„Es war schon schmerzhaft für uns“Florian Kainz spricht über den Trainerwechsel und die Kölner Lage

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Kölns neuer Trainer Timo Schultz (r.) und Kapitän Florian Kainz lachen beim Training.

Gut gelaunt: der neue Kölner Trainer Timo Schultz (r.) und Kapitän Florian Kainz

FC-Kapitän Florian Kainz führt die Mannschaft in einer schwierigen Zeit, das ist kein Geheimnis. Trotzdem will er „nach vorne blicken“

Timo Schultz leitete am Mittwoch bei eisigen Temperaturen seine mittlerweile fünfte Trainingseinheit am Geißbockheim, nur zwei hat der neue Cheftrainer des 1. FC Köln dann noch, bevor es am Samstag (15.30 Uhr) mit dem wegweisenden Heimspiel gegen Aufsteiger Heidenheim zu seinem Debüt auf der Kölner Trainerbank kommt. Und weil für den Tabellenvorletzten der Bundesliga bereits so viel auf dem Spiel steht, hat sich die aktive Fanszene zum Abschlusstraining am Freitag ab 14 Uhr angekündigt. Ihr Motto: „Es wird nicht resigniert.“

Nach dem sportlichen Absturz, der Trennung des populären Cheftrainers Steffen Baumgart und des fatalen Cas-Urteils will man sich beim FC keinesfalls in sein Schicksal fügen, stattdessen fest zusammenstehen und Zuversicht demonstrieren. Diese Herangehensweise ist wohl auch die einzige Chance des Bundesligisten, den es schwer zerrüttet hat. Das sieht Florian Kainz nicht wirklich anders. Mit dem „frischen Wind“, den Schultz seit einer Woche beim FC hereinbringe, wolle die Mannschaft nun „nach vorne blicken und positiv auf die Zukunft schauen“, sagte Kainz.

Kölns Trainer Steffen Baumgart (l.) umarmt seinen Kapitän Florian Kainz.

Kölns Ex-Trainer Steffen Baumgart (l.) hatte Florian Kainz zum FC-Kapitän benannt.

Der 31-Jährige war am Mittwoch der erste Spieler, der öffentlich Stellung zur Situation beim Bundesligisten bezog. Kainz ist schließlich auch der Kapitän der Kölner, da darf man das schon mal verlangen. Baumgart hatte den Mittelfeldspieler Ende Juli zum neuen Spielführer benannt, Kainz trat das schwere Erbe von Jonas Hector an, der seine Karriere beendet hatte. Und unter Baumgart war der Österreicher auch zum unumstrittenen Leistungsträger avanciert.

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Und weil das alles so war, fiel Kainz die Rückschau auch nicht leicht: „Es ist kein Geheimnis, dass ich mit dem Trainer ein gutes Verhältnis gehabt habe. Es war schon schmerzhaft für uns. Gerade für die Spieler, die jetzt zweieinhalb Jahre mit ihm zusammengearbeitet haben. Wenn man mit jemanden jeden Tag zusammen ist, ein gutes Verhältnis hat und viele schöne Momente erlebt hat – das ist für mich noch schwer.“ Allgemein sei das Aus für den ein oder anderen Spieler „schwer zu verdauen“ gewesen ist, so Kainz. Etwa für Davie Selke, der Stürmer hatte den Abgang von Baumgart sogar als die „schmerzhafteste Niederlage“ bezeichnet.

1. FC Köln: Routinier Kainz kennt die Mechanismen des Geschäfts

Doch Kainz ist lange genau dabei, um ganz genau zu wissen, wie das Geschäft läuft. „Wir haben es nicht geschafft, in den letzten Spielen die Leistung auf den Platz zu bringen und Punkte einzusammeln. Dann ist es leider so gekommen“, sagte Kainz. Dass am Tag der Baumgart-Trennung auch noch das CAS-Urteil über den FC hereingebrochen war, sei „nicht einfach“ für die Köpfe der Spieler gewesen. „Der ein oder andere Spieler hat schon ein paar Tage gebraucht, um das Ganze zu verdauen. Doch ich habe nach dem Urlaub nicht das Gefühl, dass jetzt noch jemand mit der Situation zu hadern hat. Alle gehen es jetzt positiv an“, blickte Kainz nach vorne.

