FC-Legende BanachDarum kochen die Emotionen ums Gedenkspiel hoch

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Maurice Banach im Spiel im August 1991 gegen die Stuttgarter Kickers

Maurice Banach im Spiel im August 1991 gegen die Stuttgarter Kickers

32 Jahre nach Maurice Banachs Tod organisiert der 1. FC Köln ein Benefizspiel zugunsten seiner Familie. Die Umstände polarisieren.

Als der 1. FC Köln in dieser Woche mitteilte, dass ein Termin für das Benefizspiel zu Ehren des im November 1991 verstorbenen Maurice Banach gefunden sei, zeigte sich einmal mehr die Emotionalität, mit der das Thema nach mehr als 30 Jahren noch verbunden ist.

In der anstehenden Länderspielpause wird Steffen Baumgarts Mannschaft am 23. März zum Gedenken an den im Alter von 24 Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Profi im Franz-Kremer-Stadion gegen den belgischen Erstligaklub VV St. Truiden spielen.

Damit hält der Verein zwar sein Versprechen. Angekündigt war vor zwei Jahren allerdings ein Spiel im Rhein-Energie-Stadion, man hoffte auf 50.000 Zuschauer und eine sechsstellige Einnahme. Die Ansetzung sorgte nun für Kritik in den Sozialen Netzwerken. Ein Testspiel sei kein angemessener Rahmen. Doch hat der Versuch des Gedenkens eine lange Geschichte. Und wie so oft sind die Dinge nicht so einfach, wie sie sich auf den ersten Blick zu präsentieren scheinen.

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Horst Heldt schloss Vertrag mit Banachs Familie

Vor zwei Jahren amtierte als Geschäftsführer am Geißbockheim Horst Heldt, der einst mit Maurice Banach für den FC spielte. „Uns ist wichtig, mit dem Gedenkspiel zu Ehren von Mucki ein weiteres Zeichen der Unterstützung an seine Familie zu senden. Wir hoffen auf ein ausverkauftes Stadion und möglichst hohe Erlöse zugunsten von Muckis Familie. Deshalb werden wir das Spiel erst terminieren, wenn wieder 50.000 Menschen ins Stadion kommen können“, erklärte Heldt damals.

Der 1. FC Köln schloss damals mit Banachs Witwe Claudia Weigl-Banach einen Vertrag über ein Spiel unter Beteiligung der FC-Profis im Rhein-Energie-Stadion. Dass die FC-Verantwortlichen eine solche Vereinbarung mit Weigl-Banach überhaupt schlossen, lag daran, dass der Verein etwas gutzumachen hatte: Im März 2021 teilte der FC-Vorstand mit, „die Versöhnung mit der Familie von Mucki Banach“ sei dem Verein ein großes Anliegen. Daher werde man „zusätzlich zu den laufenden Hilfen“ ein Spiel veranstalten. Mit den „laufenden Hilfen“ war offenbar ein fünfstelliger Vorschuss gemeint, den der Klub schon im Jahr 2021 an die Familie Banach überwies.

„Kurz nach Muckis schrecklichem Unfall hat dessen Frau Claudia, die sehr jung plötzlich ganz allein mit zwei kleinen Kindern dastand, vom FC offenbar nicht die Unterstützung erfahren, die sie sich gewünscht hätte. Wir wollen alles geben, um diese offene Wunde endlich zu schließen“, teilten Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich damals in einem Brief an die Mitglieder mit.

Mit der vorsichtigen Formulierung umschrieb der FC-Vorstand damals das Versagen seiner Vorgänger, die sich nach Banachs Tod unsäglich verhalten hatten. Der Verein hatte den Spieler versichert, doch von der Prämie zahlte man nur einen kleinen Teil an die Witwe aus. „Ich müsse mir ja keinen neuen Mann kaufen, der FC aber einen neuen Spieler“, habe FC-Geschäftsführer Wolfgang Schänzler ihr damals gesagt, sagte Claudia Weigl-Banach einmal im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

3203,30 D-Mark Prämie für Banachs Witwe

Auch die Hoffnung auf eine andere Geldquelle erfüllte sich nicht: Am Ende der Saison hatte sich der FC für den Uefa-Pokal qualifiziert. Frank Ordenewitz, Banachs Kollege im Kölner Angriff, wies Claudia Banach darauf hin, dass ihr die Prämie dafür zustand. Maurice Banach hatte schließlich 18 Spiele lang seinen Beitrag zur Qualifikation geleistet.

