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FC-Leihgabe Katterbach„Ich würde mich gerne in Köln noch einmal beweisen“

Lesezeit 5 Minuten
Noah Katterbach trägt das blau-rote Trikot des FC Basel und nimmt den Ball an der Seitenlinie an.

Noah Katterbach (21) im Trikot des FC Basel.

Noah Katterbach ist deutscher U21-Nationalspieler und hat 14 Jahre lang für den 1. FC Köln gespielt. Im Interview spricht er über seinen Karriereknick in Köln, Steffen Baumgart und die neue Zeit beim FC Basel.

Herr Katterbach, war das U-21-Länderspiel gegen Italien nach der strapaziösen Hinrunde eher eine zusätzliche Belastung oder eine Gelegenheit, Spielpraxis und weiteres Selbstvertrauen zu sammeln?

Da wir in Basel ohnehin noch bis zum 13. Dezember weitertrainieren, war das keine zusätzliche Belastung. Ich bin immer glücklich, wenn ich nominiert werde und dann auch zum Einsatz komme. Wir hatten einen sehr guten, sechstägigen Lehrgang und ein erfolgreiches Spiel gegen einen Top-Gegner wie Italien. Mit dem Sieg hatten wir einen gelungenen Jahresabschluss.

Wie beurteilen Sie die Hinrunde beim FC Basel?

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Platz fünf ist natürlich nicht unser Anspruch. Der FC Basel ist der größte Klub der Schweiz, da musst du immer um die Meisterschaft mitspielen oder zumindest oben dabei sein. Uns hat eindeutig die Konstanz gefehlt. Der Verein ist insgesamt im Umbruch. In Basel herrscht schon großer Druck durch die Fans und Medien. Das liegt natürlich auch an der erfolgreichen Vergangenheit des Vereins, beim 1. FC Köln kennt man das ja auch. Wir haben natürlich selbst einen hohen Anspruch, aber dieser Druck ist auch nicht immer förderlich. Allgemein erhofft man sich in dem Geschäft manchmal mehr Geduld.

Sie sind in der Hinrunde insgesamt in 16 Pflichtspielen für Basel zum Einsatz gekommen, haben in der Liga aber nur 395 Minuten absolviert. Was waren die Gründe dafür?

Natürlich bin ich mit meinen Einsatzzeiten nicht zufrieden. Und wenn ich zum Einsatz gekommen bin, dann habe ich meine Chance auch genutzt. Aber im Fußball hat man als Spieler nicht immer auf alles einen direkten Einfluss.

Sie sind jetzt knapp ein Jahr beim FC Basel. Haben Sie sich fußballerisch weiterentwickeln können?

Davon bin ich überzeugt. Vor allem an meinem Defensivverhalten habe ich viel gearbeitet und mich weiterentwickeln können. Ich bin deutlich stabiler geworden. Auch mental habe ich noch einmal einen Schritt nach vorne machen können.

Nach fast 14 Jahren beim 1. FC Köln war der Wechsel auch privat eine Umstellung.Was hat sich alles verändert?

Natürlich war das eine Umstellung. Das war mein erster Vereinswechsel, und ich bin zum ersten Mal wirklich von Zuhause und aus meinem Umfeld weggezogen. Natürlich war es ein Vorteil, dass in Basel Deutsch gesprochen wird und sich auch die Kultur nicht großartig von der in Deutschland unterscheidet. Ich kann schon jetzt sagen, dass ich durch den Wechsel selbstständiger und reifer geworden bin. Meine Freundin hat mich nach Basel begleitet, wir wohnen direkt im Zentrum und fühlen uns sehr wohl. Basel ist eine äußerst lebenswerte Stadt. Obwohl ich in einem kleinen Örtchen in der Eifel aufgewachsen bin, fühle ich mich in der City wohler. Ich glaube, ich bin mittlerweile ein richtiger Stadtmensch und brauche ein bisschen Abwechslung.

