Kommentar zum 1. FC KölnSelten so chancenlos: Der FC muss gegen andere Gegner schnell die Kurve bekommen

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Spieler des 1. FC Köln diskutieren nach der Pleite in Leverkusen.

Die Kölner Timo Hübers (r.) und Davie Selke (M.) diskutieren nach der Pleite in Leverkusen.

Der FC steht nach sieben Spieltagen als Tabellenletzter bereits stark unter Druck.

Sicher, Bayer 04 Leverkusen ist nicht die Kragenweite des 1. FC Köln. Ist aktuell kein Maßstab für die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart, denn die Werkself ist nicht nur anders besetzt, sondern tritt auch anders auf. Wie im Rausch. Beinahe virtuos.

Doch selten war der 1. FC Köln so chancenlos im Nachbarschaftsduell wie am Sonntagnachmittag. Mehr noch: Der Begriff sang- und klanglos muss aus Kölner Sicht wohl seit 17.23 Uhr neu definiert werden. Denn hätte Marvin Schwäbe nicht wie ein Teufelskerl gehalten – der FC hätte sich über fünf, sechs oder gar sieben Gegentore nicht beschweren dürfen. Sein einziger Fehlgriff war später einer der verbalen Art. „Wir haben kein schlechtes Spiel gezeigt“, sagte Schwäbe – und lag damit daneben.

„Diese Mannschaft und dieser Kader haben absolut das Zeug, um in der Bundesliga zu spielen“, hatte FC-Sportgeschäftsführer Christian Keller vor dem Anpfiff betont. 

Hoffentlich täuscht sich der Sportchef da mal nicht. Denn mit einem Punkt von möglichen 21 und nur vier eigenen Toren kommt man für gewöhnlich auch nicht in die Champions League. Sondern ganz woanders hin. Dort, wo man sich in Köln nicht mehr wähnte.

Was macht dem 1. FC Köln jetzt Hoffnung?

Fakt ist: Der FC muss schleunigst die Kurve bekommen – am besten direkt nach der Länderspielpause im Derby gegen Gladbach. Denn in der aktuellen Verfassung wird es wohl kaum zum Klassenerhalt reichen. Selbst die Aufsteiger Heidenheim und Darmstadt, die der FC auf jeden Fall hinter sich lassen will, haben jeweils bereits sieben Punkte auf dem Konto. Gegen Gladbach brauchen die Kölner aber mehr Feuer. Sie sollen nicht unfair spielen, aber es auch nicht über sich ergehen lassen. Ein Kölner sah in Leverkusen die Gelbe Karte: der Trainer – wegen Meckerns.

Was macht Hoffnung? Es kommen auch wieder andere Gegner auf die Kölner zu als die derzeit famosen Leverkusener. Die Aussicht, dass in absehbarer Zeit einige verletzte Spieler zurückkehren und hoffentlich bisherige Leistungsträger wie Florian Kainz oder Dejan Ljubicic ihre Form wiederfinden. Und der Faktor Steffen Baumgart, der bereits in den vergangenen beiden Spielzeiten viel mehr aus dem Kader holte und auch deshalb noch viel Kredit hat. Der aber auch kein Zauberer ist und nur mit den Spielern arbeiten kann, die ihm zur Verfügung gestellt worden sind. Und der bei einem 0:2-Zwischenstand im Derby dann mal eben den gerade 19 Jahre alt gewordenen Verteidiger Max Finkgräfe einwechselt.

Sicher, die Saison ist noch recht jung, gleich 27 Spiele gilt es noch zu absolvieren. Und die aktuelle Situation ist mit der aus der Abstiegssaison 2017/18 nicht unbedingt vergleichbar. Doch der FC sollte schleunigst damit beginnen, das Punktekonto zu füllen. Denn nach solchen Negativläufen kann eine Eigendynamik entstehen, die irgendwann nicht mehr zu stoppen ist. Vor allem auch mental nicht mehr. Diese bittere Erfahrung haben die Kölner schließlich in der jüngeren Vergangenheit selbst machen müssen.

KStA abonnieren