Aber statt die Prämie zu überweisen, schickte der FC eine Kostenaufstellung: Für seine Unterschrift in Köln hatte Banach ein Handgeld erhalten – keine Millionensumme wie heute üblich. Sondern einen Einkaufsgutschein fürs Möbelhaus, um einen Haushalt zu gründen. Von den 45.500 Mark Prämie zog der Klub deshalb drei Jahre später 40.336 Mark und 60 Pfennige ab, für die Möbel und acht Monatsmieten für das Haus in Dansweiler. Nach Steuern blieben Claudia Banach 3203,30 Mark, „über diesen Betrag haben wir einen Verrechnungsscheck beigefügt. Außerdem übersenden wir Ihnen die Lohnsteuerkarte 1992“, schrieb Schänzler, der Claudia Banach „weiterhin alles Gute“ wünschte.

Ich weiß, dass er hier sehr beliebt war. Wir werden alles dafür tun, dass es ein vernünftiger Rahmen wird
Steffen Baumgart

Claudia Banach zog damals mit den Söhnen zurück in die Wohnung ihrer Eltern nach Münster. Sie arbeitete in der Taxizentrale, fünf Mark die Stunde. Nebenher ging sie putzen. Schwierige Zeiten waren das, die heute nicht mehr gutzumachen sind. Dennoch spricht es für den Verein, sich für den Spieler einzusetzen.

Mit dem Ende der Pandemie nahm die Planung eines Spiels neue Fahrt auf. Doch die Terminfindung gestaltete sich schwierig. Das Rhein-Energie-Stadion ist gut gebucht; im vergangenen Winter spielten die Kölner Haie dort, kurz vor Weihnachten fand zudem „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ in Müngersdorf vor ausverkauften Rängen statt. Im Sommer hatte der Verein seine liebe Mühe, das mit Partner Telekom groß angelegte Spiel gegen den AC Mailand zu terminieren, weil im Stadion mehrere Open-Air-Konzerte stattfanden.

Zudem war die Gegnersuche schwierig. Für die Partie in der Länderspielpause in diesem März fragten die Kölner dem Vernehmen nach Banachs Ex-Vereine an. Doch Borussia Dortmund sagte ab. Preußen Münster und die SG Wattenscheid konnten nicht, weil für beide Vereine trotz der Länderspielpause der Spielbetrieb in der Regionalliga weiterläuft.

Weil im Rhein-Energie-Stadion wegen der hohen Kosten erst ab etwa 25.000 Zuschauern ein Gewinn zu erzielen ist, entschieden sich Verein und Claudia Weigl-Banach, die Partie im Franz-Kremer-Stadion auszutragen. Das Risiko eines finanziellen Verlusts wollten Verein und Banachs Familie nicht eingehen. So kam es zum Kompromiss. Das Franz-Kremer-Stadion sei „der perfekte Rahmen“, teilte Claudia Weigl-Banach nun mit, sie sei dem FC-Vorstand dankbar.

Steffen Baumgart kündigte bereits an, die Partie zum Erfolg zu machen. „Ich weiß, dass er hier sehr beliebt war. Wir werden alles dafür tun, dass es ein vernünftiger Rahmen wird“, sagte der FC-Trainer. Die Partie findet am 23. März um 18 Uhr statt, am Freitag begann der Vorverkauf, das Stadion im Grüngürtel fasst rund 5500 Zuschauer. Die Nachfrage am Freitag war vielversprechend, hieß es aus dem Verein.

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