1. FC KölnSchwäbe hat sich zum Top-Torwart entwickelt – und zum Kandidaten für die DFB-Elf?

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Marvin Schwäbe, Torhüter des 1. FC Köln

Marvin Schwäbe, Torhüter des 1. FC Köln

Besonders im neuen Jahr zeigt sich FC-Torhüter Marvin Schwäbe in außergewöhnlicher Verfassung.

Am Rosenmontag wird Marvin Schwäbe „eine besondere Ehre“ zuteil, auf die er sich sehr freue, wie er sagt. Denn der Torhüter des 1. FC Köln wird erstmals im Rosenmontagszug mitfahren, neben ihm sind aus der Mannschaft auch Dejan Ljubicic, Jan Thielmann, Timo Hübers und Trainer Steffen Baumgart beim Höhepunkt des Karnevals auf dem FC-Wagen dabei.

„Nach der Corona-Pause ist die Freude sogar noch mal größer, dass ich oben auf dem Wagen stehen darf. Wenn man dafür auserkoren wurde, dann macht man das auch – da gibt es gar keine Diskussionen“, stellte der Keeper klar, der eine Verbindung zum jecken Treiben hat. Der 27-Jährige steht zwar erst seit Sommer 2021 beim FC unter Vertrag und stammt gebürtig aus der hessischen Kleinstadt Dieburg, doch die hat mit Karneval respektive Fasching oder Fastnacht, wie es dort heißt, mehr zu tun, als man vermuten könnte. „In meiner Heimat wird Karneval – oder dort Fassenachd – auch groß gefeiert. In Dieburg gibt es den ältesten Karnevalsverein Deutschlands. Ich bin damit großgeworden, das ist nicht fremd für mich“, sagt Schwäbe.

Marvin Schwäbe, der Karnevalist

Ob der Karnevalverein Dieburg 1838 e.V. tatsächlich der älteste Deutschlands ist, werden gewiss   die Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V. anzweifeln, ganz sicher sind die Roten Funken das älteste Traditionskorps im Kölner Karneval. Zusammen mit den Helligen Knäächten un Mägden nahmen sie am 10. Februar 1823 auch am ersten Kölner Rosenmontagszug teil. Aber ebenso sicher ist, dass die Dieburger Jecken mit mehr als 1800 Mitgliedern zu den größten Karnevalsgesellschaften Deutschlands gehören.

Wie dem auch sei: Schwäbe merkt in diesen Tagen noch mehr als in seinen ersten anderthalb Jahren in Köln zuvor, dass er bei keinem ganz normalen Verein spielt. Nach dem starken 3:0-Erfolg gegen Frankfurt wurde erst der 75. Geburtstag des Klubs groß gefeiert, am Dienstagabend steht nach drei Jahren Corona-Pause auch wieder die FC-Karnevalssitzung auf dem Programm, zu der der Torwart als Jet-Pilot kostümiert erscheinen will.

1. FC Köln ist am Samstag zu Gast in Stuttgart

Doch Schwäbe, dafür ist er viel zu professionell und ehrgeizig, wird keine Probleme haben, den Fokus schnell wieder auf seinen Job zu lenken. Denn am Samstag (15.30 Uhr/Sky) tritt der FC beim VfB Stuttgart an, der unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia in fünf Spielen nur zwei Punkte holte, auf Platz 17 zurückgefallen ist und mit 16 Punkten zehn weniger auf dem Konto hat als die Kölner. Schwäbe fühlt sich in der Rolle wohl, dass auf dem Gegner noch mehr Druck lastet. Er sieht das Spiel als „Chance. Wir werden alles, was möglich ist, versuchen, unseren Spielstil durchzudrücken. Dann hat jeder Gegner gegen uns Probleme – erst recht, wenn dieser unter Druck steht und ein paar Schwierigkeiten hat. Das gilt es auszunutzen“, fordert Schwäbe vor dem Spiel am Samstag.

In den vergangenen drei Spielen blieben Schwäbe und somit die Kölner ohne Gegentor. In der Hinrunde war dem Keeper eine weiße Weste nur einmal vergönnt. Doch richtig überrascht vom guten Lauf nach dem Restart mit neun Punkten aus fünf Partien und nur zwei Gegentoren ist der Keeper nach eigener Aussage nicht. „Wenn man unsere Leistungen gesehen hat, dann ist unsere Punktausbeute gewiss verdient. Wenn wir weiter an diese Leistungen anknüpfen, dann können wir in eine gute Zukunft blicken, dann geht der Blick eher nach oben denn nach unten.“

Die Gründe für den Aufschwung liegen für Schwäbe auf der Hand. In der Hinrunde habe man auch durch die internationalen Spiele ein paar Körner gelassen, die fielen nun weg, die Mannschaft sei nach der WM-Pause wieder richtig fit. „Wir hatten eine super Vorbereitung im Winter und auch an ein paar Stellschrauben vor allem in der Defensive gedreht. Im ganzen Defensivverhalten haben wir uns verbessert und zugelegt. Wir haben auch gegen Champions-League-Teams gezeigt, wo wir stehen und was wir können“, sagt der Torhüter.

Top-Werte für Marvin Schwäbe

Wann er selbst mal drei Spiele zu Null absolviert habe, daran könne er sich auf Anhieb nicht erinnern. Doch unstrittig ist, dass Schwäbe (Paradenquote 61,2 Prozent, 52 gehaltene Torschüsse) einen großen Anteil am Aufschwung hat. Der „Kicker“ führte ihn in seiner Rangliste bereits in der WM-Pause in der „internationalen Klasse“ auf Platz vier, vor ihm lagen nur Gregor Kobel, Yann Sommer und Kevin Trapp. Und das alles vor Schwäbes Zu-Null-Serie und seinem Gala-Auftritt in München, als er erst kurz vor Schluss durch einen Weitschuss von Joshua Kimmich bezwungen wurde.

Der beidfüßige Keeper, der vor rund 15 Monaten die langjährige Nummer eins, Timo Horn, aus dem Tor verdrängt hatte, genießt nicht nur ligaweit eine sehr gute Reputation – was ihn auch selbst freut: „Natürlich schmeichelt das. Das gibt einem ein gutes Gefühl. Grundsätzlich steckt dahinter auch harte Arbeit. Ich freue mich, dass es so gesehen wird. Es liegt an mir, dass jedes Wochenende auch zu zeigen und zu bestätigen“, sagt Schwäbe, dessen Vertrag beim FC noch bis Juni 2024 läuft und der bei weiterhin so starken Leistungen auch für noch höhere Aufgaben infrage käme.

Denn während die Nationaltorhüter Manuel Neuer (36), Marc-André ter Stegen (30) oder Kevin Trapp (32) die Dreißig überschritten haben, hat Schwäbe mit seinen 27 Jahren noch mehr Zukunft vor sich. Die Konkurrenten scheinen noch übermächtig, doch völlig abwegig ist eine künftige DFB-Nominierung von Schwäbe nicht mehr.