreien Wechsel in Richtung Zweitligist Magdeburg bekannt gegeben. Seitdem hat der 20-Jährige, der zuvor Stammspieler bei der U21 war, keine Minute mehr gespielt.

Summa summarum lässt sich deshalb das Vorgehen der Verantwortlichen in der Personalie Schmitz wohl eher als klares Zeichen einer bevorstehenden Trennung deuten. Bestätigt ist diese indes noch nicht.

Vor rund einem Monat hatte Kessler öffentlich auch verhalten über eine mögliche Vertragsverlängerung mit Schmitz gesprochen. Da er so viele Spiele bestritten und Verdienste um den FC habe, „sollten wir da schon sehr offen zu ihm sein“. Doch Kessler sagte auch, dass sich der Verein mit dem Spieler in einem „stetigen Austausch“ befinde und es nicht ausgeschlossen sei, dass der FC mit Schmitz auch über den Sommer hinaus zusammenarbeite. Doch so stetig ist der Austausch dann wohl doch nicht, wenn im Dezember die letzten Gespräche stattfanden. Ausufernde finanzielle Forderungen von Schmitz soll es jedenfalls nicht geben. Bereits bei seiner letzten Vertragsverlängerung im März 2022 hatte der gebürtige Münchener auf Gehalt verzichtet. Der fühlt sich mit seiner Ehefrau in Köln zwar wohl, sein Sohn wurde auch hier geboren, doch Profifußball ist nun einmal kein Wunschkonzert.

Nach Baumgart-Aus: Verantwortlichen forcieren den Umbruch hinten rechts

Schmitz spielt in den Planungen über den Sommer hinaus offenbar keine Rolle mehr – und dies unabhängig davon, ob dem FC der Klassenerhalt gelingt oder er erneut absteigen muss. Die Kölner Verantwortlichen haben sich, und das ist natürlich absolut legitim, trotz der Transfersperre offenbar für einen Umbruch auf der Rechtsverteidiger-Position entschieden.

Den hat Schultz eingeleitet, in dem er dem 23-jährigen Carstensen das Vertrauen schenkte. Der Däne kam in den vergangenen drei Partien über die kompletten 90 Minuten zum Einsatz und hat mit insgesamt 21 Bundesligaspielen Schmitz in dieser Saison den Rang abgelaufen. Zwar ist Carstensen bis Saisonende vom KRC Genk nur ausgeliehen, doch der FC besitzt eine Kaufoption. Und diese wird er auch ziehen. Als Backup könnte der talentierte Meiko Wäschenbach aufrücken. Der 20-Jährige aus der U21 ist eigentlich im zentralen Mittelfeld beheimatet, wurde aber auch schon hinten rechts getestet.

Bei Schmitz wusste in den vergangenen Jahren jeder, was er von ihm bekommt – und was eben nicht. An ihm scheiden sich in Köln sicher die Geister. Baumgart war lange Zeit sein klarer Fürsprecher, der sich auch für eine Verlängerung mit Schmitz starkgemacht hatte. Doch diesen Fürsprecher verlor der Verteidiger vor Weihnachten. Ein Einschnitt für Schmitz. Möglich erscheint indes, dass Baumgart seinen Vertrauensspieler im Sommer zum Hamburger SV nachholt. Der zuvor oft gelobte, aber zuletzt indisponiert aufspielende Rechtsverteidiger Ingnace van der Brempt (21) ist ohnehin nur bis Juni von RB Salzburg ausgeliehen.

Doch das ist alles noch Zukunftsmusik. Aktuell sollte man sich schon mal mit einem Abschied des FC-Dauerbrenners vertraut machen, der einst wegen seiner Flanken und der gleichen Rückennummer wie die brasilianische Rechtsverteidiger-Legende den Spitznamen „Kölscher Cafu“ verpasst bekam.

KStA abonnieren