Doch nicht nur hinter der Mannschaft, auch hinter dem Österreicher liegt eine ganz schwierige Hinrunde. Kainz konnte nicht an die starken Leistungen aus der vergangenen Saison anknüpfen. Zwar übernahm er bei drei (verwandelten) Elfmeter Verantwortung, doch aus dem Spiel heraus gelangen ihm in der Bundesliga kein Treffer und keine Torvorlage. Das war in der Vorsaison noch anders, nach 32 Einsätzen standen für ihn starke sechs Tore und zehn Torvorlagen zu Buche.

In den letzten Wochen unter Baumgart hatte Kainz keine feste Position mehr, er wurde nahezu überall im Mittelfeld eingesetzt. Dies wirkte am Ende fast wie hilflose Maßnahmen von Baumgart, die auch verpufften, mit der sich Kainz dennoch irgendwie arrangieren konnte: „Es ist nicht so, dass ich sage, ich will nicht auf der Sechs spielen oder ich will nicht auf der Zehn spielen.“ Auch unter Schultz bleibt Kainz Kapitän. Allerdings hat der Offensivspieler jetzt seine alte Rolle auf der linken Außenbahn zurück, das machte der neue FC-Coach bereits nach dem Testspiel in Essen (4:4) deutlich: „Florian hat seine größten Stärken, wenn er von der linken Seite nach innen ziehen kann, wenn er selber torgefährlich werden und seine Mitspieler in Szene setzen kann.“ Kainz würde das nach den Gesprächen mit dem neuen Trainer ohnehin begrüßen: „Wenn der Trainer mich auf links sieht, versuche ich da meine Stärken einzubringen.“

Kaum zurück, muss Dejan Ljubicic vorzeitig aus dem Training einsteigen

Ein größeres Problem hat Schultz in seiner 4:1:3:2-Grundordnung wohl auch eher im Zentrum oder auf der rechten Seite. Dejan Ljubicic dürfte ihm am Samstag nicht zur Verfügung stehen. Der 26-Jährige, gerade erst nach Erkrankung zurückgekehrt, musste am Mittwoch bereits nach einer Stunde aus dem Training aussteigen. Nach kurzer Behandlung auf dem Platz ging es für den Österreicher, der ohnehin noch einen Fitness-Rückstand aufweist, vorzeitig in die Kabine.

Die feste Position ist für Kainz aber nicht die einzige Änderung unter dem neuen Trainer. Schultz sehe „gewisse Sachen“ anders, auch von den Abläufen habe sich einiges verändert, befand der Nationalspieler. „Der neue Trainer will schon eine Balance finden zwischen hoch pressen und auch mal was tiefer stehen. In den vergangenen zweieinhalb Jahren war das hohe Pressing unsere Stärke. Das intensive Anlaufen wollen wir uns natürlich beibehalten.“ Klar sei aber, dass nicht alles auf Anhieb von der einen auf die andere Woche funktioniere.

Doch einiges muss bereits gegen Aufsteiger Heidenheim klappen, der mit 20 Punkten bereits doppelt so viele Punkte wie die Kölner gesammelt hat. Der Druck auf den FC ist bereits immens. Kainz weiß das: „Das ist ein ganz wichtiges Spiel für uns. Natürlich von der Tabelle her. Dazu kommt die Gesamtsituation um die Stimmungslage.“ Doch der Kapitän fügte sogleich an, dass auch nach dem Jahresauftakt noch 17 weitere Liga-Spiele zu absolvieren seien: „Samstag wird noch nicht der Klassenerhalt entschieden.“

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