Kommentar zum 3:3 im DerbyMentale Stärke der Kölner Mannschaft könnte entscheidender Trumpf sein

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Timo Schultz sorgte in einem hitzigen Derby in Mönchengladbach für Ruhe, als die Kölner Mannschaft in den Abgrund blickte.

Timo Schultz sorgte in einem hitzigen Derby in Mönchengladbach für Ruhe, als die Kölner Mannschaft in den Abgrund blickte.

Zwar gelang dem FC trotz zweier Führungen und dreier Tore kein Sieg, doch bewies die Mannschaft ihre innere Kraft. 

Guter Fußball ist Definitionssache, und nach dem Derby blieb zwar festzuhalten, dass die 54 000 Zuschauer im tosenden Borussia-Park ein Spektakel erlebt hatten. Aber auch eine nicht enden wollende Serie von Ballverlusten und Abwehrfehlern. Und dass beide Torhüter nicht über sich hinauswuchsen, hatte weiter zum lustigen Spiel beigetragen. Das einzige Bundesliga-Derby unserer Zeit war auch deshalb ein elektrisierendes, weil es von zwei Mannschaften vorgetragen wurde, die nur bedingt auf der Höhe ihrer Kunst agierten.

Wenn ein Spiel 3:3 endet, ist der Plan beider Trainer nur begrenzt aufgegangen. Niemand plant drei Gegentore, und jeder will gewinnen. Denn in Zeiten, in denen es für Siege drei Punkte gibt, bedeutet ein Unentschieden keine Punkteteilung mehr: Früher war ein Spiel zwei Zähler wert, und wenn keiner gewann, bekam jeder einen. Heutzutage werden die Punkte nicht mehr geteilt: Es gibt einen für jeden, der dritte verschwindet einfach – einen verlorenen Punkt gibt es also bei jedem Unentschieden, mindestens.

Die Kölner stehen im Tabellenkeller, weil sie zu selten gewinnen

Es mag wie eine Binse klingen, doch bleibt festzuhalten, dass die Kölner vor allem so tief im Schlamassel stecken, weil sie zu wenige Spiele gewinnen. Zweimal gingen sie am Samstag in Führung und konnten doch nicht gewinnen. Das passiert den Kölnern zu oft in dieser Saison. Elfmal in 25 Partien gingen sie in Führung. Gewinnen konnten sie nur dreimal. Ein schlechtere Quote hat nur Mainz 05, was eine gute Nachricht ist. Denn mit den Rheinhessen duelliert sich Köln um den Relegationsplatz.

Mainz verlor am Samstag 1:8 beim FC Bayern und damit mehr als nur einen Punkt im Fernduell um die Existenz. Denn das Mainzer Torverhältnis ist nun ebenfalls ramponiert, wenngleich der begrenzte Wert des 3:3 in Mönchengladbach für Köln an der Tabelle gut ablesbar ist: Mit einem Sieg wäre der FC vier Punkte plus Torverhältnis vor Mainz gewesen. So sind es nur zwei – mit einem Sieg am kommenden Wochenende daheim gegen Bochum wäre die Mannschaft von Trainer Bo Henriksen im Falle einer Kölner Niederlage am Freitag gegen Leipzig auf dem Relegationsplatz.

Dennoch war das 3:3 auch ein Erfolg, denn zwischenzeitlich hatte Köln tief in den Abgrund geblickt. Doch die junge Elf steckte den Rückschlag weg, und was so außerordentlich war am Auftritt im tobenden Nordpark: Die Schlussviertelstunde war nicht geprägt von verzweifeltem Kölner Anrennen. Im Gegenteil blieb die Mannschaft bei sich und profitierte dabei wohl auch von der Ruhe, die ihr Trainer in der Hitze des Derbys ausstrahlte. Es ist diese Kontrolle, die den Ausgleich brachte und die weiter Hoffnung macht. Schon in der Vorwoche verlor Köln trotz langer Unterzahl nur 0:2 gegen Leverkusen. Das hätte schlimmer enden können.

Die emotionale Stabilität der Mannschaft könnte ein entscheidender Faktor im Kampf um den Klassenerhalt werden. Zunächst am letzten Aprilwochenende beim direkten Duell in Mainz. Und notfalls in der Relegation.

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