Nach heftigem ZwischenfallKölns Torhüter Pentke meldet sich aus der Klinik

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Torwart Philipp Pentke vom 1. FC Köln hat sich im Training offenbar schwerer verletzt.

Torwart Philipp Pentke vom 1. FC Köln hat sich im Training offenbar schwerer verletzt.

Der Ersatzkeeper des FC wurde noch auf dem Trainingsplatz mit dem Krankenwagen abtransportiert.

Eine äußerst unglückliche Aktion, ein lauter Schrei, Tränen und auf jeden Fall große Aufregung und eine kurze Schreckstarre: Einen auf den ersten Blick derart heftigen Vorfall im Training des 1. FC Köln wie am Mittwoch hat es am Geißbockheim wohl seit Ewigkeiten nicht mehr gegeben.

Ersatztorhüter Philipp Pentke war auf dem Trainingsplatz über den Deckel einer Tor-Verankerung gerutscht und unglücklich an diesem hängengeblieben. Der 38-Jährige schrie sofort laut auf.

Dann wurde es hektisch: Erst eilte Teamkollege Marvin Schwäbe mit dem Medizinkoffer herbei, dann folgten die Betreuer, Teamkollegen und Trainer Steffen Baumgart. Pentke wurde minutenlang behandelt, vergoss Tränen. Ein Notarzt samt Krankenwagen wurde alarmiert, die wenige Minuten später auch eintrafen.

1. FC Köln: Krankenwagen fährt zum Abtransport auf den Platz

Nach der Erstversorgung auf dem Rasen wurde Pentke unter dem Applaus der Fans per Trage in den Rettungswagen verladen, der sofort die Mediapark-Klinik ansteuerte. Danach wurde das Training fortgesetzt, doch einige Augenzeugen brauchten etwas, um sich wieder zu sammeln.

Der erste Schock beim Tabellenletzten war vier Tage vor dem so wichtigen Derby gegen Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 15.30 Uhr) groß. Auch Schwäbe, für gewöhnlich einer der seelenruhigsten und besonnensten im Team, hatte der Vorfall mitgenommen. Großartig darüber sprechen wollte der 28-Jährige, der zuvor mit seinem Keeper-Kollegen in der Kleingruppe trainiert hat, indes nicht. „Eine Verletzung ist nie schön. Wir wissen nicht, wie es aussieht, wir warten auf Infos und dann schauen wir weiter“, sagte der Stammtorhüter.

Baumgart: „Das sah erst übel aus, wir sind froh, dass es nicht schlimmer ist“

Diese Informationen folgten ein paar Stunden später: Pentke hatte Glück im Unglück, die Folgen waren glimpflicher als erst befürchtet. Der Torhüter, der nach dem Weggang von Timo Horn erst gegen Ende der Sommertransferperiode verpflichtet worden war und zuletzt bei der TSG Hoffenheim unter Vertrag gestanden hatte, zog sich eine Fleischwunde unter dem rechten Knie zu, die bereits in der Mediapark-Klinik gesäubert und genäht wurde. Der Senior im Team zog sich keine weiteren Verletzungen zu.

„Im ersten Moment sah das übel aus. Deshalb sind wir sehr froh, dass es nicht schlimmer ist. Trotzdem tut es mir leid für den Jungen, wir wünschen ihm schnelle, gute Besserung“, zeigte sich FC-Trainer Steffen Baumgart erleichtert.

Pentke meldet sich aus der Klinik: „Bin zusammengeflickt worden“

Pentke meldete sich mittlerweile aus der Mediaparkklinik, postete auf Instagram ein Foto aus dem Krankenbett und zeigte mit seiner linken Hand das Victory-Zeichen. Der Torhüter schrieb, er sei „wieder zusammengeflickt“ worden. „Ich hatte sehr viel Glück, alles ist gut verlaufen“, so der Routinier weiter, der am Sonntag von Matthias Köbbing vertreten wird, der vorläufig die neue Nummer zwei hinter Schwäbe ist.

Pentkes Mannschaft muss nach dem desaströsen Start mit nur einem Punkt aus sieben Ligaspielen die Trendwende im Derby einleiten. Eine Hoffnung: Erzrivale Gladbach tritt nach dem personellen Umbruch auch noch nicht wirklich stabil auf. Borussia hat nach sieben Spieltagen sechs Punkte auf dem Konto, das sind halb so viele wie in der Vorsaison unter Daniel Farke zum gleichen Zeitpunkt. Zuletzt zeigte die Fohlenelf aber aufsteigende Form. Insbesondere auf fremden Plätzen: Gladbach ist als eine von fünf Bundesliga-Mannschaften in dieser Saison auswärts noch ungeschlagen und holte sogar fünf seiner sechs Punkte auf fremden Plätzen. Der FC hingegen verlor saisonübergreifend die jüngsten vier Bundesliga-Heimspiele allesamt.

Marvin Schwäbes tolle Erinnerungen: FC-Debüt mit Derby-Sieg

„Der komplette Fokus liegt jetzt auf dem Derby. Ein Derby ist für die Stadt, für die Fans, für den Klub, für die Mannschaft, für alle ein besonderes Spiel. Es ist nochmal ein anderes Feeling innerhalb der Mannschaft vor so einem Derby“, sagte Schwäbe, der es für wenig sinnvoll hält, den vergebenen Chancen in den Spielen zuvor nachzutrauern: „Der Fokus liegt auf dem, was vor uns ist. Es nützt nichts, darüber nachzudenken, wo wir aktuell in der Tabelle stehen oder wie viele Punkte wir haben.“

Schwäbe jedenfalls hat ganz gute Erinnerungen an den Gegner vom Niederrhein. Im Derby gegen Gladbach kam der Torhüter am 27. November 2021 zu seinem Debüt für den 1. FC Köln. Damals war der langjährige Stammtorhüter Horn zum ersten Mal seit 80 Bundesligaspielen verletzungsbedingt ausgefallen. Sein bisheriger Stellvertreter Schwäbe, der zu Saisonbeginn von Brondby IF aus Kopenhagen nach Köln gewechselt war, nutzte seine Chance in seinem ersten Bundesligaspiel überhaupt und feierte mit seiner Mannschaft einen sagenhaften 4:1-Sieg.

Im Anschluss kam es zur Wachablösung im Kölner Tor, spätestens seit Anfang 2022 ist Schwäbe zwischen den Pfosten gesetzt. „Ich denke immer gerne an dieses Spiel zurück. Das war sehr schön, ein Derbysieg vor den Heimfans – besser geht's nicht“, erinnerte sich der Keeper, der am Sonntag auf ähnliche Glücksgefühle vor vollen Rängen hofft: „Es gilt alles daran zu setzen, dieses Derby zu gewinnen.“

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