Rückkehr zum 1.FC Köln wahrscheinlich

War der Tapetenwechsel im vergangenen Januar notwendig, oder wären Sie noch gerne länger beim FC geblieben?

Natürlich wäre ich auch gerne beim FC geblieben. Der FC ist schließlich mein Verein, 14 Jahre habe ich für ihn gespielt. Aber ich war plötzlich außen vor und kam nicht mehr zum Einsatz. Es war klar, dass ich etwas an meiner Situation verändern musste. Es gab für mich auch andere Möglichkeiten, ich hatte auch Anfragen aus Deutschland, aber den FC Basel sah ich als das beste Gesamtpaket an.

Sie galten in Köln als eines der größten Talente. 2020 wurden Sie mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester U-19-Nachwuchsspieler ausgezeichnet. Wie haben Sie den Karriereknick verkraftet?

Das war eine schwierige Zeit für mich, keine Frage. In meiner Karriere war es zuvor nur aufwärts gegangen. Wenn du dann plötzlich keine große Rolle mehr spielst, ist das vor allem für einen jungen Spieler nicht einfach, damit umzugehen. Es ist in Köln anders gekommen, als ich mir es erträumt oder erhofft hatte. Ich habe versucht, aus der Situation etwas zu lernen, die richtigen Schlüsse aus ihr zu ziehen. Ich habe überlegt, was besser machen kann. Ich bin keinem böse, am Ende bin ich selbst für meine Karriere verantwortlich.

Haben Sie beim FC kein Vertrauen mehr gespürt?

Steffen Baumgart und ich hatten einen respektvollen Umgang, es ist mir wichtig, das klarzustellen. Er ist ohnehin ein Glücksfall für den 1. FC Köln. Aber wenn du kaum noch spielst, dann spürst du automatisch nicht mehr das große Vertrauen. Ich habe mich mit der sportlichen Führung vernünftig ausgetauscht, und wir haben überlegt, was die beste Lösung sein könnte. Das war erst einmal eine Ausleihe. Ich stehe weiterhin mit Thomas Kessler (Leiter der Lizenzspielerabteilung, d. Red.) in Kontakt, der sich um die Leihspieler des FC kümmert.

Ist es richtig, dass sich der vorerst einjährige Leihvertrag mit Basel aufgrund einer Option bis mindestens Juni 2023 verlängert?

Richtig. Der Leihvertrag mit Basel läuft bis zum 30. Juni 2023.

Können Sie sich eine Rückkehr zum FC vorstellen beziehungsweise ist diese auch realistisch?

Mein Vertrag beim FC läuft noch bis Sommer 2024. Vorerst gehe ich davon aus, dass ich nach der Saison nach Köln zurückkehre. Ich habe das Gefühl, dass ich mit dem FC noch nicht fertig bin und würde mich gerne in Köln noch einmal beweisen.

Sie sind jetzt 21 Jahre alt. Ist das jetzt schon eine entscheidende Phase für Ihre Karriere?

Ja, so würde ich es auch sehen, das ist jetzt schon eine ganz wichtige Phase für meine Karriere. Aber welche Phase ist denn unwichtig? Mit 18, 19 Jahren musst du so gut performen, um den Schritt zu den Profis zu schaffen. Und auch mit Mitte 20 kannst du dich nicht zurücklehnen und musst deine Leistungen bringen.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung des FC?

In den ersten Monaten war ich ganz angetan von der Entwicklung des FC. Steffen Baumgart hat schon unheimlich viel bewegt. Er lässt mutigen, attraktiven Fußball spielen. Zuletzt wirkte die Mannschaft doch etwas müde. Man sollte nicht vergessen, wo der FC herkommt. Ich bin mir sicher, dass es mit dem FC im neuen Jahr wieder bergauf geht und er den Klassenerhalt schafft.

Das Gespräch führte Lars Werner

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