1. FC KölnEndspiel gegen Mainz vor der Brust, Alternativen zu Gisdol im Blick

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FC-Trainer Markus Gisdol muss mit seiner Mannschaft am Sonntag das Keller-Duell gegen den FSV Mainz 05 gewinnen.

Köln – Ist es despektierlich, über Nachfolge-Kandidaten für einen Trainer zu sprechen, wenn der aktuelle noch im Amt ist? Im Fall des 1.FC Köln kann man die Frage mit  einem Nein beantworten. Denn Markus Gisdol ist in viele Szenarien eingeweiht. Der FC-Coach und sein Vorgesetzter, Sportchef Horst Heldt, unterstreichen stets ihr gutes, offenes Verhältnis. Und deshalb weiß Gisdol, dass sein Job erneut  an einem seidenen Faden hängt. Er weiß zudem, dass er mit seinem Team am Sonntag (18 Uhr) das Kellerduell gegen Mainz  gewinnen muss – andernfalls würde der Verein die Reißleine ziehen. Die Partie ist aber nicht nur ein Endspiel für Gisdol, sondern es ist auch eines um die FC-Zukunft. Sollte Mainz gewinnen, hätten sie fünf Punkte Vorsprung vor Köln.

Die FC-Bosse müssen im Kampf um den Klassenerhalt alles versuchen und sondieren den Trainer-Markt. Doch sie legen auch Wert darauf, dass in der Personalie noch nichts beschlossen ist. Wie reagiert der FC, wenn  Gisdol  doch  noch die Kurve bekommt und im zweiten Jahr in Folge den Klassenerhalt erreicht? Auch  dann würde viel für eine Trennung sprechen, aber ein Fakt ist das noch nicht. Zu Heldts Aufgaben gehört es, Kontakt zu möglichen Nachfolgern aufzunehmen. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ nennt aussichtsreiche Kandidaten.

Thorsten Fink

Der 53-Jährige absolvierte als defensiver Mittelfeldspieler nicht nur 367 Bundesligaspiele und 51 in der Champions League (für Bayern), er hat auch als Trainer viel Erfahrung. Durch seine Engagements beim Hamburger SV, dem FC Basel oder Austria Wien  kennt sich Thorsten Fink mit unruhigen Traditionsklubs aus.

Alles zum Thema Peter Stöger

Seine bisher letzte Station war bis September 2020 Vissel Kobe. In Japan trainierte Fink nicht nur das Kölner Fußball-Idol Lukas Podolski, sondern auch Altstars wie Andrés Iniesta und  David Villa. Aus familiären Gründen kehrte Fink nach Deutschland zurück, mittlerweile lebt er wieder in München. Nach achtjähriger Abstinenz liebäugelt der Ex-Profi nun  mit einer Rückkehr in den deutschen Profi-Fußball.

Informationen dieser Zeitung decken sich mit denen  des „Express“, wonach die FC-Verantwortlichen Kontakt zu Fink aufgenommen haben und offenbar sogar schon erste Verhandlungen führten. Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagt Fink: „Der 1. FC Köln ist ein interessanter Traditionsverein, ein guter Klub, aber ich möchte mich auch aus Respekt gegenüber dem aktuellen FC-Trainer Markus Gisdol nicht an Spekulationen beteiligen.“

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War bis September 2020 bei Vissel Kobe tätig: Thorsten Fink

Offenbar kann sich Fink die Aufgabe unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit des FC vorstellen. Er  sähe sich nicht als klassischer „Feuerwehrmann“, sondern  als längerfristige Lösung. „Ich habe bewiesen, dass ich Teams kontinuierlich entwickeln kann. Mein Traum ist es aber, langfristig bei einem Verein zu bleiben“, sagte Fink zuletzt bei Sport1. Er habe genügend Erfahrungen  sammeln können und sei „in der Blüte meines Trainer-Lebens. Ich habe jetzt die Gelassenheit, gewisse Dinge hinzunehmen, die sich nicht ändern lassen, aber auch die nötige Power, um Dinge zu ändern.“

Friedhelm Funkel

In sagenhaften 906 Pflichtspielen stand  Friedhelm Funkel als Trainer im Profifußball an der Seitenlinie, davon  510 Partien   in der Bundesliga. Eigentlich hatte der 67-jährige Neusser nach seiner überraschenden Beurlaubung bei Fortuna Düsseldorf Ende Januar 2020 seine Trainerkarriere schon beendet, doch Corona brachte auch seine Lebensplanung durcheinander. Statt Fernreisen mit seiner Frau Anja nach Neuseeland oder Kanada kann er sich nun doch eine Rückkehr auf die Trainerbank vorstellen – wenn auch nur als Interimslösung.

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Friedhelm Funkel hatte nach seinem überraschenden Aus Anfang 2020 bei Fortuna Düsseldorf seine Trainerkarriere schon beendet. Eigentlich...

Der 1. FC Köln hat bereits in der Woche vor dem Heimspiel gegen Dortmund bei Funkel angeklopft, ob dieser im Fall der Fälle beim FC einspringen  könnte. Für die Verantwortlichen wäre er die A-Lösung, die mit einem klaren Ende definiert ist. Sein Auftrag wäre es, den FC zu retten. Dann würde ein neuer Trainer übernehmen. Funkel, so war zu erfahren, signalisierte seine Bereitschaft. Denn der FC ist für ihn nicht irgendein Klub: Von Februar 2002 bis Oktober 2003 war er schon mal der Cheftrainer am Geißbockheim. Ohne Zweifel wäre er damals gerne länger im Amt geblieben. Funkel hat ohnehin eine große Köln-Affinität. Er würde sich mit Verve in die neue, kurze Aufgabe stürzen.

Steffen Baumgart

Der frühere Bundesliga-Stürmer des FC Hansa Rostock brachte das Kunststück fertig, mit dem SC Paderborn den Durchmarsch von der Dritten Liga in die Bundesliga zu schaffen. Nach dem Abstieg läuft die aktuelle Saison allerdings nicht nach Wunsch des ehrgeizigen 49-Jährigen. Die Ostwestfalen dümpeln im Mittelfeld herum, die finanziellen Möglichkeiten sind arg begrenzt. Baumgart ließ bisher Möglichkeiten verstreichen, seinen am 30. Juni auslaufenden Vertrag zu verlängern.

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Steffen Baumgart gelang mit dem SC Paderborn der Durchmarsch von der Dritten Liga in die Bundesliga.

Der Norddeutsche gilt als sehr ehrgeizig und als Motivator, der  stets emotional am Spielfeldrand agiert. So geriet er auch ins Blickfeld größerer Klubs – wie des 1. FC Köln. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete bereits, dass Baumgart als Kandidat am Geißbockheim gilt. Sein Berater wollte auf Anfrage dieser Zeitung dies nicht kommentieren.

Peter Stöger

Es ist kein Geheimnis, dass sich Peter Stöger ligaunabhängig eine Rückkehr zum FC vorstellen kann, für den er von Sommer 2013 bis Ende 2017 tätig war – und zwar lange Zeit sehr erfolgreich. Und einige seiner Fürsprecher im Verein sehen das offenbar auch so. Deshalb fühlten sie jüngst beim 54-Jährigen vor, der allerdings erst ab dem Sommer verfügbar wäre. Denn derzeit ist Stöger in Personalunion Trainer und Sportvorstand bei seinem Heimatklub Austria Wien. Sein Vertrag läuft am 30. Juni aus, dass er verlängert, ist eher  unwahrscheinlich. Stöger hadert mit der Diskrepanz zwischen den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Zielsetzung des strategischen Partners, der georgischen Insignia-Gruppe.

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Peter Stöger war von Sommer 2013 bis Dezember 2017 Trainer des FC, derzeit ist er Sportvorstand und Coach bei Austria Wien.

FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle könnte sich ebenso wie Sportchef Heldt ein Comeback von Stöger vorstellen, doch im Gemeinsamen Ausschuss soll es auch Skepsis geben. Zwar passte der sympathische Wiener lange Zeit wie die Faust aufs Auge zum FC, doch als er entlassen wurde, war das Team mit nur drei Punkten abgeschlagen Letzter. Es gäbe zudem einiges aufzuarbeiten: Die Begleitumstände von Stögers Ende in Köln waren unschön. Nach niveaulosen, diskreditierenden Fan-Gesängen und den aus seiner Sicht zu späten Reaktionen einiger Gremiumsmitglieder darauf beendeten Stöger und seine Lebensgefährtin Ulrike Kriegler 2019 ihre FC-Mitgliedschaft.

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